Manuela Fetz: «Ein Zuckerberg für Graubünden»

Manuela Fetz: «Ein Zuckerberg für Graubünden»

Manuela Fetz
08.02.2018

Graubünden. Das sind 1000 Gipfel, 150 Täler und 615 Seen. Aber ein Zuckerberg? Den gibt’s im Bündnerland nicht. Noch nicht. Geschicktes Standortmarketing könnte aus unserem Bergkanton ein Silicon Valley machen. Wären da nicht gewisse Hürden.

Deutschland ist eine Autofahrernation. Rund 80 Prozent der Deutschen verfügen über ein Auto. Kein Wunder, denn die Autoindustrie gilt als Motor der bundesdeutschen Wirtschaft. VW, Opel, Audi, Porsche, BMW und Daimler schaffen Millionen von Jobs. Und das schon seit Jahrzehnten. Audi ist seit 1909 auf dem Markt. BMW seit 1916. Und Tesla? Den amerikanischen Autobauer gibt es seit 2003. Das von Elon Musk gegründete Unternehmen denkt Mobilität neu. Die junge Firma ist innovativ und ehrgeizig. Eine Formel, die nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern auch die Energiewende vorantreibt.

«Graubünden hat alles, was man wirklich für Innovation braucht.»
Was aber hat Graubünden mit Tesla zu tun? Eine ganze Menge, denn das Beispiel des jungen Unternehmens zeigt, wie schnell altgediente Branchenriesen heutzutage von jungen, dynamischen Firmen in die Ecke gedrängt werden können. Dazu braucht es nicht viel. Kluge Köpfe, welche ihre Ideen mit Ehrgeiz und Herzblut umsetzen könnten. Und ein Umfeld in dem das möglich ist. Mehr braucht es nicht. Das Problem: viele Bündner zieht es ins Unterland. Meist nach Zürich. In der Fachliteratur spricht man von Braindrain. Dem Abfluss von gut ausgebildeten Köpfen und Ideen.

Man kann sagen, dass der Vergleich mit Tesla hinkt. Graubünden als Silicon Valley der Alpen? Ein Ort an dem man auch in Zukunft gerne lebt und eine gute Arbeitsstelle finden kann? So unwahrscheinlich ist das nicht. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass man als offener, moderner Kanton eine ganze Menge erreichen kann. Ich denke da beispielsweise an Achilles Schucan. Ein Bündner, dessen Eltern nach Frankreich ausgewandert sind. 1844 in Avignon geboren studierte Schucan im Unterland und arbeitete später in Deutschland als Ingenieur. Um das Jahr 1882 kam dann der Tesla-Effekt. Der junge Exil-Bündner hat mit der Gründung der Landquart-Davos-Bahn das eisenbahntechnisch und wirtschaftlich ins Abseits geratene Graubünden gerettet. Hunderte von Jobs wurden geschaffen und viele abgelegene Randregionen wurden erstmal verkehrstechnisch miteinander verbunden. Schucans Mut und Herzblut ist es zu verdanken, dass der Kanton mit der heutigen RhB nicht den Anschluss an die Schweiz verloren hat. Vielleicht brauchen wir keinen Zuckerberg und kein Facebook. Aber einen mutigen Schucan würde uns definitiv guttun.

 

 

(Bild: GRHeute)

Juristin und Co-Präseidentin der Jungfreisinnigen Graubünden