Nationalrätin Sandra Locher Benguerel hat anlässlich einer Medienkonferenz der SP Graubünden über ihren Entscheid informiert, bei den Wahlen 2023 nicht mehr anzutreten. Erneut ins Rennen um einen Nationalratssitz steigt dagegen Jon Pult. Die SP Graubünden zeigt sich auch in der neuen Ausgangslage zuversichtlich, ihre beiden Nationalratssitze zu verteidigen.
Für die Öffentlichkeit kommt die Nachricht überraschend: Sandra Locher Benguerel, Nationalrätin der SP Graubünden, tritt im Herbst 2023 nicht zur Wiederwahl an. An einer Medienkonferenz vom Donnerstagmorgen in Chur hat sie ihren Entscheid begründet. Gemeinsam mit Locher Benguerel vor die Medien getreten sind ihr Nationalratskollege Jon Pult und Parteipräsident Andri Perl. Pult hat dabei bekräftigt, neuerlich zur Wahl antreten zu wollen. Perl äusserte sein Bedauern über Locher Benguerels Entscheid, erläuterte aber auch, weshalb er die SP in der neuen Ausgangslage gut dafür gerüstet sieht, beide Nationalratssitze zu verteidigen.
Persönliche Neuausrichtung bei Sandra Locher Benguerel
Seit 2006 vertritt Sandra Locher Benguerel ihre Wählenden und ihre Partei mit grossem Engagement in unterschiedlichen Ämtern. Zunächst als Grossratsstellvertreterin, dann als Grossrätin, seit 2019 als Nationalrätin. Auf Ende Legislatur richtet sie sich nun neu aus und verzichtet deshalb darauf, bei den Wahlen im Herbst wieder anzutreten. „Ich habe mich entschieden, nach 16 Jahren Politik in einem neuen Lebensabschnitt meinen Fokus künftig auf meine Kerninteressen in der Bildung zu richten und mich für Kinder und Jugendliche einzusetzen.“ Locher Benguerel konzentriert sich ab 2024 auf ihren Beruf als Lehrerin und ihre Arbeit in der Geschäftsleitung des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz.
Kein einfacher Entscheid
Locher Benguerel machte deutlich, wie schwer ihr der Entscheid gefallen ist. Vorangegangen waren mehrere Monate des Abwägens und ein intensiver, offener und freundschaftlicher Dialog mit der SP Graubünden. Dabei unterstrich sie, dass ihr das Amt als Nationalrätin nach wie vor grosse Freude bereite und sie seit vielen Jahren Beruf, Politik und Verbandsarbeit ausübe: „Ich mache zu Vieles gerne! Es ist mir jedoch nicht möglich, über eine längere Zeit hinweg alles parallel auszuführen.“ Bis Ende der Legislatur bleibt die profilierte Gleichstellungs- und Bildungspolitikerin im Amt und engagiert sich weiterhin tatkräftig in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur. Ausserdem bleibt sie der SP als aktives Mitglied erhalten.
Voll motiviert: Jon Pult tritt an
Neuerlich bei den Nationalratswahlen antreten wird Jon Pult. Auch wenn ihn die Vorstellung schmerze, ohne seine Kollegin und gute Freundin Locher Benguerel in den Wahlkampf zu steigen, stelle er sich voll motiviert zu Wiederwahl. Pult möchte seine Arbeit im Parlament und in der Parteileitung der SP Schweiz fortführen. Er empfinde es als grosses Privileg, die Bündner Bevölkerung und die progressiven Werte der Sozialdemokratie in Bern vertreten zu dürfen. Dazu ergänzte er: „Und ja, das Amt als Nationalrat macht mir Spass!“ Pult präsidiert zurzeit die nationalrätliche Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen und amtet als Vizepräsident der SP Schweiz.
SP zuversichtlich für die Wahlen
Andri Perl erläuterte im Anschluss an die Voten von Pult und Locher Benguerel die neue Ausgangslage für die SP. Der Parteipräsident der SP Graubünden bedauerte den Entscheid seiner amtierenden Nationalrätin, äusserte zugleich Verständnis dafür. Alles in allem sei die SP in einer besseren Ausgangslage als 2019, die Partei werde ihre beiden Sitze deshalb verteidigen. Anders als vor vier Jahren steigt die SP mit einem bisherigen Nationalrat ins Rennen – und zwar einem sehr profilierten. Die SP ist zudem bestrebt, der Klimaallianz, also die Listenverbindung mit GLP und Grünen, zu einer Neuauflage zu verhelfen.
Zu guter Letzt verwies Perl auf die starke Performance der Bündner Sozialdemokratie in den letzten Jahren: Stetiges Wachstum der SP-Fraktion im Grossen Rat seit 2010 von 12 auf 27 Mitglieder, viele erfolgreiche Sachgeschäfte von der Kinderbetreuung, über den Green Deal bis zum neuen Wahlsystem und Erfolge bei kommunalen Wahlen (zum Beispiel mit der Wahl von Philipp Wilhelm zum Davoser Landammann). Hinzu kommt ein stetiges Wachstum bei den Mitgliedern. Die SP öffnet nun ein Kandidaturfenster für interessierte Kandidierende und nominiert ihre Liste am Parteitag vom 15. April 2023.
(Bild: Archiv/SP)