Bibi Vaplan: «Das mit der Modelinie ging in die Hosen.»

Bibi Vaplan: «Das mit der Modelinie ging in die Hosen.»

Anfang Jahr haben exklusiv darüber berichtet, dass die Bündner Musikerin und Sängerin Bibi Vaplan unter die Literaten geht. Nun liegt ihr erstes Buch «Bibi Vaplan und die Farben der Worte» vor und wir haben der Engadinerin auf den Zahn gefühlt.

Sie gilt als eine der wichtigsten romanischen Künstlerinnen der letzten Jahre, hat inzwischen fünf Tonträger veröffentlicht, einen Förderpreis und zwei Werkbeiträge vom Kanton Graubünden für ihr Schaffen erhalten. Doch die Scuolerin wollte mehr als nur Musikerin sein, drum schrieb sie ein Buch mit dem Titel «Bibi Vaplan und die Farben der Worte», welches nun Ende November über den Zytglogge Verlag erscheint. Wir haben mit Bibi Vaplan über ihr neues Buch gesprochen und einen Blick in die Zukunft gewagt.

Wie lange hast du an deinem lyrischen Debüt gefeilt?

Da es nicht ein Roman ist, ist es schwierig zu sagen, wann der eigentliche Prozess angefangen hat. Das Buch enthält Texte ab dem Jahr 2006. An der Auswahl und an den Texten gefeilt habe ich zusammen mit Bettina Vital und Silke Schmeing ab Oktober 2015.

Wie kam es ursprünglich neben dem Musizieren zu der Idee, ein Buch zu schreiben?

Über die Jahre hat sich enorm viel Textmaterial angesammelt. Immer war der Sinn vom Schreiben der, Texte für meine Lieder zu haben. So hatten diese auch immer der Melodie zu dienen. Im Sommer 2015 entstand dann in mir der tiefe Wunsch, einmal Texte freigelöst von der Musik schreiben und erleben zu können. Ich habe mich dann an meinen Kindheitstraum erinnert, einmal ein Buch schreiben zu wollen.

Was erwartet deine Leser?

Das ist wohl etwas schwierig von meiner Perspektive aus zu beurteilen. Aber ich hoffe sehr, dass meine Texte überraschen, Mut machen, zum Lachen bringen, zum Weinen, zum Nachdenken oder einfach inspirieren. Es ist ein Buch mit Gedichten, kleinen Erählungen, Worte, Sätze und Illustrationen. Vor allem aber, muss man den Handstand können, um das Buch in verschiedenen Sprachen zu lesen. Oder aber man dreht das Buch einfach.

Das Buch ist in zwei Sprachen geschrieben. Wünschst du dir so eine grössere Akzeptanz für deine Muttersprache?

Ich habe das Buch nicht aus diesem Anliegen zweisprachig geschrieben. Jede Sprache hat für mich einen eigenen Klang, eine eigene Geschichte, eigene Farben. Es gibt zum Teil Texte, die nur auf Deusch sind, weil ich sie ursprünglich so geschrieben habe. Einige sind nur auf Romanisch, da eine Übersetzung nicht möglich gewesen wäre. Ich habe die Texte immer so geschrieben, wie ich sie mir zuerst gedacht habe. Es gibt auch etwas weniges in Englisch. Die Romanischen Texte habe ich natürlich übersetzt, damit es auch alle verstehen können. Was eine spannende, aber auch grosse Herausforderung war.
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Du veröffentlichst beim renommierten Zytgloggeverlag, wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Zytglogge ist letztes Jahr mit dem Wunsch auf mich zugekommen, eine CD zusammen zu veröffentlichen. Da ich schon bei R-tunes unter Vertrag bin, habe ich gesagt: «Eine CD können wir nicht zusammen machen, aber vielleicht ein Buch?» Ihnen hat das Manuskript gefallen und so steht nun bald das erste Bibi Vaplan-Buch bei ihnen in den Regalen.

Du hast bereits zwei Werkbeiträge und einen Förderpreis vom Kanton Graubünden erhalten für deine musikalischen Projekte. Ist Kultur ohne Fördergelder heutzutage überhaupt noch realisierbar?

Ich bin der Überzeugung, dass die Menschen Kultur brauchen: Musik, Farben, Formen, Inspirationen und dass ihre Herzen immer wieder von einer anderen Seite durch die Kultur berührt werden können. Ohne die Fördergelder wäre dies auch möglich, aber unter bedeutend schwierigeren Umständen. Durch den Förderpreis von 2009 hatte ich den Mut, mein erstes Bibi Vaplan-Album zu machen. Ich denke, ich wäre nicht da, wo ich heute stehe, ohne die Unterstützung vom Kanton Graubünden und von vielen anderen Stiftungen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Was zeichnet deine Projekte aus, dass du solche hohen Zuwendungen erhältst?

Darüber kann ich nur spekulieren. Vielleicht, dass ich nicht aufgebe?

Wie geht es weiter nach dem Buchrelease? Sind weitere Bücher geplant?

Ich würde sicher gerne mal einen Roman schreiben. Aber nach «Bibi Vaplan und die Farben der Worte» widme ich mich zuerst wieder der Musik.

Werkelst du schon an einem neuen Album?

Ja, ich habe viele neue Songs geschrieben. Im Dezember probe ich mit meinen Musikern, dann schon zum zweiten Mal intensiv. Im Februar geht’s ins Studio.

Du hast nun mit der Literatur ein zweites Standbein. Sind weitere Expansionsionen geplant? Beispielsweise im schauspielerischen Bereich?

Ja, ich möchte unbedingt mal neben Tyler Blackburn vor der Kamera stehen. Nein quatsch, die Bühne und die Musik sind mein Leben. Das mit dem Buch ist nahe gelegen, weil mir immer wichtig war, über was ich in meiner Musik singe. Dementsprechen hatte ich auch immer eine intensive Auseinandersetzung mit dem Schreiben. Eine Bibi Vaplan-Modelinie würde mir auch gefallen. Ich habe mal bei einer Modefirma angerufen und gesagt: «Hallo, ich bin Bibi Vaplan, wollen sie nicht mit mir eine Modelinie entwerfen?» Das ging aber in die Hosen. 

Die Künstlerin Ursina und Roli von Me + Marie starten aktuell ziemlich durch mit englischen Liedern. Sind Lieder in anderen Sprachen für dich keine Option?

Ich habe vor 2009 nur English gesungen und auch oft bei Bands (The Clowns, John Geilo u.a) gespielt, die in Englisch gesungen haben. Momentan ist das aber keine Option für mich. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Zudem motiviert es mich immer wieder, weil ich denke: «Bibi, du muss einfach nur so gute Musik schreiben, dass die Sprache keine Rolle mehr spielt.»

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//www.zytglogge.ch/buchprogramm/belletristik/?tx_gishop_pi1%5Bpuid%5D=979" target="_blank">hier. Für alle, die am 26. verhindert sind, liest Bibi Vaplan ausserdem am 13. Dezember 2016 in der Werkstatt Chur. Mehr Informationen zu Bibi und ihren weiteren Terminen gibt’s auf ihrer Webseite.

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(Bilder: zVg.)

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Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.