Familienarmut steigt weiter an

Familienarmut steigt weiter an

GRHeute
26.10.2021

Entgegen dem Trend in den 14 Städten sind in der Stadt Chur die Fallzahlen 2020 gegenüber dem Vorjahr um 4.8 % gestiegen. Familien sind davon besonders betroffen. Die Sozialhilfequote lag im Städtevergleich dennoch bei tiefen 3.1 % (Vorjahr 2.9 %). Stark gefordert ist Chur mit dem zweithöchsten Anteil an Geflüchteten. Ein besonders hohes Sozialhilferisiko besteht bei alleinerziehenden Eltern mit ihren Kindern, bei den 36 bis 45-Jährigen und bei Ausländerinnen und Ausländern. Dies zeigt der heute veröffentlichte Kennzahlenbericht zur Sozialhilfe 2020 der Städteinitiative Sozialpolitik und der Berner Fachhochschule.

Bedarf an Sozialhilfe in den Städten stabil – in Chur zwischenzeitlich steigend

Mit der steigenden Einwohnerzahl 2020 ist auch die Zahl der Sozialhilfebeziehenden in der Stadt Chur gestiegen. Die Einwohnerzahl ist um 1.7 % gestiegen, die Sozialhilfefälle jedoch um 4.8 %. Die Anzahl unterstützter Personen gar um 7.8 %. Das bedeutet, dass insbesondere Familien betroffen sind. Mildernder Umstand insgesamt ist, dass in Chur die Arbeitslosenquote mit 1.8 % sehr tief war und die Sozialhilfequote mit 3.1 % zu den niedrigsten unter den 14 Städten gehörte. Ein Blick in die aktuellen Sozialhilfe-Zahlen gibt in Bezug auf den Fallanstieg wieder Entwarnung. Die Fallzahlen sind über den Sommer 2021 bereits wieder unter das Niveau vor der Corona-Pandemie gesunken (September 2021: 600; September 2019: 602).

Hohes Sozialhilferisiko von Haushalten mit Kindern in Chur

Haushalte mit minderjährigen Kindern haben in Chur nach wie vor ein doppelt so hohes Sozialhilferisiko wie Haushalte ohne Minderjährige. Ihr Anteil ist 2020 im Städtevergleich mit plus 2.3 % besonders stark gestiegen. Der Trend der Vorjahre hält unverändert an. Insbesondere Einelternhaushalte sind davon betroffen, die im Allgemeinen hauptsächlich von Frauen nach einer Trennung oder Scheidung geführt werden. Mittlerweile bezieht mehr als jeder vierte Einelternhausalt in Chur Sozialhilfe.
Herausforderung Integration von Geflüchteten

Chur ist bei der Integration von Flüchtlingen überdurchschnittlich stark gefordert. Ihr Anteil ist mit 2.68 % sehr hoch. Die Gemeinden übernehmen zunehmend die Verantwortung für Personen, die 2015 als Flüchtlinge in die Schweiz kamen. Das Sozialhilferisiko der ausländischen Bevölkerung ist in der Stadt Chur stark erhöht, Tendenz steigend. Das trifft vor allem auf Städte mit unterdurchschnittlichem Anteil ausländischer Personen in der Wohnbevölkerung zu, zu denen auch Chur gehört.

Fazit für die Stadt Chur

Im Fokusthema des Kennzahlenberichts wird der wiederholte Bezug von Sozialhilfe genauer betrachtet. Dabei zeigt sich, dass der wiederholte Bezug von Sozialhilfe ein weitverbreitetes Phänomen ist. Betroffene schaffen es zwar, sich von der Sozialhilfe zu lösen, bleiben aber armutsgefährdet. Bereits unvorhergesehene Ausgaben wie eine Zahnarztrechnung oder instabile Arbeitsverhältnisse wie Saison-, Teilzeit- oder Temporärarbeit können wieder in die Sozialhilfe führen.

Die Dienststelle Gesellschaft der Stadt Chur setzt deshalb konsequent weiter auf die frühe Förderung, die verstärkte Förderung der familienergänzenden Kinderbetreuung und auf die Aus- oder Weiterbildung von Sozialhilfeempfängern.

(Quelle: Stadt Chur)

author

GRHeute

www.grheute.ch
GRHeute Redaktion