«Von Pflanzen lernen»

«Von Pflanzen lernen»

GRHeute
14.03.2022

Wenn ein Künstler im 21. Jahrhundert mit einer Forscherin einen Berg besteigt, was haben die beiden dann im Sinn?

Hinter den Kunstwerken und Filmen in unserer Kunsthalle von Uriel Orlow steckt weit mehr als auf den ersten, und vielleicht auch zweiten, Blick ersichtlich. Der Künstler hat sich für «Up up up» intensiv mit der Engadiner Natur und der Pflanzenforschung beschäftigt. Dafür war er unter anderem mit der Biologin Sonja Wipf vom Nationalpark Zernez in den Bergen unterwegs, hat beobachtet, Forschungsresultate gesammelt und verwertet.

Pflanzen stehen in seiner künstlerischen Praxis wiederholt als Akteure auf der gesellschaftlichen Bühne.

Wie reagieren alpine Pflanzen auf die zunehmende Erwärmung? Was können Menschen von diesen Anpassungsprozessen lernen? Welche Rolle kann Kunst in der Vermittlung zwischen Natur und Mensch sowie zwischen Wissenschaft und Kultur spielen?

In dem Transdisziplinären Gespräch gehen sie mit Uriel Orlow und FachexpertInnen diesen und weiteren Fragen genauer auf den Grund und reichern sie auch kulturwissenschaftlich und philosophisch an.

Mit dabei sind:

  • Dr. Sonja Wipf
    Leiterin Forschung und Monitoring, Schweizerischer Nationalpark, Zernez
  • Prof. Dr. Boris Previšić
    Direktor Institut Kulturen der Alpen, Universität Luzern
  • Dr. Andreas Weber
    Biologe und Philosoph, Berlin

Der Nachmittag beginnt mit jeweils einem vorbereiteten Kurz-Input der Gäste. Nach einer Pause steigen wir in die Podiumsdiskussion mit allen Beteiligten auf der Bühne ein. Moderiert wird die Runde von Sabine Rusterholz Pedko – Kuratorin der Ausstellung und Christoph Rösch – Co-Direktor Fundaziun Nairs.

Man darf gespannt sein auf die Annäherung von Kunst und Natur, Wissenschaft und Darstellung, Erkenntnisse und Bekenntnisse und was die Pflanzen dieser Bergwelten so alles zu berichten haben.

Zu Uriel Orlow

Der Künstler Uriel Orlow (*1973 in Zürich) lebt und arbeitet in Lissabon, London und Zürich. Er studierte am Central Saint Martins College of Art & Design London, der Slade School of Art sowie der Université de Genève und promovierte 2002 in Bildender Kunst. Er wurde mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter 2015 den jährlichen Kunstpreis der Stadt Zürich und drei Swiss Art Awards (2008, 2009, 2012). Zu den aktuellsten Einzelausstellungen gehören die Kunsthalle Mainz, La Loge Brüssel und State of Concept Athen (alle 2020).

Seit Beginn entwickelt Uriel Orlow seine künstlerische Arbeit durch ausgedehnte Recherchen und in Gesprächen mit Menschen. Ausgangspunkt ist immer ein historischer Ort, ein Gebäude oder ein Gegenstand, der von den grossen Erzählungen der Geschichtsschreibung unbeachtet geblieben ist. Seine Vorgehensweise ist forschungsbasiert, prozessorientiert und multidisziplinär und umfasst Film, Fotografie, Zeichnung und Sound. Er ist bekannt für Single-Screen- Filmarbeiten, Lecture-Performances und modulare, multimediale Installationen, die sich auf spezifische Orte und Mikrogeschichten konzentrieren und verschiedene Bildregime und Erzählweisen in Korrespondenz bringen. Seine Praxis beschäftigte sich in den vergangenen Jahren mehrheitlich mit Resten des Kolonialismus, räumlichen Manifestationen der Erinnerung, blinden Flecken der Repräsentation und Pflanzen als politische Akteure. Er nahm bisher insbesondere Pflanzen als Zeugen der Geschichte kolonialer Verstrickungen in den Fokus und arbeitete mehrmals in Afrika oder Indien. In unberührten Terrains sammelt der Künstler die Erinnerungen und Materialien vergangener Konflikte, die sich beharrlich in die jüngste, politische und soziale Gegenwart schieben. Seine auf reale Orte Bezug nehmenden Installationen formieren sich zu mentalen Räumen voller Lücken und unbestimmter Perspektiven, die man auch als dreidimensionale Erweiterung der künstlerischen Verfahrensweise des Essayfilms beschreiben kann.

(Quelle: FUNDAZIUN NAIRS)

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