Nach dem Ja des Churer Gemeinderates zum neuen Bahnprojekt und zur Entwicklung des gesamten Stadthallenareals herrscht bei den Verantwortlichen der Bergbahnen Chur-Dreibündenstein AG Zuversicht und Aufbruchstimmung. Am 8. März 2026 entscheidet nun das Stimmvolk über die Zukunft seines Hausbergs. Peter Engler, Mitglied des Verwaltungsrates, gibt Antworten auf zentrale Fragen.
Herr Engler, das neue Bergbahn-Projekt bewegt die Churerinnen und Churer. Der Hausberg und seine Bahn gehen alle an. Einige Stimmen behaupten, die vorliegende Lösung sei Luxus und eine Teilsanierung wäre die bessere Lösung. Wie beurteilen Sie dies als Bergbahn-Experte?
Peter Engler: Ich habe hier eine klare Meinung: Das nun vorliegende, ausführungsreife Bahnprojekt entspricht dem heutigen Technikstandard, nichts weniger, nichts mehr. Die neue Bergbahn schafft eine Direktverbindung nach Brambrüesch, der sowohl der Stadtrat, der Gemeinderat und das Stimmvolk in einer ersten Vorlage zustimmten. Nur eine Direktverbindung bringt den notwendigen Nutzen für den Betrieb und die Stadt. Eine Teilsanierung – also nur der Ersatz der oberen Sektion – kostet am Ende fast doppelt so viel. Daher ist das aktuell keine Option für Chur.
Wie kommen Sie zu dieser Berechnung?
Peter Engler: Das ist ganz einfach. Erstens sind bei einer Teilsanierung aus geologischen Gründen zusätzliche Investitionen in die Mittelstation nötig. Zweitens sind Investitionen gemäss Behindertengleichstellungsgesetz an der bestehenden Infrastruktur zwingend. Drittens müsste bei einer Teilsanierung der Betrieb für mindestens drei Saisons – also eineinhalb Jahre – unterbrochen werden, was einen Einnahmeausfall von drei bis vier Millionen Franken bedeutet. Viertens wäre die Bahn nach einer Teilsanierung nicht wirtschaftlich zu betreiben. Dies würde bedeuten, dass die Bergbahnen Chur-Dreibündenstein weiterhin auf einen jährlichen Betriebsbeitrag der Stadt, heute rund 400’000 Franken, angewiesen sein wird. Nur eine neue Direktverbindung erlaubt einen kosteneffizienten Betrieb. Und last but not least verhindert eine Teilsanierung die Entwicklung des gesamten Stadthallenareals und damit Gewinne für die Stadt.
In Zahlen ausgedrückt: Was würde denn eine Teilsanierung im Endeffekt kosten?
Die aktuellen Berechnungen gehen von Gesamtkosten von 65 Millionen Franken aus, die eine Teilsanierung letztlich kosten würde. Denn spätestens in 7 bis 8 Jahren müsste auch die untere Sektion saniert und den neusten Vorschriften angepasst werden. Die Netto-Kosten für den kompletten Ersatz der Bahn – wie es jetzt dem Churer Souverän unterbreitet wird – belaufen sich hingegen auf 33.7 Millionen Franken. Sprich: Eine Teilsanierung wird fast das Doppelte kosten.
Stichwort Betriebsunterbruch: Gibt es beim Bau der neuen Bahn keine Pause?
Peter Engler: Nein. Die neue Direktverbindung kann parallel zum Betrieb der alten Bahn gebaut werden. Nur etwa einen Monat vor der Inbetriebnahme gäbe es einen Unterbruch, was ein weiterer, grosser Vorteil des neuen Projekts ist.
Was erhoffen Sie sich vom neuen Projekt?
Peter Engler: Die neue Bergbahn stärkt das Naherholungsgebiet Brambrüesch und stellt sicher, dass Einheimische und Gäste den Berg ganzjährig geniessen können. Mit der neuen Direktverbindung ist die Bahn künftig wirtschaftlich unabhängig. Dank der Trennung von Bikern und Wanderern in verschiedenen Gondeln wird auch der Komfort, neben der uneingeschränkten Fahrt für alle Gäste, massiv gesteigert.
2019 wurde bereits über dieses Projekt abgestimmt. Umgesetzt wurde das Projekt allerdings nicht – und teurer ist es ebenfalls geworden. Warum wird nun erneut abgestimmt?
Peter Engler: Einerseits gab es in den letzten Jahren eine starke Teuerung im Bausektor aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs. Das war nicht vorhersehbar. Andererseits beinhaltet die neue Vorlage die Entwicklung des gesamten Stadthallenareals. Die Talstation wird auf Wunsch der Stadt an den Rand des Areals verschoben. Somit wird das gesamte Areal frei für die Weiterentwicklung. Das schafft einen Mehrwert mit Aussichten auf Gewinn für die Stadt. Die reinen Kosten für die Bahn sind nicht wesentlich teurer, aber seit 2019 schlägt eine nicht vorhersehbare und überdurchschnittlich hohe Teuerung zu Buche.
Wie weit ist das Projekt heute konkretisiert?
Peter Engler: Wir sind startklar und haben unsere Hausaufgaben gemacht. Das Projekt ist ausführungsreif und bereit für die Bewilligungsverfahren. Das Plangenehmigungsgesuch mit rund 160 Dokumenten, Gutachten und Expertisen ist ausgearbeitet und vom BAV vorgeprüft. Sämtliche Umweltverbände sind involviert und unterstützen das Projekt. Bei einem Ja an der Urne würde das ordentliche Verfahren eingeleitet und so könnte die neue Direktverbindung im Dezember 2028 in Betrieb gehen.
Sind Sie zuversichtlich, dass die Vorlage angenommen wird?
Peter Engler: Ich hoffe auf eine breite Zustimmung an der Urne. Mit der neuen Bahn bleibt Brambrüesch nicht nur für jene Churerinnen und Churer, die schon seit Kinderjahren an «ihrem» Berg zuhause sind, sondern auch für künftige Generationen erhalten. Die Beliebtheit des Hausbergs zeigen die erfreulichen Gästezahlen das ganze Jahr hindurch. Neben einer Aufwertung des touristischen Angebotes profitiert die Stadt Chur dank dem freien Areal ebenfalls vom Projekt. Ich denke, dass diese Argumente für sich sprechen.
Peter Engler ist Bergbahn-Experte und Mitglied des Verwaltungsrats der Bergbahnen Chur Dreibündenstein AG, dies als Vertreter der Stadt Chur.
Weitere Informationen zum neuen Brambrüeschbahn-Projekt unter www.uffa-projekt.ch. Warum sich die neue Bahn gleich mehrfach lohnt, erklärt der Kurzfilm zu Brambrüesch.

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(Bild Peter Engler: Caroline Staeger/zVg./Illustration: Julian Kirchner)



