Als wir mit unserer jungen Familie im Sommer 2002 von Köln nach Bergün zogen, haben wir unseren drei Kindern nahegelegt, anders als in der Grossstadt, hier im Bündnerland die Menschen auf der Strasse zu grüssen und ihnen dabei ein Lächeln zu schenken. Es war zur gleichen Zeit, als mir jeden Morgen um neun Uhr in Bergün ein einheimischer, mürrisch scheinender alter Bauer mit seinem Hund begegnete. Dabei viel mir bald auf, dass egal ob ich den Bauern auf Deutsch, Romanisch oder Italienisch grüsste, er meinen Gruss nie erwiderte. Nicht einmal ein Murren war zu vernehmen. Selbst der Hund schaute weg. Bei einem Kaffeeplausch mit Freunden habe ich dann erfahren, dass der Bauer niemanden im Dorf grüsst. So beschlossen wir als Familie gemeinsam mit den Freunden, den Bauern solange zu Grüssen, bis von ihm der Gruss erwidert würde. Es vergingen ganze zwei Jahre, als es bei uns an der Tür klopfte; da stand der Bauer mit seinem Hund vor der Tür. Ohne Begrüssung kam er direkt zum Thema.
Er hätte da eine alte Alphütte und nun gäbe es da eine neue Vorschrift für Holzöfen. Er wisse, dass wir unser Haus ebenfalls mit Holz heizen würden – und habe gehört, dass ich gelernter Bauspengler sei. Ich bat ihn hinein. Stumm schaute er und sein Hund mir zu, wie ich mit wenigen Handgriffen für seinen Ofen eine neue Funkenschutzplatte herrichtete. Es war eine handwerkliche Kleinigkeit – als er die Arbeit bezahlen wollte, lehnte ich ab. Ich bat ihn hingegen darum – warum er auch immer so mürrisch durch das Dorf gehe – mir und meinen Kindern als Ausgleich doch mal ein freundliches Lachen zu schenken. Als ich ihn am anderen Tag um neun Uhr wieder im Dorf sah, winkte er mir, auch wenn verhalten und zögerlich, von der anderen Strassenseite zu – und gelegentlich vernahm ich aus seinem grauen Bart auch ein freundliches Bun di…
In diesem Sommer las ich im Berliner Tagesspiegel vom 18. August von Claudia Seiring eine ähnliche Geschichte. Sie erzählt von Menschen die aus dem bunten Sommerurlaub zurück in das graue Berlin kommen. Im Süden in vollen Zügen die herzliche Gastfreundschaft und die Leichtigkeit des Seins genossen haben, um doch wohl am Flughafen Schönefeld dies alles schon wieder vergessen zu haben. Sie empfiehlt, sich jeden Tag ein Stück Urlaub in den Alltag mitzunehmen. Sei dies, um mal in der S-Bahn für ein weinendes Kind faxen zu machen oder in einem übervollen Restaurant sich zu jemanden anderen an den Tisch zu setzen und ein Gespräch anzufangen. Und auf dem Tresen meiner lieblings Autowerkstatt in Potsdam las ich die Tage „Lächeln macht einfach schöner“. Also, warum folgen wir nicht Udo Jürgens Empfehlung aus dem Jahre 1979, dem Songtext „Nur ein Lächeln, und ein Fremder wird zum Freund“ und machen aus dem Song die Nationalhymne der Touristik-Branche. Wieso also nicht… nur ein Lächeln… für unsere Gäste; das kann doch nicht so schwer sein…!
">Die Tourismus-Total-Expertenrunde von GRHeute berichtet und kommentiert einmal wöchentlich über aktuelle Tourismusthemen für Graubünden.Heute für Sie unverblümt und direkt von der Front: Ditti Bürgin-Brook, la siala entertainment GmbH.
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(Bild: GRHeute)