Das Sommergeschäft gewinnt für Schweizer Bergbahnen zunehmend an Bedeutung. Der Sommer 2024 verdeutlicht indes, dass die Seilbahnbranche in hohem Masse von den Unwägbarkeiten des Wetters abhängig ist. Nach einem Saisonstart mit vielen Niederschlägen und Starkregen war es ab Mitte Juli und im August sonnig und warm, was zu einer positiven Entwicklung der Besucherzahlen führte. Die Monate September und Oktober waren wiederum von Niederschlägen und kalten Temperaturen geprägt. Gesamthaft gesehen ging die Gästezahl im Vergleich zum Vorjahr um 7% zurück, im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt hingegen stieg sie um 5%.
Für das Saison-Monitoring Sommer wertet der Branchenverband Seilbahnen Schweiz die Gästeanzahl (Ersteintritte) in der Sommersaison von über 100 Mitgliedern aus der ganzen Schweiz aus. Die nun vorliegenden Zahlen erlauben eine abschliessende Analyse des Sommers 2024: Auf gesamtschweizerischer Ebene waren 7% weniger Gäste als im Sommer 2023 mit Seilbahnen unterwegs.
Regionale Unterschiede
Betrachtet man die gesamte Sommersaison, so zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Im Vergleich zum letzten Saisonmonitoring vor einem Monat haben sich die Tendenzen zudem verstärkt. Die Bergbahnen im Tessin schliessen als einzige positiv ab (+2%), in den Waadtländer und Freiburger Alpen sind sie auf dem Niveau des Vorjahres, während das Wallis, das Berner Oberland (je -6%) und die Zentralschweiz (-8%) im einstelligen Prozentbereich unter dem Vorjahr sind. Die Ostschweiz und Graubünden schneiden noch etwas schlechter ab (-16% bzw. -18%) (vgl. Abb. 1).
Vorjahresvergleich
Vergleicht man die beiden Sommersaisons 2023 und 2024, so fällt auf, dass die Frequenzen im Monat Juli in etwa gleich gut ausgefallen sind, der aktuelle August sogar besser war als im letzten Jahr. Abgesehen von Phasen mit sehr schönem Wetter ab Mitte Juli und einem heissen August sowie milden Tagen Ende Oktober war der Sommer vielerorts von starken Niederschlägen geprägt. Das über lange Phasen schlechte Wetter war ausschlaggebend, dass dieser Sommer gesamthaft 7% weniger Ersteintritte verzeichnen kann (vgl. Abb. 2).
Gästeherkunft: Bergbahnen mit internationalen Gästen auf der besseren Seite
Bei Bergbahnen, die vorwiegend auf inländische Gäste setzen, beträgt das Minus 11% im Vergleich zum Vorjahr. Demgegenüber verzeichnen Bahnen, die vor allem internationale Gäste oder einen ausgeglichenen Gästemix haben, nur ein Minus von 2%. Die Wettersituation spielt für internationale Gäste bei der Entscheidung für Ausflüge in die Berge eine untergeordnete Rolle, im Gegensatz zur lokalen Bevölkerung.
Vergleich mit dem 5-Jahresdurchschnitt
Die Seilbahnbranche blickt angesichts des Vergleichs mit dem 5-Jahresschnitt dennoch verhalten positiv auf den vergangenen Sommer. So konnte Zuwachs von 5% bei den Ersteintritten verzeichnet werden. Im Vergleich zum 5-Jahresschnitt sind die Gästezahlen in fast allen Regionen gestiegen, ausser in Graubünden und in der Ostschweiz. Die Zuwachsraten sind unterschiedlich hoch und liegen zwischen 8% im Tessin und 25% in der Zentralschweiz. Während im Wallis die Gästezahl auf dem Niveau des 5-Jahresschnitts ist, verzeichnet die Ostschweiz einen Rückgang von 9%, in Graubünden sind es 19% weniger Besucher (vgl. Abb. 3).
«Der vergangene Sommer zeigt, wie sehr die Seilbahnbranche vom Wetter abhängig ist. Gleichzeitig sehen wir, dass bei schönem Wetter Ende Oktober manche Bahn die Saison bis ins erste Novemberwochenende verlängert hat. Diese Flexibilität, dass man den Frühling oder Herbst wetterbedingt auch einmal spontan verlängern kann, wird für die Zukunft eine immer grössere Rolle spielen. Ein koordiniertes Vorgehen von Bergbahnen und Gastrobetrieben innerhalb der Regionen ist hier matchentscheidend», bilanziert Berno Stoffel, Direktor Seilbahnen Schweiz.
(Bilder: zVg.)