Tourismus.Total: «Zukunftsperspektive Touring»

Tourismus.Total: «Zukunftsperspektive Touring»

Kevin Brunold
01.09.2020

Der Tourismussommer 2020 wird in die Geschichtsbücher eingehen und uns noch lange in Erinnerung bleiben. Nach dem Schock im März und der ungewissen Zeit während dem Lockdown kamen die Gäste, und wie. Insbesondere Frau und Herr Schweizer entdeckten diesen Sommer, dass es im eigenen Land viele schönen Plätze gibt, um die Sommerferien zu verbringen.

 

Der Ausnahmesommer 2020 war aus touristischer Sicht in vielerlei Hinsicht sehr aufschlussreich. Einerseits konnten durch die zusätzlichen Gäste die Sommer-Tourismusinfrastrukturen und die Abläufe unter Volllast getestet werden. Aufgrund der Erkenntnisse können diese im Hinblick auf die kommende Sommersaison optimiert werden. Dies wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die Sommerangebote, sowie deren Qualität weiter verbessert werden können.

 

Einen wichtigen Trend für die nächsten Jahre durfte ich direkt von zu Hause aus beobachten konnte. Das Panoramacamping Surcuolm, auf das ich von meinem Balkon aus sehe, hat dieses Jahr sein Angebot um einen zusätzlichen Wohnmobilstellplatz erweitert. Dank der freien Sicht auf diesen Platz konnte ich Tag für Tag beobachten, wie immer wieder neue Wohnmobile ankamen und nach einer bis drei Nächten wieder weitereisten. Es war ein stetes Kommen und Gehen. Ganz anders als bei den Wohnmobilen und Wohnwägen, welche die schöne Anlage des Panoramacampings Surcuolm ansteuerten. Diese verbrachten bewusst eine längere Zeit auf dem gleichen Stellplatz, wo sie sich gemütlich einrichteten. Über einen längeren Zeitraum durfte ich beobachten, dass es im Campingbereich zwei Reisegruppen gibt, welche ihre Ferien unterschiedlich verbringen. Eine Gästegruppe verbringt seine Ferien in einer Tourismusdestination und übernachtet während der ganzen Zeit am gleichen Ort. Die andere Gästegruppe geniesst seine Ferien, indem es auf einer Rundreise unterschiedliche Orte besucht und immer wieder an einem anderen Ort übernachtet.

 

In unserer Tourismusdestination, und vermutlich in vielen anderen Tourismusdestinationen im Kanton Graubünden, lag der Fokus bisher auf die Gäste, welche während ihrer Ferien am gleichen Ort übernachten und nicht «auf der Durchreise» sind. Ich vermute diese Denkhaltung rührt daher, dass bis anhin die Wintersaison dominant war. Bei den Winterferien ist es nämlich nach wie vor so, dass die Gäste während der ganzen Ferien hauptsächlich am gleichen Ort übernachten und im gleichen Skigebiet Skifahren. Die gleichen Gäste haben jedoch im Sommer nicht alle dasselbe Bedürfnis wie im Winter. Ein Teil möchte in den Ferien durch das Land reisen und an unterschiedlichen Orten halt machen. Für die Übernachtung dienen Campingplätze, Wohnmobilstellplätze, Hotels, Pensionen, B&B oder teilweise auch Ferienwohnungen. Die Gäste bewegen sich zu Fuss (Wandern oder Trailrun), mit Bikes oder E-Bikes, mit dem öffentlichen Verkehr (Eisenbahn und Bus) oder mit dem motorisierten Individualverkehr fort. Natürlich sind die umweltschonenden Reisearten zu Fuss, mit dem Bike oder dem ÖV zu bevorzugen.

 

Es ist sehr positiv, dass Graubünden diesen Trend rechtzeitig erkannt hat. Unter Federführung von Graubünden Ferien haben sich eine Grosszahl der Bündner Tourismusdestinationen zum Projekt Alpine Circle zusammengeschlossen. Mit dem Alpine Circle werden die vier Hauptattraktionen Rheinschlucht/Ruinaulta, Landwasserviadukt, Nationalpark und Gletschererlebnis Diavolezza sowie die kleineren Attraktionen rundherum zu einem Gesamterlebnis verbunden. Surselva Tourismus hat sich mit Flims Laax Falera und dem Naturpark Beverin zusammengetan, um die Rheinschlucht/Ruinaulta im Alpine Circle zu betreuen. Eine Tourismusdestination allein könnte das Touring nicht erfolgreich betreiben. Eine Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Tourismusdestination ist daher unabdingbar, damit Graubünden mit dem Alpine Circle ein erstklassiges Touringangebot bereitstellen kann. Es ist sehr erfreulich, dass eine so umfassende Zusammenarbeit zwischen den Tourismusdestinationen in Graubünden gerade in dieser herausfordernden Zeit zustande gekommen ist. Ich bin überzeugt, dass aus dieser Zusammenarbeit im Alpine Circle viele neue grossartige Produkte resultieren werden. Mit vereinten Kräften hat unser Kanton die Chance, im Wachstumsbereich Touring erfolgreich Fuss zu fassen und mit dem Gesamterlebnis Graubünden neue Gäste zu gewinnen.

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(Bild: Graubünden.ch)

Der Tourismus ist das wirtschaftliche Rückgrat von Graubünden. Wir müssen wieder mehr engagierte und initiative Bündnerinnen und Bündner überzeugen im Tourismus Verantwortung zu übernehmen.