Dabu Fantastic: «Haben Chur kennen und lieben gelernt»

Dabu Fantastic: «Haben Chur kennen und lieben gelernt»

Der Zürcher Band Dabu Fantastic ist mit dem Song «Angelina» einer der grössten Mundarthits des Jahres gelungen. Doch warum um Himmelswillen schreibt GRHeute nun über eine Zürcher Band? Dies hat nichts mit Promigeilheit oder dergleichen zu tun. Doch lest selbst.

Der erste Vorgeschmack des neuen Albums von Dabu Fantastic hat mich vom ersten Beat an mitten ins Herz getroffen. Dies mag einerseits vielleicht daran liegen, dass ich vor etwas mehr als zehn Jahren ebenfalls ziemlich verschossen war in eine Angelina. Ich denke jedoch eher, dass Dabu mit dieser Geschichte wie bereits einige Male zuvor schon exakt im richtigen Moment den Zeitgeist getroffen hat. Ach, es steckt ein moderner Lauener in dem Zürcher.

Doch zurück zum Thema: Der Grund für das Interview mit Dabu Bucher ist ein anderer. Denn neben Dabu Bucher und DJ Arts (Andreas Christen) stehen mit Sam Senn, Gianluca Giger und Yves Zogg auch drei Bündner mit auf der Bühne. Der einzige Nichtbündner in der Liveband der zwei Kreativköpfe ist Schlagzeuger Simon Britschgi. Wer bei diesen Namen keinen Aha-Moment erlebt, hat wahrscheinlich in den letzten Jahren wenig Bündner Musik konsumiert. Shame on you!

Somit ist Dabu Fantastic eigentlich zu 50% eine Bündner Band. Seit dem 2. September steht nun ihr neues Album «Drinks» in den Läden. Auch wenn wir nach der Jubiläumswoche ein wenig Verspätung mit dem Interview haben, wollten wir uns die Antworten des Dichters und Denkers aus Zürich und seinem kreativen Partner DJ Arts nicht entgehen lassen.

Das ging jetzt relativ fix mit dem neuen Album. Erst vor kurzem habt ihr doch die Livegeschichte gemacht. War es stressig zwei so grosse Geschichten kurz nacheinander aufzuziehen?

Dabu: Für Aussenstehende lagen die Geschichten ohne Zweifel kurz aufeinander. Die Fantastischen Wir – Mundartcovers im März und jetzt das Album im September. Für uns allerdings, war das umgekehrt: Das Album «Drinks» lag seit Anfang Jahr fertig im Schrank, während das Fantastischen Wir – Projekt ein Zwischenprojekt war, um wieder zurück ins Rampenlicht zu kommen und wieder Hallo zu sagen.
Dj Arts: Zudem können wir vom Musikmachen auch (meistens) nicht genug kriegen.

Wie viel Fanta 4 steckt im neuen Dabu Fantastic Album?

Dabu: In jedem unser Alben steckt ganz viele andere Musik. Und ich war während über 20 Jahren wirklich grosser Fan der Fantastischen Vier. Das hört man sicher immer noch an vielen Ecken und Enden unserer Musik. Aber es ist dann schon vor allem Dabu Fantastic-Musik, die wir machen.
Dj Arts: Bei der Live-Umsetzung der Fanta 4-Covers ist unser Bandplay enorm besser geworden. Diesen Einfluss wird man auf der kommenden Tour von Januar bis März 2017 ganz sicher spüren.

Habt ihr zu der Liveplatte eigentlich ein Feedback der Fantas erhalten?

Dabu: Wir haben via Seven, der ja mit den Fantast auf Tour ist, mal gehört, dass sie es sehr schätzen, wie wir das gemacht haben.

Euer neues Album heisst Drinks. Wie viele Braulios gingen während der Produktion drauf?

Dabu: Keine. Oder fast keine. Wenn ein Bündner Getränk, dann Calanda Radler, das wir in rauen Mengen getrunken haben, weil es im Sommer 15, als das Album entstand so heiss war in unserem Studio.

Wie verlief die Produktion eigentlich? War die Liveband von Anfang an voll integriert in die Arbeit am Album?

Dabu: Jedes unserer Alben entsteht völlig anders. Im Fall von «Drinks» standen Sessions mit den Musikern am Anfang der Geschichte. Wir waren dafür in Masein, in Chur und in Zürich und haben gespielt und ausprobiert. Zum ersten Mal nicht mit allen Musikern gleichzeitig, sondern eben mit einzelnen Musikern getrennt. Danach kam eine sehr wichtige Phase von Dj Arts und mir, wo die Band gar nicht dabei war. Dann bei der Umsetzung zum fertigen Produkt waren natürlich alle wieder mit im Boot. Vor allem Gianluca Giger hat auch intensiv mitproduziert.

 

Die halbe Band kommt aus Graubünden, euer inoffizieller Bandraum ist die Werkstatt. Wann ziehst ihr nach Chur?

Dabu: Ich kriege ja mit, dass Sam und Yves nach den Shows oft noch einmal 1-2 Stunden zusätzlich Autofahren müssen, um nach Hause zu kommen. Das wäre für mich keine Option. Das macht Zürich halt sehr praktisch und Chur nicht so geeignet für das Tourleben in der Schweiz. Ich habe in den letzten Jahren Chur aber kennen und lieben gelernt und freue mich immer wieder, dass mich die Arbeit mit dieser Band auch so oft nach Chur bringt. Ausserdem gibts in der Werkstatt Chur den besten Gin Basil Smash zu trinken.

Dj Arts: Wir wurden schon zu Beginn unserer Bandgeschichte, als wir noch zu Dritt und ohne Bündner Beteiligung unterwegs waren, in Chur und Umgebung immer sehr herzlich willkommen geheissen. Der starke Bezug zum Bündnerland war also schon immer vorhanden.

Welche anderen Mundartkünstler verfolgt ihr? Seid ihr eher Raphörer oder Pop/Rock-Anhänger, wenn’s um Mundartsound geht?

Dabu: Ich höre ausgewählte Mundart-Sachen. Breitbild, natürlich. Dann auch Sachen aus Bern wie S.O.S oder die ganzen Eldorado-Geschichten. Interessanterweise bleibt daneben auch Platz für Polo, Patent und Züri. Bern hat wirklich insgesamt eine sehr beeindruckende Musikszene. Chur hat dafür den Rapper Ali, der auf diesem neuen Track mit Freezy «Als hette mer en Grund» wieder einmal die Decke abfackelt. Sehr schön.

Dj Arts: Hip Hop ist ein extrem wandlungsfähiges und spannendes Genre. Dies zeigt sich auch in der Schweizer Musiklandschaft.

Einer euer grössten Hits ist «Jedä hät än Mac» – Das neue Iphone schon vorbestellt?

Dabu: Alle meine Songs beschäftigen sich auch kritisch mit mir selbst. Vor sieben Jahren, als der Song entstand, war ich selbst noch grösserer Mac-Fan als heute. Ich arbeite zwar immer noch mit Apple-Produkten, das ist es aber auch. Und mir geht die Geschäftspolitik von Apple auf die Nerven, dass man immer mehr Daten geben muss und immer schnellere Updates laden muss. Mache ich nicht mehr. Darum: Nein, werde ich mir auch nicht kaufen. Meines läuft ja noch.

Dj Arts: Zudem fehlt beim neuen IPhone die Kopfhörer-Buchse, weshalb wir unsere geliebten Kopfhörer nicht mehr verwenden können.

Ihr habt am Energy Air vor zig tausend Leuten gespielt. Wie war diese Erfahrung? Wart ihr sehr nervös?

Dabu: Energy Air ist ein Quickie. Das hat durchaus seinen Reiz. Aber so richtig Liebe machen ist dann schon noch was anderes. Mir sind eigentlich kleine Shows lieber, weil da alle Leute wegen uns am Start sind und wir auch mehr Zeit haben als 15 Minuten. Nervös bin ich eh vor jeder Show.

Wann seid ihr das nächste Mal live in der Gegend?

Dabu: Wir spielen am 13. Januar im kleinen Viva-Club in Chur. Dafür gibts auch bereits Tickets: https://www.starticket.ch/de/tickets/dabu-fantastic-20170113-2000-viva-club-chur-chur.

Wie ist es eigentlich so mit fast jeder CD die Hitparade zu stürmen? Eure Anhängerschaft frisst euch ja momentan regelrecht aus der Hand.

Dabu: Egal, was man tut, es ist auf jeden befriedigend, es erfolgreich und gut zu tun. Das machen wir gerade. Und das macht sehr viel Spass. Aus der Hand gefressen wird uns aber nicht. Unsere Fans bleiben kritisch – und das ist auch gut so!

Was sind eure Erwartungen mit der neuen CD?

Dabu: Damit überall Konzerte zu spielen, raus zu gehen, für die Leute Musik zu machen. Wenn wir das können, dann stimmt das für mich!

Die neue CD von Dabu Fantastic ist seit dem 2. September überall erhältlich. Mehr Infos zur Band auf ihrer Webseite. Die komplette Plattenkritik zum neuen Werk folgt hier in Kürze.

video_premiere_dabu_fantastic_mit_vo_vorn1x

 

(Bilder: zVg.)

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.