Im Schnellzug durch die Kinderstube

Im Schnellzug durch die Kinderstube

Juerg Kurath
09.11.2016

«Erziehung zum Sport und Erziehung durch den Sport» war und ist ein wichtiger Grundsatz in der Sportförderung, vor allem im Nachwuchsbereich.

Wenn man aber heute den Spitzen- und Leistungssport mit all seinen positiven und negativen Seiten verfolgt, muss man leider immer öfters zur Kenntnis nehmen, dass von Sportlern und vor allem auch von Zuschauern die primitivsten Anstandsregeln mit Füssen getreten werden. Spitzensportler scheinen sich teilweise gar nicht mehr bewusst zu sein, dass sie Verantwortung tragen und eine wichtige Vorbildfunktion ausüben und zwar in positiver, aber auch in negativer Hinsicht.

Es ist manchmal bemühend, mitzuerleben, wie Sportler absolut skrupellos und ohne Rücksicht auf Verluste ihre Gegenspieler niederstrecken und dabei deren Gesundheit aufs Spiel setzen oder wie sie Entscheide des Schiedsrichters hinnehmen bzw. viel eher in Frage stellen. Und es ist oft auch erschreckend und gleichzeitig beschämend, mitanhören zu müssen, wie sich sogenannte Fans auf der Tribüne oder am Spielfeldrand aufführen, die der Meinung sind, das Geschehene kommentieren zu müssen. Eigentlich gäbe es auch im Sport klare Regeln, wie man solche Auswüchse verhindern oder wie man auf sie reagieren kann. Man darf nur nicht immer einfach wegschauen.

EHC Chur auf dem Prüfstand

Aufgrund bestimmter Vorkommnisse wenden sich nun der Vorstand und die erste Mannschaft EHC Chur, die Matchorganisation EHC Chur, die EHC Supporters, der Fanclub EHC Chur und Bock uf EHC unter dem Titel «Faire Fankultur erwünscht» an die Fans und Matchbesucher.

Mehrfach ist es in dieser Saison schon zu Gegenstandswürfen in Form von gefüllten Bierbechern, Tennisbällen oder sogar Pucks gekommen. Dieses Verhalten, insbesondere im Sektor hinter der gegnerischen Spielerbank, ist nicht tolerierbar. Die Leidtragenden solcher Aktionen sind nicht nur die Gegner, sondern vor allem auch der EHC Chur und die Zuschauer, die sich sportlich und fair verhalten. Faire Fankultur bedeutet nämlich, die eigene Mannschaft anzufeuern und nicht, ihr zu schaden.

Werden obige Missstände nicht behoben, wird ein ordentliches Verfahren wegen Missachtung der Verhaltensgrundsätze eingeleitet und dem EHC Chur drohen in der Folge rigorose disziplinarische Massnahmen.

GRHeute wird anlässlich des 1. Liga-Meisterschaftsspiels vom Mittwoch zwischen dem EHC Chur und den Pikes EHC Oberthurgau einen Augenschein nehmen, ob der Appell gefruchtet hat.

Ist Chur 97 auf allfällige Hooligans vorbereitet?

Am Donnerstag um 18:30 Uhr präsentiert Chur 97 allen Fussballbegeisterten auf dem Sportplatz Ringstrasse einen Leckerbissen. In einem Freundschaftsspiel stehen sich der Super League-Club FC Vaduz und der Challenge League-Club FC Zürich gegenüber, dessen Anhängerschaft in der Vergangenheit auch nicht immer über jeden Zweifel erhaben war.

Im Interesse des Sports ist zu hoffen, dass es dann nicht nur auf dem Platz freundschaftlich zu und her geht und dass die notwendigen Vorkehrungen getroffen worden sind. Dann können wir uns ja auf die schönste Nebensache der Welt freuen.

 

(Screenshot: EHC Chur/Faire Fankultur)

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Juerg Kurath

Redaktor Sport
Langjähriger Berichterstatter des Bündner Sports, der BZ und der SO. Aktiver, Trainer und Funktionär in Leichtathletik, Triathlon, Biken, Volleyball, Fussball, Korbball, Handball, Casting und Bob.