Offiziell startet die erste Khur Pride erst am nächsten Montag – bereits heute Dienstag findet allerdings schon der erste Event des Spektakels statt. Ziel ist die Akzeptanz sowie Gleichstellung von queeren Lebensweisen in der Öffentlichkeit und im Alltag. Für Organisator Pascal Pajic ist klar: «Das Thema ist auch in Graubünden wichtig.»
Statt dem ursprünglich geplanten Umzug mit Festival werden an der Premiere der Khur Pride mehrere Corona-konforme Veranstaltungen durchgeführt. Für Organisator Pascal Pajic hat der neue Event grosse Bedeutung: «Das Thema Khur Pride ist wichtig, weil es viele gesellschaftliche Dynamiken anspricht, die für uns alle hoch relevant sind. Was ist normal? Wer entscheidet das? Wie gehen wir mit Menschen um, die wir als ‹anders› wahrnehmen? Und auch, wie können wir allen Menschen in Graubünden die grösstmögliche Lebensqualität bieten? Leider ist die Diskriminierung von queeren Menschen heute noch Realität in der Schweiz, wir erfahren rechtliche und gesellschaftliche Diskriminierung und erfahren mehr psychische und physische Gewalt.»
Gemäss den LGBTQ-Dachverbänden der Schweiz seien letztes Jahr – trotz Corona und den Ausgangsbeschränkungen – mehr als ein Fall von Hassverbrechen gegen Queers pro Woche registriert worden. «Einerseits wollen Bildungsangebote und Berührungspunkte schaffen, um Vorurteile und Diskriminierungen abzubauen und andererseits wollen wir für die queere Bündner Bevölkerung einen Safe Space schaffen, wo queere Kultur und Lebensfreude risikolos ausgelebt werden kann. Schlussendlich ist unsere Message ganz klar, respektieren wir einander doch einfach so, wie wir sind!», so der Churer.
Auch in Graubünden gebe es durchaus Bedarf, gibt Pajic zu verstehen. «Graubünden ist ein wunderschöner Kanton, um hier zu leben. Die Gleichstellungssituation lässt sich aber sicher verbessern. Die Wahrnehmung von fast allen Queers, die ich kenne, die in Graubünden leben, ist sehr ähnlich: Graubünden wird als eher konservativ wahrgenommen. Die Leute trauen sich oft nicht, sichtbar queer zu sein und verstellen sich. Sehr viele junge Queers verlassen den Kanton. Und nicht wenige haben auch problematische Erfahrungen hier gemacht. Es braucht jetzt Anstrengungen, um diesen Problemen gerecht zu werden, eine polizeilich erfasste Statistik von LGBTQ-feindlichen Aggressionen beispielsweise. Ein queeres Beratungszentrum beispielsweise, Kampagnen zur Verminderung von Vorurteilen, Unterstützung für die queere Kultur es könnte viel gemacht werden. Hier sind alle gefragt, gesellschaftliche aber auch politische Akteur:innen.»
- 15. Juni: Dokumentartheater zu Geschlechtsidentität «Trans (més enllà)»
Mit «Trans (més enllà)» untersucht der katalanische Regisseur Didier Ruiz, mit welchem Massstab Normalität gemessen wird und befragt dabei unsere eigene Definition von Offenheit, Toleranz und Respekt. Das Stück möchte das Publikum dafür sensibilisieren, unserem Gegenüber mehr in die Augen, anstatt auf die Unterwäsche zu schauen. Im Anschluss gibt es ein Publikumsgespräch, im Stadttheater Chur - 18. Juni: Lesung «Versuch über das Sterben»
Ein Jahr nach dem Tod seines Vaters beginnt der Autor und Regisseur Boris Nikitin die Geschichte von dessen Erkrankung aufzuschreiben. Sehr früh eröffnet der unheilbar erkrankte Vater den Gedanken, einen assistierten Suizid in Erwägung zu ziehen, eine Aussage, die alles verändert. Wie ein Outing, das alles verändert. Entstanden ist daraus ein intimer, starker und reflektierter Text über Realität, Vulnerabilität und Coming-Out. Boris Nikitin besucht uns in der Stadtbibliothek Chur. - 20. Juni & 27. Juni: Krüz und Queer über am Wolkameer
Queere Wanderungen - 21. Juni (Beginn der Khur Pride Week): Eröffnungsapéro & Vernissage Queere Portraits
Im Stadttheater Chur (Theaterbar) hängt den ganzen Juni über eine Ausstellung mit fotografierten Portraits von Bündner Queers und dazu ihre Geschichte. Auf dem Theaterplatz eröffnen wir die Khur Pride Week. - 22. Juni: Referat, ein queerer Crashkurs zu Geschlechtsidentität & Sexuelle Orientierung
Genderforscher Drx. Yv E. Nay (Uni Genf & Uni Basel) hält in der Stadtbibliothek Chur einen öffentlichen Vortrag zum Thema. - 23. Juni: nachmittags Kinderleseprogramm mit der Bündern Band «DUS» und musikalische Lesung ihres queeren Kinderbuchs «Giugiu & Roro» in der Stadtbibliothek Chur
- 23. Juni: abends: Queer Herstory Evening: Frauenliebende Frauen aus Graubünden erzählen, Podiumsdiskussion
Wie sieht die lesbische Geschichte Graubündens aus? Frauenliebende Frauen aus Graubünden erzählen an diesem Podium über Risiken, Chancen, Freuden und Leiden. Moderiert von Oceana Galmarini (SRF). - 24. Juni: Queer Living Library
Hier sind Menschen «lebendige Bücher» und erzählen jeweils ihre spannenden queeren Geschichten. Wir haben viele unterschiedliche Bündner Queers, die im Rahmen eines World Cafés ihre Geschichten erzählen. - 25. Juni: Queeres Kino
Im Kino Apollo in Chur organisieren wir einen queeren Filmabend und schauen einen queeren Film. - 26. Juni: Abschlussevent
Im Cuadro22 läuten wir den Abschluss der Khur Pride Week ein. Im Cuadro22 gibt es ein gemütliches Grillieren und Beisammensein. - 28. Juni: Stonewall Remember Day
In der Bar «Stonewall Inn» an der Christopher Street in New York City kam es zu regelmässigen Polizeirazzien mit Gewalt & Terror seitens der Polizei gegen queere Menschen. In der Nacht vom 28. Juni 1969 hatten die Queers aber genug. Dort wehrten sich die meist queeren People of Colour gegen Unterdrückung, Diskriminierung und Polizeirepression und erkämpften sich die Bar und dieStrasse zurück. Aus diesem – und weiteren – Funken entsprang die Tradition der Pride Parades und Christopher Street Days (CSDs). Wir erinnern dieses Jahr am Jahrestag an die Stonewall Revolution und verteilen an einem Stand in der Stadt Chur Flyer & Blumen.
Weitere Informationen gibts auf der Webseite der Khur Pride.
(Symbolbild: Szene der Hamburg Pride/Pixabay)