Ein stimmungsvoller Herbstsonntag, spannende Rennen und ein begeistertes Publikum: Der erste Renntag auf der Maienfelder Naturrennbahn Rossriet bot alles, was den Pferderennsport ausmacht. Obschon Petrus mehreitlich kühles Wetter mit einem kurzen Regenguss auf Rossriet schickte, verfolgten rund 5100 Zuschauerinnen und Zuschauer die packenden Rennen und sorgten für eine mitreissende Kulisse – entsprechend lebhaft ging es auch an den Totalisator-Schaltern zu. Insgesamt wurden 73’530 Franken eingesetzt. Ein ansprechender Wettumsatz angesichts der Zuschauerzahl, auch wenn an Spitzentagen im Rossriet oftmals sechsstellige Beträge erzielt wurden.
„Wir sind glücklich, dass trotz unsicherer Wetterprognosen und eher kühlen Temperaturen so viele Leute aufs Rossriet gekommen sind. Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Deshalb dürfen wir mit Freude und Stolz sagen: Ob Rennsport-Fans, Familien oder Gelegenheitsbesucher, alle kamen auf ihre Kosten“, zog Bettina Lampert, Co-Präsidentin des Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz, Bilanz.
Die nächste Gelegenheit für packende Rennen in Maienfeld bietet sich schon am kommenden Sonntag, 12. Oktober 2025. Die Wetteraussichten sind vielversprechend, sodass sich der Rennverein Maienfeld/Bad Ragaz auf ein grosses Publikum freuen darf.
ON YOUR MARK schlägt im faszinierenden Duell um die Cross-Krone beeindruckend zurück
Hauptereignis des ersten Renntages ist traditionell der mit 25’000 Franken Grosse Preis der Stadt Maienfeld, das Cross-Country über 5400 Meter gespickt mit 34 Hindernissen. Dieses anspruchsvollste und längste Pferderennen der Schweiz stellt hohe Anforderungen an Pferde und Reiter. Gestern kam es zum mit grosser Spannung erwarteten Aufeinandertreffen des Vorjahressiegers ON YOUR MARK mit seinem zweifachen Aarau-Bezwinger LES FEUXGRETS – der dritte im Bunde war FOU DE REVE, der Sieger des Grossen Preises von Maienfeld vor zwei Jahren. Weil der englische Weltklasse-Jockey James Reveley in Frankreich bei einem Sturz eine heftige Hirnerschütterung erlitten hatte, musste für den Titelverteidiger ON YOUR MARK ein anderer Reiter gesucht werden.
Die naheliegendste Lösung erwies sich als gewinnbringend. Sein Trainer Jürg Langmeier führte den Favoriten zum überlegenen Sieg. Er liess den Franzosen Dylan Ubeda mit dem Herausforderer LES FEUXGRETS die Führungsarbeit machen, griff eingangs des Schlussbogens innen durch auf dem kürzesten Weg an und liess seinem Widersacher keine Chance mehr. Zweiter Sieg im Grossen Preis der Stadt Maienfeld für ON YOUR MARK, ebenso für seine Besitzer vom Stall HMT Maienfeld.
Schwingerkönig Armon Orlik ehrt den Cross-König
Ehre, wem Ehre gebührt: Der Schwingerkönig höchstpersönlich war bei der Siegerehrung nach dem Triumph von ON YOUR MARK im Grossen Preis der Stadt Maienfeld dabei. Der achtjährige braune Wallach weist auf Schweizer Cross-Bahnen eine wahrlich königliche Bilanz auf: 11 Starts, 9 Siege und 2 zweite Plätze!
Der 55-Jährige aus Elgg ZH lobte beim Sieginterview seinen französischen Kollegen. Wenn man bedenke, dass er noch nie in Maienfeld geritten sei, habe er seine Sache sehr gut gemacht – bis in den letzten Bogen, ergänzte Langmeier mit spitzbübischem Lachen. Einmal mehr hat der 55-Jährige, der aktuell rund 30 Pferde betreut (die Hälfte davon im Renntraining), in einem Cross-Country den Unterschied ausgemacht.
Dabei hatte er eigentlich gar nicht reiten wollen. Nach dem Ausfall von James Reveley, hatte Langmeier mehrere Jockeys angerufen, aber keinen für Maienfeld verpflichten können. Mit seiner Körpergrösse von 186 Zentimetern ist Langmeier ein Riese – um Reitgewichte um 70 Kilo (inklusive der gesamten Ausrüstung) in den Sattel zu bringen, muss er leiden. «Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was ich durchmachen muss, um Rennen reiten zu können», sagte Langmeier vielsagend. Über Wochen, ja Monate, sehr wenig essen, und in den Tagen vor den Rennen viele Sauna-Besuche. Und trotzdem Tag für Tag hart arbeiten.
Bündner Siege
Gestern lohnte sich der Aufwand jedoch doppelt. Denn Jürg Langmeier ritt auch im kleinen Cross-Country den Sieger – den Querfeldein-Debütanten KRAKAN für den Stall Allegra Racing Club mit Bündner Wurzeln. Zwei weitere Bündner Siege gab es gestern zu bejubeln. Zunächst gewann LORD OF THE ALPS mit dem jungen Schweizer Reiter Pablo Werder für die Churerin Laetitia Domenig – und etwas mehr als eine Stunde später verteidigte GINA’S LION mit Yvonne Donzé im Sattel für den Jeninser Stall Rossriet die Spitze bis ins Ziel.
Dem dritten Hindernisrennen drückte der Top-Favorit KARMA DE REVE (Dylan Ubeda) aus dem Stall Schachen seinen Stempel auf, während bei den Trabern einmal ebenfalls der grosse Favorit (INVERNO N CAVIAR mit Stephanie Theiler) zum Zug kam – die anderen beiden Trabrennen gewannen der Mitfavorit GÉNÉRAL MARCEAUX (Ludovic Theureau) sowie IMAGINE (Jean-François Johner).
Mann des Tages war aber zweifellos Jürg Langmeier als Sieger der beiden Cross-Rennen. Gut möglich, dass der 157-fache Siegjockey, der 1985 sein erstes Rennen gewonnen hatte, am kommenden Sonntag auch am zweiten Maienfelder Renntag in den Sattel steigen wird – oder steigen muss, je nach Sichtweise.
(Bilder: Ueli Wild/www.horseracing.ch, Nathalie Vorburger/www.horseracing.ch/zVg.)