fern & näher – Ein etwas anderes Open Air

fern & näher – Ein etwas anderes Open Air

GRHeute
31.08.2017

Die literarisch-musikalische Veranstaltung „fern & näher“ findet am Freitag, 15. und Samstag, 16. September 2017 zum zweiten Mal auf Jörgenberg in der Ruine der grössten Burganlage der Surselva statt. Sie bietet Spielereien für Hirn, Herz und Ohr in Waltensburg/Vuorz.

Es war einmal ein Wort… Und dass es nicht gestorben ist, stellen die beteiligten Künstlerinnen und Künstler unter Beweis. An den beiden Abenden zeigen sie, was in den Worten an Klang, Rhythmus, Spiel, Bedeutung und vielleicht auch Sinn steckt. Eine Vielfalt an Ausdrucksformen trifft auf Geschichten zwischen Bergwelten und Metropolitanraum. In den mittelalterlichen Mauern kommen die Stimmen der Darbietenden unter freiem Himmel auf einmalige Weise zur Geltung. Sollte es trotz aller guten Wünsche feucht und kühl sein, stehen für die Aufführungen und die Restauration grosse Zelte bereit.

Am Freitag, 15. September 2017 wird neben Arnold Spescha auch die lebhafte Songpoetin Bibi Vaplan aus Graubünden die Besucher in ihren Bann ziehen. Zwei Themen haben Arnold Spescha aus dem nahegelegenen Bergdorf Pigniu immer wieder beschäftigt: Das Wetter und die Musik. Die Musik ist Leitmotiv des 2007 erschienen Gedichtbandes „Zeiten leichtfüssigen Schritts“. Um das Thema Wetter kreisen die Gedichte in seinem neuesten Buch „Der Tag bricht an“.

Bibi Vaplan stellt in ihrer ersten Buchpublikation literarische Texte in Rätoromanisch und Deutsch vor. Kein Wort ist zu viel, Fragen dürfen Fragen bleiben – manchmal gibt es Antworten. Die kleinen Erzählungen rufen innere Bilder hervor, sind poetisch, klar und gewitzt.

Am Samstag, 16. September 2017 erwartet die Interessierten eine Lesung von Michael Fehr und Ariane von Graffenried sowie ein Konzert a-capella von „La Triada“. Michael Fehr bringt einen neuen Ton in die zeitgenössische Literatur. „Simeliberg“, seine zweite Buchveröffentlichung, ist zweierlei in einem: Klangkunstwerk und rätselhafte Kriminalgeschichte.

In den 18 Erzählungen seines neuesten Buchs „Glanz und Schatten“ führt der Autor virtuos vor, welche Sprach- und Klangbilder eine Literatur hervorbringen kann, die kompositorische Prinzipien wie Repetition und Variation in unterschiedlicher Strenge anwendet. Immer zeigt sich in Michael Fehrs Sprachwerken im Handfesten das Filigrane, im Zarten das Gewaltige, im Schatten der Glanz – und selten ist man sich sicher, was Schein ist, was Sein.

Die „lifelong liaison / avec l’allemand“ hindert Ariane von Graffenried nicht daran, in lustvollem Sprechgesang von einer Sprache in die andere zu wechseln, vom Berndeutsch ins Hochdeutsch, beides aufgeladen durch Französisch und Englisch und zwischendurch einige Brocken Albanisch. Mit den Sprachgrenzen überschreitet die Autorin geografische Scheidelinien, vom Hochgebirge übers Agglo-Mittelland bis an die Meeresküste. Ihr Vortrag ist eine lyrische „Comédie humaine“ im Weltformat, wundersam und lebensnah zugleich. So könnte der Anfang einer Kurzgeschichte auch für das Romanisch gelten: „Dr Dialäkt ligt im Spitaubett u muderet vor sech häre“.

Das Vokaltrio „La Triada“ singt rätoromanische Volkslieder aus allen romanischen Regionen Graubündens, lässt sich dabei von anderen Kulturen inspirieren und erweitert traditionsreiches Volksgut mit zeitgenössischen musikalischen Elementen. Die drei Bündner Sängerinnen Corin Curschellas, Astrid Alexandre und Ursina Giger tun dies feinfühlig und respektvoll, so dass traditionelle und moderne Formen in einer stimmigen Balance miteinander verbunden sind.

Es entsteht dabei ein atmosphärisch dichtes Klangwerk, getragen ausschliesslich von drei ausdrucksstarken Stimmen. Das Ergebnis: Lieder, die gleichermassen vertraut wie auch wohltuend neu klingen.

 

(Bild: zVg.)

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