Ein Kommentar zur sportlichen Situation von Chur 97.
Nachdem der interregionale 2. Ligist Chur 97 in den letzten drei Begegnungen kein einziges Tor erzielt und nur einen Punkt erkämpft hat, sollten die Zeichen beim Stadtklub eigentlich auf Sturm stehen. Erstaunlicherweise übt man sich aber weiterhin in Durchhalteparolen und hofft im Abstiegskampf wohl noch auf ein Wunder. Wenn man allerdings einen Blick auf die Statistik wirft, erfasst den neutralen Beobachter das nackte Grauen. Bei dieser miserablen Bilanz ist jede Schönrederei fehl am Platz.
Seitdem Thomas Waser nach der erfolgreich verlaufenen Vorrunde der Saison 2016/17 den Bettel entnervt hingeworfen hat, befindet sich das Aushängeschild des Bündner Fussballs ungebremst auf rasanter Talfahrt. Einige Zahlen und Fakten sollen dies belegen und bedürfen eigentlich keines weiteren Kommentars.
Seit Wasers Demission läuft nichts mehr
Unter Wasers Nachfolger Jouke Faber holten sich die Churer in der Rückrunde der Meisterschaft 2016/17 in 13 Spielen nur 3 Siege und bei einem Torverhältnis von 11:25 insgesamt 10 Punkte. In der Offensive weiter geschwächt setzte sich dann der sportliche Kriechgang in der Anfangsphase der Saison 2017/18 fort, erkämpfte sich Chur 97 doch in den ersten 7 Partien nur gerade mickrige 6 Punkte, so dass die Vereinsleitung Ende September die Reissleine zog und sich vom erfolglosen Holländer trennte.
In der Folge übernahm das Duo Darko Angelov und Arsim Ramizi das Zepter, sorgte nach eigener Aussage zuerst einmal für etwas Ordnung und Disziplin in den Reihen des Stadtclubs, konnte den Umschwung bisher aber auch nicht herbeiführen. Während für das Fanionteam von Chur 97 in der zweiten Hälfte der Vorrunde aus den restlichen 6 Spielen nämlich noch 9 Punkte herausschauten und auf einem Nichtabstiegsplatz überwintert werden konnte, musste es sich in den bisherigen 9 Rückrundenpartien mit 5 Punkten begnügen, so dass es vor den letzten 4 Begegnungen weiterhin auf einem Abstiegsplatz liegt und die Chancen auf die Wahrung der Ligazugehörigkeit schwinden.
Woran liegt es?
Auch Michael Nushöhr hat in der kurzen Zeit seit der Übernahme der Verantwortung den Beweis noch nicht erbringen können, dass neue Besen besser kehren. Woran liegt es also, dass nur noch ein kleines Wunder die Churer vom Sturz in die Anonymität der Regionalliga retten kann?
Offensichtlich ist die Tatsache, dass die Vereinsführung die Situation falsch eingeschätzt hat. Vor allem die Offensive ist nach den Abgängen von Nicolo Pola, Metej Schwendt, Chef Eric Tia und Dukagjin Kameri eindeutig zu schwach besetzt und hätte deshalb in der Winterpause unbedingt ergänzt bzw. verstärkt werden müssen. Da in dieser Hinsicht aber rein gar nichts geschehen ist, die Konkurrenz dagegen ihre Hausaufgaben gemacht hat, verwundert die derzeit überaus prekäre Tabellenlage und die grosse Abstiegsgefahr überhaupt nicht.
Verhängnisvoll war vor allem der positive Abschluss der Vorrunde mit Erfolgen in Einsiedeln und im Wiederholungsspiel gegen Frauenfeld, in dem Chur 97 wie die Jungfrau zum Kinde zu drei fast geschenkten Punkten kam und sich danach fälschlicherweise in Sicherheit wähnte.
Zudem zeigt die Mannschaft zwischendurch zwar durchaus positive Ansätze, schwächt sich aber immer wieder durch individuelle und kollektive Aussetzer, die von den Gegnern jeweils kaltblütig ausgenützt werden. Das Hauptproblem scheint aber zu sein, dass weder die Vereinsführung noch die Spieler des nach Buchs zweitschlechtesten Rückrundenteams den Ernst der Situation erkannt haben und der Überzeugung sind, die für die Rettung nötigen Punkte in den beiden Heimspielen gegen Winkeln und Einsiedeln oder dann auswärts gegen Kreuzlingen und Frauenfeld doch noch zu ergattern. Die Lage ist mit 3 Punkten Rückstand auf Schaffhausen 2, 5 Punkten auf Einsiedeln und Frauenfeld und deren 6 auf Dübendorf zwar nicht hoffnungslos. Ein Selbstläufer dürfte diese Aufholjagd aber keineswegs werden.
(Archivbild: Charly Bosshard)