Calanda Broncos vor grossen Herausforderungen
Die Calanda Broncos steigen am Samstag mit dem Heimspiel gegen die Winterthur Warriors in die Schweizer und europäische Football-Saison 2019. Die Bündner stehen auf verschiedenen Ebenen vor Herausforderungen.
Das Schweizer Vorzeige-Football-Team der Calanda Broncos hat Grosses vor: Neben der Schweizer Meisterschaft nehmen die Bündner 2019 am (nach der Absage des Eurobowl-Wettbewerbs) stärksten europäischen Klub-Bewerb des Jahres in der CEFL teil. In einer Vierergruppe mit dem polnischen Meister Wroclaw Panthers 2017, dem türkischen Champion Koc Rams (in Chur am 11. Mai) und dem serbischen Meister Kragujevac Wild Boars (an der Ringstrasse am 25. Mai) hilft den Bündnern nur der Gruppensieg, um ins Endspiel einzuziehen. Zuerst aber müssen sich die Calanda Broncos erstmal wieder in der Schweizer Meisterschaft zurechtfinden. Die Gründe dafür sind in erster Linie personeller Natur: Neben mehreren Rücktritten arrivierter lokaler Stammkräfte – z.B. Tight End Nate Fellberius und Cornerback Marco Berger – müssen die Bündner zumindest zu Saisonbeginn auch auf mehrere Teamstützen verzichten.
Ausgedünnte Passfänger und -verteidiger
Besonders hart trifft es die Broncos auf den Positionen der Passempfänger und Safeties, wo den Broncos zu Saisonbeginn gleich mehrere lokale Teamstützen nicht oder nur bedingt zur Verfügung stehen. So fehlen den Wildpferden – oder stehen nur bedingt zur Verfügung – die Passfänger Adrian Sünderhauf (verletzungsbedingt noch einige Wochen) und Lukas Lütscher (als frischgebackener Vater zeitlich limitiert) sowie die Safetys Marco Mahrer (nur im ersten Spiel) und Alexander Raich (spielt nur europäisch, da er im Herbst den Sprung in die USA an ein Junior College Team wagt). «Es war eine schwierige Saisonvorbereitung», gibt Broncos-Headcoach Geoff Buffum, der bereits sein 6. Jahr in Chur in Angriff nimmt, die unmittelbaren Auswirkungen der Kadermutationen zu verstehen, «mindestens drei Spieler, die letztes Jahr noch in der U19 waren, werden gegen Winterthur starten». Dafür haben die Bündner auch einige unerwartete Rückkehrer an Bord: Neben dem unverwüstlichen Tino Muggwyler, der eine weitere Saison anhängt, gibt auch der mittlerweile 35-jährige James Canetti in der Defense Line sein Comeback bei den Broncos.
Für Geoff Buffum ist das Spiel gegen die Warriors «ein guter Massstab», um zu sehen, wo sie stünden. Tatsächlich ist es schwierig, eine Prognose für die bevorstehende Saison abzugeben: Alle Teams sind auf den Ausländerpositionen neu besetzt, ausser Calanda, Genf (Larry Legault) und Basel (Dwaine Wood) haben drei der sechs Teams in der NLA einen neuen Headcoach an der Seitenlinie. Auch für Broncos-Coach Buffum ist es dieser Saison besonders schwierig, sich auf eine Rangordnung in der NLA im Vorfeld festzulegen.
Die Broncos haben eine Reihe neuer Akteure in ihren Reihen: Der Norweger Nicolay Knutsen wird neu die Verteidigung der Bündner dirigieren und kann dabei erneut auf einen US-Import in der Defense Line zählen. Der 1,90 m grosse und 140 kg schwere New Yorker Robert Kitching III (ehemals bei der University of Massachusetts und den Braunschweig Lions) dürfte im Herzen der Verteidigung für allerhand Tumult sorgen. Im Angriff setzen die Broncos neu auf den amerikanischen Quarterback Conner Manning, der einst unter (dem damaligen Quarterback-Coach) Geoff Buffum an der kalifornischen El Toro High School spielte. Manning kann auf eine erfolgreiche Karriere auf höchstem College-Football-Level zurückblicken, wo er als Spielmacher von Georgia State 2016-17 diverse Rekorde aufstellte. Im Angriff können die Broncos auf die nahezu gleiche Offense Line wie letztes Jahr zählen, auch die Running Backs Muggwyler und Steffen Haenelt sind wieder an Bord.
Eine lange Saison steht bevor
Die Herausforderung dieser Saison liegt auch in einer ausserordentlich langen Saison mit 13 (und im besten Fall) 16 Spielen. «Die Challenge ist auf jeden Fall da», meint Buffum, «allein in der CEFL treffen wir auf drei europäische Top-20-Teams, die wir besiegen wollen.»
Wie die Bündner die Absenzen im ersten Spiel mit neuen Imports verkraften, wird sich am Samstag um 18 Uhr an der Churer Ringstrasse gegen die Winterthur Warriors zeigen (U19-Juniorenvorspiel ab 15 Uhr).
Zu den NLA-Teams im Überblick gehts auf der nächsten Seite.
Die NLA-Teams im Überblick
1. Die Calanda Broncos sind seit über einem Jahrzehnt das Aushängeschild im Schweizer Football. Auch nach den grossen Import-Jahren hielten sich die Bündner entgegen vieler Prognosen an der Schweizer Tabellenspitze und holten zuletzt drei von vier Schweizer Meistertiteln (darunter die letzten zwei). Der langjährige US-Headcoach Geoff Buffum hat in Chur eine veritable Football-Dynastie gegründet. Die Broncos sind auch dieses Jahr Favorit – falls der Titelhunger bei den Sieg-verwöhnten Bündnern anhält und die Abgänge und schon jetzt lange Verletztenliste nicht zu stark ins Gewicht fällt. Auf den Söldnerpositionen setzen die Broncos neu auf die ehemaligen Div-I-College-Footballspieler Conner Manning (Quarterback) und Robert Kitching III (Defense Line).
Season Record 2018: 12-0
Bisherige Meistertitel: 9 (2003, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2015, 2017, 2018)
An der Churer Ringstrasse am: 23. März Winterthur, 6. April Luzern, 22. April Geneva, 27. April Basel, 11. Mai Koc Rams (Türkei, CEFL), 25. Mai Kragujevac Wild Boars (Serbien, CEFL), 23. Juni Bern
2. Die Geneva Seahawks haben letzte Saison eine erstaunliche Entwicklung gemacht, die bis in den Final führte, und gehören auch dieses Jahr wieder zu den Favoriten auf einen Swiss Bowl-Einzug. Der Erfolg der Westschweizer hat einen Namen: Der kanadische Headcoach Larry Legault, als Erfolgstrainer in ganz Europa bekannt, führte die Seahawks nach dem Aufstieg in kurzer Zeit an die Schweizer Spitze. Mit dem französischen Nationalspieler Franck Galvin haben die Genfer ausserdem auf die Saison 2019 hin einen Spieler geholt, der das Ausländerkontingent nicht belastet. Für den GRHeute-Football-Experten Robin Haas sind die Geneva Seahawks diese Saison gar Favoriten auf den Schweizer Meistertitel.
Season Record 2018: 7-5
Bisherige Meistertitel: 1 (1991)
An der Churer Ringstrasse am: 22. April
3. Die Bern Grizzlies dürften auch 2019 einer der stärksten Herausforderer der Calanda Broncos werden, auch wenn sie in den letzten beiden Jahren haarscharf im Semifinal (einmal gegen Basel, einmal gegen Genf) scheiterten. Aus Sicht der Broncos darf man sich auf ein Wiedersehen mit dem neuen Berner Headcoach Wayne Jacobs freuen: Der Kanadier war 1998/99 zwei Jahre Quarterback der Bündner und führte die Broncos damals in die ersten beiden Swiss Bowls (jeweils Niederlagen gegen die Seaside Vipers) der Broncos-Geschichte.
Season Record 2018: 7-4
Bisherige Meistertitel: 5 (1989, 1995, 1996, 2007, 2016)
An der Churer Ringstrasse am: 23. Juni
4. Die Winterthur Warriors flogen die letzten Jahre zwar haushoch in den Playoffs gegen die Calanda Broncos in den Semifinals raus, die Zürcher dürften dieses Jahr aber unter dem neuen Headcoach, dem Mexikaner Guillermo Daruich, einen Schritt nach vorne machen. Die Warriors verpflichteten mit dem neuen Quarterback Spenser Lewis von der Ottawa University in Kansas (NAIA Div 1.) früh einen neuen Spielmacher, dazu verstärken die Winterthurer die Offense Line mit den erfahrenen Engländern Craig Oliphant und Lewis O’Brien.
Season Record 2018: 5-6
Bisherige Meistertitel: 1 (2006)
An der Churer Ringstrasse am: 23. März
5. Die Basel Gladiators sind nach der Final-Qualifikation 2017 in der letzten Saison richtiggehend abgestürzt und verpassten seit langem wieder einmal die Playoffs. Nach der Blutauffrischung im letzten Jahr gehören die Gladiators auch dieses Jahr nur zu den Aussenseitern auf einen Playoff-Platz, auch wenn dieses Jahr ein Aufwärtstrend erwartet wird.
Season Record 2018: 2-8
Bisherige Meistertitel: 1 (2014)
An der Churer Ringstrasse am: 27. April
5. Die Luzern Lions, die letzte Saison nur ganz knapp im Relegationsspiel gegen Zürich den Ligaerhalt schafften, rüsten auf die kommende Saison auf. So gaben die Innerschweizer früh die Verpflichtung des neuen Quarterbacks Brad Jones aus New York bekannt (St. John Fisher College/Durham University). Dazu holten die Lions den französischen Wide Receiver Felix Durand und den schwedischen Lineman Max Malander, der zuletzt in Schweden, Spanien und Finnland in den höchsten Ligen spielte. Luzern hat ganz klar Ambitionen auf einen Playoff-Platz.
Season Record 2018: 1-10
Bisherige Meistertitel: –
An der Churer Ringstrasse am: 6. April
(Bilder: Facebook Fan-Gruppe der Calanda Broncos/Ana Zinsli)