Die GKB-Schalterhalle ist jetzt eine Villa

Die Graubündner Kantonalbank hat ihrer Schalterhalle in Chur ein vollkommen neues Gesicht gegeben. Wo früher Panzerglas das vorherrschende Motiv war, wähnt man sich jetzt in einer Villa in Südfrankreich. Im Mittelpunkt steht nicht mehr das Geld, sondern der Mensch.

Pechmarie und Goldmarie sind die neuen Empfangsdamen am Hauptsitz am Postplatz in Chur. «Marie, Marie» heisst die Installation von Zilla Leutenegger, die einen empfängt, wenn man vom Postplatz her zu den Schaltern will. Zilla Leutenegger hat die Fassade mit Sgraffiti in den Raum gebracht. Eine Installation zeigt Marie, wie sie durch die Tore rennt – rein und raus, immer wieder. «Ich habe die Umgebung ad absurdum getrieben», sagt die Künstlerin am Donnerstagmorgen anlässlich der Präsentation in Chur selbst über ihr Werk. «Marie, Marie» ist leicht und beweglich und springt durch die Bögen.»

Die grosse Halle, wo man einst seine kleinen und grossen Geldgeschäfte erledigte, ist in seinen Grundzügen immer noch das, was sie vorher war. Nur dass einen ein Holzdesk aus Bündner Fichtenholz empfängt, dessen Duft sofort das Kopfkino eines Engadiner Waldes im Indian Summer in Gang setzt. Hinter dem Desk streckt sich ein Turm hin die Höhe – eines von neuen Besprechungsräumen, die wie Kuben in die karge Halle gestellt wurden. Neu gibt es auch eine Bibliothek, von unten bis oben voll mit Büchern für jeden Genuss und jede Altersklasse – allerdings mehr als Gestaltungselement denn zur Ausleihe gedacht.

Das Herzstück aber ist die neue Schalterhalle. Es wirkt wie eine Bahnhofshalle mit der grossen Uhr an einem Ende und den grossen, runden Bögen. Aber man wähnt sich auch in einer südfranzösischen Villa, wenn man durch diese Bögen geht – sie haben diese grossen Türen, wie man sie als Balkonläden aus eben diesen Villen kennt. Zwischen der Uhr und dem Wandbild von Christian Conradin mit den fünf Frauen, die die Graubündner Wirtschaftszweige zeigen, ist neu ein Bistro eingerichtet worden. Kleine Tische und Stühle, Loungemöbel laden zum Verweilen ein. Oder wie GKB-CEO Daniel Fust sagte: «Die Gastfreundschaft steht im Zentrum.»

Mit der neuen Gestaltung des Hauptsitzes hat sich die Kantonalbank zwei Generationen nach vorne katapultiert. Am Anfang stand der Fakt, dass der persönliche Kundenkontakt bei Geldgeschäften um 50 Prozent zurück gegangen ist. Ein Problem, mit dem sich viele Banken konfrontiert sehen – doch wie damit umgehen, wenn soviel Platz da ist? «Wir suchen Lösungen für Lebensträume», sagte Daniel Fust. «Ein Eigenheim ist so ein Lebenstraum. Da ist der persönliche Kontakt bei aller Digitalisierung sehr wertvoll.» Und dafür hat es in der neuen Kundenhalle immer noch Platz.

Gestaltet wurde die neue Kundenhalle von Designer Rolf Sachs. «Am Anfang war ein mulmiges Gefühl», sagte er. «Man hätte das Ganze sachlich lösen können. Aber reicht das in einer Zeit, in der Kompetenz übermittelt werden muss?» Ihn würden vor allem die menschlichen Beziehungen interessieren, und er habe versucht, Räume zu kreieren, in denen es immer etwas zu entdecken gebe. Es gibt ein elegantes Sitzungszimmer hinter farbigen Fenstern, ein Kaffee als Ort der Begegnung. «Jeder wird hoffentlich ein Zuhause finden», sagte Rolf Sachs, ganz wie es auch Bankenpräsident Peter Fanconi sagte: «Es geht hier weniger um Zahlen und mehr um Handfestes.»

Für interessierte Entdeckerinnen und Entdecker führt die GKB Chur am Samstag von 10 bis 16 Uhr einen Tag der offenen Tür durch.

(Bilder: GRHeute)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.