Namaste! Ein Blick ins Indien-Tagebuch der EMS-Lernenden Lill Cavelti

GRHeute
07.11.2022

Lill Cavelti, EMS-Lernende im 3. Lehrjahr aus Sagogn, verbrachte im Rahmen des EMS-Auslandprogramms «Mobile Berufslehre» einen Monat ihrer Lehrzeit bei EMS in Indien. Eine einmalige Erfahrung, wie sie in ihrem Reisetagebuch berichtet.

Mit dem Projekt «Mobile Berufslehre» gibt EMS ihren Lernenden die einmalige Chance, während zwei bis drei Monaten an einem der 26 EMS-Auslandstandorte in 16 Ländern mitzuarbeiten und neue kulturelle Erfahrungen zu sammeln. Dabei stehen nicht nur die Festigung des Gelernten in einem anderen Unternehmen und die Anwendung der Fremdsprachen im Zentrum. Im Teenager-Alter eine fremde Umgebung – selbstständig und weg von zu Hause – zu erleben und dort Zugang zu den Lokalen zu haben, macht Spass und ist eine unschätzbare Erfahrung auch für die berufliche und private Zukunft.

Auch dieses Jahr haben sich wieder EMS-Lernende aufgemacht und tauchen in eine andere Welt ein. Eine von ihnen ist Lill Cavelti, Kauffrau Lernende im 3. Lehrjahr. Sie hat es nicht nach Amerika oder England gezogen, nein, sie hat sich für das exotische Indien entschieden. In ihrem Wochentagebuch nimmt sie uns mit in die Arbeits- und Freizeitwelt der Gross-Stadt Pune im Bundesstaat Maharashtra.

Blick ins EMS-Indien-Tagebuch von Lill Cavelti

Montag – Start in eine spannende Indien-Woche
Heute sind wir um 09:00 Uhr in die neue Woche gestartet. Am Montag ist es im EMS-Büro in Pune meist ein wenig ruhiger, da alle gerade erst aus dem Wochenende kommen. Beim Mit- tagessen wird aber dann rege diskutiert, was alle so am Wochenende erlebt haben. Das ge- meinsame Mittagessen ist sowieso immer ein Highlight – ich liebe indisches Essen und ich darf bei allen etwas mitprobieren.

Dienstagabend – Ausflug in die Stadt / zum Markt
Nach der gewohnten Arbeit hat mich meine Arbeitskollegin Varsha ins Herz von Pune mitge- nommen, zum Markt. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: Unglaublich viele Men- schen! Kein Wunder, denn hier gibt es alles: Gewürze, Kleider, Schmuck, Hausartikel, Esswa- ren, Spielsachen, etc. Teilweise herrscht ein vollständiges Chaos an den Ständen, aber das gehört hier überall dazu. Man kann sich das etwa so vorstellen: Eine enge Gasse überfüllt mit Leuten wie am Churer Stadtfest. Da wird geboten, geplaudert und gefeilscht. Wenn man sich für etwas entschieden hat, wird zuerst einmal verhandelt. Bezahlt wird mit Noten oder Münzen. Kartenzahlung gibt es nur bei den Wenigsten, aber das fehlt hier nicht.

Mittwoch – Ausflug zu Kunden
Heute ging es zu zwei Automobil-Kunden von EMS: Mercedes India und TATA Motors, dem grössten Autohersteller in Indien. Ich habe noch nie miterlebt, wie ein Auto von Grund zusam- mengebaut wird. Bei Mercedes machen das unzählige Roboter, bei TATA wird noch viel von Hand montiert. Bei beiden sorgen die EMS-Abdichtmaterialien für eine absolut dichte Karosse- rie.

Donnerstag – Heiligenfest für Lord Ganesha
Zurzeit wird in Indien der Lord Ganesha (Gott des Erfolgs) gefeiert. Das ist für die Inder und vor allem die Hindus ein Riesenfest. Es wird getanzt, Musik gemacht, gesungen – und natürlich fein gegessen. Und EMS hat für alle Mitarbeiter ein super Mittagessen organisiert. Alle waren tradi- tionell gekleidet und auch ich durfte einen «Sari» tragen.

Freitag – Vorfreude aufs Wochenende
Am Freitag ist im Büro immer die beste Stimmung. Alle sind gut gelaunt und freuen sich aufs Wochenende. Am Morgen bringt jemand einen kleinen Snack wie z.B. Samosa mit, nachmittags gehen wir immer zusammen Tee trinken – natürlich echt indischen Schwarz- oder Zitronentee – mit Milch und viel Zucker. Für unseren Geschmack ein bisschen zu süss…. Da es meist viel Verkehr hat in der Stadt, ist am Freitag schon um 17:00 Büroschluss, damit alle gut nach Hause kommen.

Samstag – Ausflug zum Jejuri Tempel
Diesen Samstag sind wir zum Jejuri Tempel gefahren. Das war ein unglaubliches Erlebnis. In Indien ist die Farbe Gelb die symbolische Farbe für Gold. Der Jejuri Tempel ist ein heiliger Ort, an dem diese gelbe Farbe überall vorherrscht. Der Tempel liegt auf einem Hügel und wird über 103 Treppenstufen erreicht. Oben angekommen, muss man zuerst die Schuhe ausziehen, an Heiligen Orten ist das Pflicht, sie darf man in Indien nie mit Schuhen betreten. Und wenn man das Tempelgelände betritt, muss man zuerst einmal im Uhrzeigersinn um den Tempel herum- laufen, das bringt Glück!

Sonntag – Entspannungstag
Am Sonntag stand Relaxen auf dem Programm. Ich habe mit meiner EMS-Kollegin Savi- ta in ein indisches Restaurant besucht, um verschiedene indische Snacks zu probieren. Das Essen wird auf Tellern serviert. Gegessen wird danach aber grösstenteils mit der Hand. Ausserhalb des Hotels kann es gut vorkommen, dass es gar kein Besteck gibt. Nach diesen 4 Wochen hier denke ich aber, dass ich auch das Essen so gut im Griff habe…


Klima
Als ich in Delhi auf meinen Inlandflug wechselte, bin ich regelrecht ins Schwitzen gekommen. Es ist jeden Tag zwischen 25-30 Grad und die Luftfeuchtigkeit liegt bei 88%. Chur hat zum Ver- gleich eine Luftfeuchtigkeit von 60%. Und jetzt ist Regenzeit, da wurde ich auch schon komplett verregnet. Manche Strassen werden plötzlich zu Flüssen. Aber das stört hier niemanden.

Sprache und Religion
Meine Alltagssprache mit den EMS-KollegInnen ist Englisch. Die Inder haben zwar ab der ers- ten Klasse Englischunterricht, aber sie haben wenig Übung, Gespräche auf Englisch zu führen. Google Translate hilft da weiter! Die Muttersprache von ihnen ist Marathi. Das ist die Staats- sprache in Maharashtras. Auch ich versuche ein wenig Marathi zu lernen. Es ist aber nicht so einfach…Hier in Indien gibt es sehr viele, ganz unterschiedliche Religionen. Am häufigsten ist der Hinduismus, auch im Büro sind alle Hindus. Daher feiern sie auch Lord Ganesha und im Oktober Diwali – das Fest des Lichts. Miterleben, wie sie ihre Religion in den Alltag einbauen und mit ihnen die verschiedenen Götter feiern, ist für mich sehr spannend.

Pune
Pune ist eine quirlige Grossstadt in der Provinz Maharashtras – in der Mitte Indiens. Fast 8 Mil- lionen leben hier, also ungefähr so viel, wie in der Schweiz. Die nächste bekannte Stadt ist Mumbai, etwa 3.5 Autofahrstunden von Pune entfernt mit 28 Millionen Einwohnern! Rund um Pune sind viele Autohersteller, auch bekannte europäische Marken wie Mercedes, VW, Skoda und Land Rover. Aber auch viele IT- und Pharmaunternehmen sind hier zuhause.

Freizeit – Sport, Kino, ÖV
Uber wurde hier in Indien zu meinem treuen Begleiter. Da ich den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ganz traue, habe ich beschlossen mit Uber meine Fahrten zu unternehmen. Weit verbrei- tet ist hier das Tuk-tuk. Tuk-tuk fahren macht wirklich Spass, auch wenn mir manchmal etwas bange wird, wenn die Tuk-tuk Fahrer mit Vollpower um eine Kurve fahren. Und ich habe mitt- lerweile den Dreh zum Verhandeln raus. Da ich in einem lebendigen Viertel wohne, kann ich das nächste Shopping-Center auch zu Fuss erreichen, um am Abend ein wenig in den Läden herum zu stöbern. Die Kinos hier sind ziemlich modern, aber ich hatte nie Zeit, mir einen Film anzuschauen. Da gibt es genügend andere Aktivitäten.

Arbeitsauftrag
Aber ich bin natürlich auch zum Arbeiten hier… Während meiner Zeit hier in Indien hat man mir ein internes Projekt zugeteilt. Meine Aufgabe besteht darin, den ganzen Rechnungsablauf zu analysieren und meine eigenen Verbesserungsmöglichkeiten einzubringen. Mein treuer Beglei- ter in dieser Analyse ist auch hier mein Laptop. In der ersten Woche hatte ich viele Meetings, in denen wir den ganzen Prozess mehrmals durchgegangen sind. Am Ende meines Aufenthaltes werde ich meine Ideen und Schlussfolgerungen dem ganzen Team präsentieren.

Mein ungewöhnlichstes Erlebnis
Es gibt unzählige Erlebnisse, aber ich das absolute Highlight bis jetzt war der Ausflug zum Jeju- ri Tempel. Ich hätte nicht gedacht das ich direkt so gut aufgenommen werde und alle traditionel- len Bräuche mitmachen darf. Sofort hatte ich die gelbe Farbe auch auf meiner Stirn und danach den roten Punkt. Das hat mir auch gezeigt, wie offen die indische Kultur ist. Die Inder sind ein sehr neugieriges Volk und ich kann gar nicht sagen, für wie viele Selfies und Fotos ich schon posiert habe. Manchmal fühle ich mich wie eine «Celebrity».

(Quelle: EMS-CHEMIE)

author

GRHeute

www.grheute.ch
GRHeute Redaktion