Was tun die Leute von Vnà in ihr Wasser?

Was tun die Leute von Vnà in ihr Wasser?

Was haben Iris Riatsch und Elena Könz gemeinsam? Sie kommen – wie noch weitere bekannte Persönlichkeiten – aus Vna oder haben dort ihre Wurzeln. Wir fragen uns, was dieses kleine Dorf im Wasser hat, dass es immer wieder Schlagzeilen macht.

Die Eckdaten von Vnà sind schnell erzählt: Die Fraktion gehört seit Anfang 2013 zur politischen Gemeinde Valsot, vorher war es ans Nachbardorf Ramosch angegliedert. Im Dorf leben 70 Einwohner, die hauptsächlich das romanische Idiom Vallader sprechen. Vnà liegt auf 1630 Metern über Meer und wer im Herbst dort Ferien macht, hat gute Chancen, einen Schneemann bauen zu können. Für Kinder ist Vnà ein Paradies: Kaum Verkehr, und in den Regenrinnen zwischen den Häusern lässt es sich trefflich Räuber und Polizei spielen. Erwachsene geniessen vor allem die Ruhe und die rauhe Natur des Unterengadins. Das hat sich bis ins Trentino herumgesprochen; ab und an kommt ein Bär vorbei und hinterlässt seine Spuren. «Bei uns ist die Natur noch in Ordnung», sagt Victor Peer, Gemeindepräsident von Valsot und damit das politische Oberhaupt von Vnà.

Schlagzeilen machte das Dorf auch mit einer absolut neuen Form von Hotellerie: Mitten im Dorf wurde ein alter Stall umgebaut und in ein Hotel verwandelt – das Piz Tschütta. Die Idee war, auch Ferienwohnungen oder -zimmer im Dorf einzugliedern, was aber nicht funktioniert hat. Sieben Jahre nach dem Start wurde das Projekt Ende Oktober eingestellt. Seither kann das Haus für Gruppen oder Seminare gemietet werden.

Iris

Von den Flops zu den Tops beziehungsweise zu Menschen, die Schlagzeilen machten. Letztes Beispiel: Iris Riatsch, die Gewinnerin der letzten «Landfrauenküche»-Staffel. Die gebürtige Zürcherin wohnt seit 43 Jahren in Vnà. Die Gerichte, die sie zum Sieg führten, stammen aus ihrem eigenen Garten und wurden demnach auch mit Vnàer Wasser getränkt. Aber ob das reicht?

«Es ist nicht das Wasser, es muss die Luft sein», sagt Victor Peer. Er selbst wohnt in Ramosch; das Dorf, durch das man hindurch muss, wenn man mit dem Auto nach Vnà fährt. Er ist stolz auf das, was sie erreicht haben, dass man dieses kleine Dorf oberhalb des Val Sinestras kennt, obwohl es selbst fast keine Werbung macht.

Neben Iris Riatsch ist Elena Könz die derzeitige Vorzeigefrau für das 70-Seelen-Dörfli: Die 28-Jährige ist Schweizer Meisterin im Big Air Wettbewerb für Snowboarder und wurde dieses Jahr zur Bündner Sportlerin des Jahres gewählt. «Das ist das Ergebnis von Fleiss und Talent», sagt Peer, «man hat es oder man hat es nicht.»

Vnaa

Der Ruhm kommt in Wellen nach Vnà, sagt Peer, und verweist auf ältere berühmte Kinder Vnàs: Nuot Vonmoos, der Komponist von «Dorma Bain», der von 1901 bis 1973 lebte. Oder Gudench Barblan, der Dichter, der von 1860 bis 1916 lebte und die Engadiner Hymne «Chara lingua da la Mamma» gedichtet hat.

Die Welle ist derzeit auf dem Kamm oder wie es Victor Peer ausdrückt: «Das sind Spitzenergebnisse für so ein kleines Dorf», und schiebt mit einem verschmitzten Lachen, wie es nur die Engadiner können, nach: «Hoffen wir auf weitere erfolgreiche Einwohner aus Vnà!»

 

(Bilder: srf.ch/GRHeute)

author

Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.