«Wo geschieden wird, wird auch wieder geheiratet»

«Wo geschieden wird, wird auch wieder geheiratet»

Einmal mehr war die Modeschau an der Hochzeitsmesse in Chur der «Hingucker» des Wochenendes. GRHeute hat mit der Macherin Annette Crameri, Geschäftsführerin von Dolce Vita in Chur, gesprochen.

Cramerigross

Annette Crameri, wie fühlt man sich nach der ersten, gelungenen Jubiläumsshow an der diesjährigen Hochzeitsmesse «Ja, ich will»? Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?

Ja doch, es ist uns sehr gut gelungen. Es ist zwar immer wieder ein grosser Aufwand, eine solche Modeschau auf die Beine zu stellen, aber es macht auch jedes Mal mindestens genauso viel Spass, diese durchzuführen.

Zum 20. Jubiläum, haben Sie – anders als erwartet – keine Brautmode von anno dazumal präsentiert, sondern den passenden Musikstil dieser Zeit für den Laufsteg gewählt. Unter anderem Songs von Toni Braxton mit «Un-Break My Heart» oder «Love Me Like You Do» von Ellie Goulding. Wieso?

Ja, ich bin halt eben etwas sentimental. Und ich hab dann auch gleich beim Opening gemerkt, dass mich dieser Moment und das Wissen, dass ich dies nun schon seit 20 Jahren mache, berührt haben. Zudem gibt es wundervolle Musikstücke aus dieser Zeit, die passend repräsentieren, was sich in all den Jahren verändert hat. Zumindest aus musikalischer Sicht.

Wie hat sich denn der Stil der Brautmode seither verändert?

Als ich vor 20 Jahren Dolce Vita übernommen habe, mag ich mich noch ganz gut an meine erste Braut erinnern. Sie war eine etwas rundliche Erscheinung und hat sich schlussendlich für ein Kleid aus glänzendem Stoff, das mich noch heute an einen Duschvorhang erinnert, entschieden.

Das Kleid, bestehend aus pompösen Puffärmeln, langen Kettchen, die einfach so herunterhingen und auf der Rückseite zierte eine riesengrossen Masche ihren Hintern, der dabei noch stärker zur Geltung kam. Damals war dieser Stil total angesagt, heute jedoch ein absolutes No-Go.

Was sind die Must-Haves dieser Saison 2016?

Nun, in diesem Jahr trägt man entweder ein weites Tüllkleid mit spitzenbesetztem Oberteil, oder ein enges, schlichtes Spitzenkleid mit einem tiefen Rückenausschnitt. Aber wer sich gerne zur Farbe bekennt, liegt in diesem Jahr sicherlich auch im Trend, wenn gewisse Akzente wie die Träger oder feine, farbige Spitzen übers Kleid in einer angesagten Farbe gewählt werden.

Für mich persönlich aber ist in diesem Jahr der Vintage- oder Hippie-Look ein absolutes Highlight. Ein einfaches, saloppes Spitzenkleid, das locker auf der Hüfte getragen und als Accessoire mit einem feinen aus Spitzen verzierten Haarband aufgepeppt wird.

Tagein, tagaus sind Sie umgeben von wunderschönen Designerkleidern, Accessoires und glücklichen Brautpaaren. Wie kommt es, dass trotz hoher Scheidungsrate das Thema Hochzeit immer noch hoch im Kurs ist?

(lacht) Nun, ich muss hier etwas sarkastisch werden. Für unsere Branche ist es von Vorteil, wenn immer wieder Paare geschieden werden. Denn, wo geschieden wird, wird auch wieder geheiratet. Und in den vergangenen 20 Jahren durfte ich die eine oder andere Braut auch zum zweiten oder dritten Mal beraten.

Somit treffen Sie immer öfters auf Wiederholungstäter. Raten Sie denen dann wieder zum gleichen Brautkleid-Stil?

Oh nein. Die Geschmäcker ändern sich natürlich. Und dann gibt es natürlich auch viele Bräute, die beim ersten Mal schwanger waren und sich für ein ganz schlichtes Kleid entschieden haben und beim zweiten Mal wollen sie dann eher etwas Extravagantes. Meistens ist der Stil beim zweiten oder dritten Mal total anders.

Nicht jeder Trend der Saison ist ein Garant, dass er auch auf jeden Typ Frau oder Mann perfekt zugeschnitten ist. In Ihrem Business verlassen sich die zukünftigen Brautpaare auf Ihr Know-how und Ihre ehrliche Meinung. Kommt es deshalb hin und wieder vor, dass sie die Träume Ihrer Kunden platzen lassen?  

Nun, es ist so, dass anfangs bei der ersten Begegnung die Chemie zwischen der Braut und mir zu 100% stimmen muss. Ansonsten führt dies zu keinem erfolgreichen Abschluss. Wenn wir uns verstehen, suchen wir gemeinsam nach dem perfekten Kleid und dabei äussere ich immer ehrlich und offen meine professionelle Meinung. Denn mein Wunsch ist es, dass jede Braut, die vor dem Altar steht, dabei das Kleid trägt, das ihre Figur, ihre Erscheinung und ihre Ausstrahlung optimal zur Geltung bringt.

Sie selbst sind bereits zum zweiten Mal verheiratet. Für welchen Stil haben Sie sich beim ersten Mal entschieden und wie war’s beim zweiten Mal? 

Bei meiner ersten Hochzeit habe ich mich für ein weites, knallrotes Kleid entschieden. Dies war zu dieser Zeit absolut im Trend. Beim zweiten Mal hingegen trug ich ein schlichtes, hautenges, aber weisses Kleid.

Abgesehen von der Brautmode: Was ist ihr persönlicher Geschmack in Sachen Mode und Lifestyle? 

Mir persönlich ist wichtig, dass man sich selber immer treu bleibt und seine Persönlichkeit durch den eigenen, modischen Auftritt unterstreicht. Früher kleidete ich mich stets elegant. Je älter ich jedoch werde, desto frecher und rockiger wird mein Stil. Und so lebe ich auch mein Leben. Das heisst, mein Kleidungsstil passt sich nicht nur meiner Persönlichkeit an, sondern auch meinem Lebenswandel. Wichtig dabei ist, dass man immer authentisch bleibt: In den Aussagen, die man macht, im Handeln und im Kleidungsstil, den man wählt und trägt. Alles zusammen muss einfach passen.

 

(Bild: zVg.)

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Andjela Dinkel

Geschäftsführerin/Region
Inhaberin der Agentur ProjektStation.ch & Jungunternehmerin mit Drive und Gespür für den Puls der Zeit im Bündner Rheintal.