Die RhB lud am Montag zu einer kleinen, feinen Feier für den Vereina-Tunnel. Das Bauwerk ist seit einem Vierteljahrhundert in Betrieb – und kaum mehr aus dem Verkehr weg zu denken.
1999 wurde Ruth Dreifuss die erste Bundespräsidentin der Schweiz. In den USA schiessen zwei Jugendliche in der Columbine High School um sich und töten zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Wladimir Putin wird Russlands Präsident. Es gibt eine totale Sonnenfinsternis, Steffi Graf gewinnt gegen Martina Hingis und zum Abschluss des Jahres fegt Lothar über die Schweiz.
All das – und noch mehr, Gutes wie Schlechtes – ist so lange her, wie man durch den Vereina fahren kann. Heute ist, so sagte der Infrastruktur-Leiter der RhB, Christian Florin, der Vereina der 39. längste Tunnel der Welt und das viertlängste der Schweiz. In der Welt wurde die Hälfte der anderen Tunnels in China gebaut, in der Schweiz sind der Gotthard-Basis-Tunnel, der Lötschberg und der Simplon länger – letzterer nur einen knappen Kilometer.
Der erste Beschluss für einen Tunnel durch den Vereina wurde 1975 gefällt und schon zehn Jahre später kam es zur Abstimmung. 1999 wurde er nach achteinhalb Jahren Bauzeit eröffnet. «Der Vereinatunnel ist nicht mehr wegzudenken», sagte Verwaltungsratspräsident Mario Cavigelli.
Fast 5000 Fahrzeuge pro Tag
Für RhB-Direktor Renato Fasciati ist der Vereina-Tunnel auch ein Sorgenkind. «Wir haben zu Spitzenzeiten fast 5000 Fahrzeuge pro Tag.» Das Wachstum betrage fünf Prozent im pro Jahr. «Wir fragen uns, wie lange die Kapazität noch reicht.» Ausserdem sei der Tunnel nicht nur für Fahrzeuge, sondern auch für den Personenverkehr wichtig. «Wenn all diese Leute, die durch den Vereina fahren, auf der Albula-Linie ins Engadin fahren würden, hätten wir nicht genug Kapazitäten.» Apropos Albula-Linie: «Wenn uns der Brienzer Rutsch trifft und die Strecke gesperrt werden muss, haben wir immer noch die Vereina-Linie. So können wir den Verkehr ins Engadin gewährleisten.»
Für die nächste Zukunft des Vereina-Tunnels werden derzeit die Fahrleitungslinien erneuert. Das hat auch damit zu tun, dass die Züge für mehr Lastwagen-Transporte auch mehr offene Bereiche führen müssen. Das ist mit den jetzigen Leitungen gefährlich: Sie könnten von der Decke fallen und neben dem Gewicht, dass dann theoretisch auf die Autos oder die Lastwagen knallen würde, wäre auch ein vielleicht noch laufender Strom eine sehr schlechte Sache. Mit einer Deckenstromschiene wird das Ganze sicherer. Ein weiteres Problem ist eine Anthydritzone 800 Meter vom Eingang Selfranga entfernt: Sie hebt den Tunnel jährlich um einen Zentimeter an. Noch ist das im akzeptablen Bereich. Doch auch das muss frühzeitig angegangen werden – zumal alle arbeiten im laufenden Betrieb statt finden müssen.
«Der Tunnel muss immer parat sein», sagte Gilbert Zimmermann, Gesamtprojektleiter des Vereina-Tunnels.
(Bilder: GRHeute/zVg.)