«Bumann, der Restauranttester» im Hotel Reich

«Bumann, der Restauranttester» im Hotel Reich

Denise Buchli
04.03.2019

Annemarie und Karl Neuhaus-Jenal führen seit über 30 Jahren das Hotel Reich in Summaprada. Seit über einem Jahr suchen sie einen Käufer für ihr Hotel – und haben ihn bisher nicht gefunden. In der Not wandten sich die Kinder an «Bumann, der Restauranttester».

«Das Hotel Reich in Summaprada steht zum Verkauf.» Ein Satz, der in den vergangenen Monaten so manchen Personen im Domleschg über die Lippen ging. Das Wirtspaar Annemarie und Karl Neuhaus-Jenal stehen vor der Pensionierung – und eine Nachfolge ist nicht in Sicht. Ihre erwachsenen Kinder wollen den Betrieb nicht übernehmen. Alle drei haben in anderen Branchen Fuss gefasst und sich dazumal bei der Lehrstellensuche gegen die Gastronomie entschieden.

Schon seit längerer Zeit sucht das seit 37 Jahren verheiratete Ehepaar nach einem geeigneten Käufer oder Investor für ihren mit grossen Engagement geführten Familienbetrieb am Fusse des Heinzenberges. Bis heute ohne Erfolg. Der Hotel- und Restaurantverkauf für 1,6 Millionen Franken erweist sich schwieriger als gedacht. «Wir haben über all die Jahre über sechs Millionen Franken in unser Lebensprojekt investiert. Im Jahr 2000 hatte unser Betrieb noch einen Wert von 4,7 Millionen Franken. Heute sind alle unsere Investitionen nichts mehr wert», sagt Karl Neuhaus- Jenal.

Daniel Bumanns Tipps und Tricks sind gefragt

Vor diesem Hintergrund haben sich die Kinder von Annemarie und Karl Neuhaus–Jenal an den Restauranttester Daniel Bumann gewandt. Der Sternekoch aus der TV-Serie «Bumann, der Restauranttester» auf dem Privatsender «3+», der selbst bis 2017 zusammen mit seiner Frau Ingrid das Restaurant «Chesa Pirani» in La Punt geführt hat, soll das Hotel Reich wieder auf Kurs bringen und mit seiner Sendung potentielle Interessenten aufmerksam machen.

«Wir haben uns an Daniel Bumann gewandt, weil dringend eine Lösung her muss. Wir Kinder tragen mit uns selbst einen Gewissenskonflikt aus. Keiner von uns hat den elterlichen Betrieb weiterführen wollen. Vielleicht können wir unseren Eltern auf diese Art und Weise helfen, einen Käufer zu finden, der auch bereit, ist die geforderten 1,6 Millionen zu zahlen. Dieser Betrag ist notwendig um die Altersvorsorge unserer Eltern zu decken», sagt Helen Hefti, die Tochter von Annemarie und Karl Neuhaus-Jenal.

Eine andere Situation verlangt eine andere Rolle

Während den Dreharbeiten im Dezember 2018 für die Episode über das Hotel Reich schlüpft Bumann für einmal in eine etwas andere Rolle. In der Regel erarbeitet er zukunftsorientierte Erfolgsrezepte, um in Not geratene Restaurants und Hotels wieder auf die richtige Fährte zu bringen und sie vor dem Verkauf zu bewahren. Im Fall Reich ist ein Verkauf unumgänglich. Vielmehr geht es darum, Lösungswege für eine vorübergehende Weiterführung des Hotels zu finden, bis ein geeigneter Käufer oder Investor gefunden werden konnte.

Der Betrieb, der eine moderne Kegelbahn hat, ist für die Gemeinde immens wichtig. «Das Reich bietet Übernachtungs – und Parkplatzmöglichkeiten im Dorf. Ausserdem finden hier von der Gemeinde aus Sitzungen, Mittagessen und Jubiläen statt. Die Gemeinde und die umliegenden Dörfer sind ebenfalls auf eine Nachfolge angewiesen», sagt Gemeindepräsident Eduart Decurtins.

Ähnliche Situationen wie die der Bündner Familie Neuhaus- Jenal gibt es in der Schweiz viele. Das Generationenproblem ist aktuell ein schweizweites Thema. Unter anderem aus diesem Grund hat Bumann auch auf den Hilferuf der Kinder reagiert. «Ich wünsche mir, dass wir in unserer zwölften Staffel mit der Episode über das Hotel Reich eine breite Öffentlichkeit auf das aktuelle Restaurantsterben aufmerksam machen können und unsere erarbeiteten Lösungsansätze auch anderen betroffenen Gastronomiebetriebe von grossem Nutzen sein werden», sagt Daniel Bumann. Die erarbeiteten Lösungsansätze entstanden alle in Zusammenarbeit mit der Hotelfachschule Luzern und dem Conceptmanager Michael Stutz, von «Gastgeber 3.0».

In drei Wochen ein Konzept erarbeitet

Um die Mithilfe der Hotelfachschule Luzern (SHL) hat Daniel Bumann gebeten. Während einer detaillierten Lagebesprechung Mitte November 2018 konnten sich die Studierenden der Hotelfachschule Luzern vor Ort in Summaprada ein genaueres Bild über die Situation machen. In den Wochen danach suchten sie gemeinsam nach einem lösungsorientierten Konzept. «Wir bieten oftmals Beratungsmandate an. Daniel Bumanns Anfrage haben wir unter allen Studierenden ausgeschrieben.

Ein zukünftiges Lösungsmodell entstand neben den Unterrichtsstunden und basierte auf freiwilliger Basis. Gemeldet haben sich Studentinnen und Studenten aus verschiedenen Semestern», sagt Marc André Dietrich, Spitzenkoch und Leiter Küche/Produktion SHL. Er unterstützte die Studierenden in den vergangenen Wochen bei der Erarbeitung eines Konzeptes, welches sie am 17. Dezember 2018 während den Dreharbeiten zur Sendung der Familie Neuhaus-Jenal, dem Gemeindepräsidenten Eduart Decurtins sowie den eingeladenen Medienvertreter vorstellten.

Die Schnelllebigkeit ist heute wichtig

Das Konzept der SHL umfasst Lösungsansätze beruhend darauf, wie die Gastronomie in der heutigen Zeit funktioniert. Sie ist schnelllebiger geworden und auf den digitalen Zug aufgesprungen. Profitgeschäft, Onlinepräsenz, Marketing und dynamische Preise prägen die neue Generation. Die pure Leidenschaft, wie Daniel Bumann die langjährige Tätigkeit von Karl und Annemarie Neuhaus–Jenal beschreibt, rückt in der heutigen Zeit vielfach in den Hintergrund.

Eine Veränderung, die das Ehepaar nur schwer akzeptieren kann. Einige Vorschläge nehmen sie dankend an, wiederum bei anderen schütteln sie den Kopf. «Ich habe mein vollstes Verständnis für diese Reaktion. Die beiden haben ihr ganzes Leben morgens bis abends Zeit und Geld in ihr Unternehmen investiert. Erkennt man plötzlich, dass das alles über die Jahre fast wertlos wurde, wird diese Erkenntnis zu einer bitteren Erfahrung», sagt Daniel Bumann.

Public Viewing im Hotel Reich

Die Sendung «Bumann, der Restauranttester» im Hotel Reich wird am Montag, 4. März um 20.15 Uhr auf «3+» ausgestrahlt. Dort wird auch geklärt, wer ein sturer Steinbock ist und ob ein Investor gefunden werden konnte.

Wer die Folge am Ort des Geschehens sehen will, kann das auch im Hotel Reich machen: Stefan Neuhaus lädt alle Interessierten zum Public Viewing ab 20.15 Uhr ein.  Es gibt Pizza und Apero für die Anwesenden.

(Bilder: Denise Buchli)

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Denise Buchli

Redaktorin Kultur/Region