Bündner Weltcup-Analyse macht Lust auf mehr

Bündner Weltcup-Analyse macht Lust auf mehr

[tps_header][/tps_header]Die Ski-Weltcup-Saison 2018/19 ist zu Ende: Die Bündner Ski-Cracks haben dabei rund 85% mehr Weltcup-Punkte gesammelt als noch im letzten Winter. Und die Aussichten für die nächsten Jahre sind gar noch besser.

Im Fünfjahresvergleich haben die aktiven Bündner Skicracks im Weltcup-Zirkus in der vergangenen Saison um satte 60% zugelegt. Gegenüber der Saison 2017/18 (829 Punkte) betrug die prozentuale Verbesserung gar 85% (1533 Punkte). 

 
 
Sechs Bündner und zwei Bündnerinnen haben in der vergangenen Saison im Weltcup gepunktet, womit auch das dunkelste Kapitel des Winters in den Vordergrund rückt: Der Unfall-Tod des jungen Gian-Luca Barandun, in der vorletzten Saison mit 73 Punkten zweitbester Bündner Punktesammler (und die Nummer 10 schweizweit), hat eine grosse Lücke hinterlassen. «Der tragische Tod hat uns alle sehr beschäftigt, von den Swiss-Ski Kaderathleten sicher am meisten Stefan Rogantin und Gilles Roulin wie auch Patrick Küng», so Gaudenz Bavier, Präsident des Bündner Skiverbandes. «Den Tod eines so beliebten Kollegen steckt kein Athlet einfach weg, er hinterlässt Spuren. Jeder Mensch verarbeitet ein solch tragisches Erlebnis auf sein Weise.»

Mit der 24-jährigen Luana Flütsch hat vom Bündner Ski-Team eine Athletin den ersten Weltcup-Punkt ergattert. Auffallend ist aus Bündner Sicht der Punktezuwachs von Mauro Caviezel, der den Sprung in die Speed-Weltelite geschafft hat. Auch das Comeback des einstigen Olympiasiegers und Weltmeisters Carlo Janka brachte der Bündner Delegation 123 Punkte ein, verlief im Vergleich zu seinen Jahren vor der Verletzungspause aber bescheiden. 

 
«Carlo Janka kam die ganze Saison nie richtig auf Touren. Offensichtlich machen ihm seine gesundheitlichen Probleme doch immer noch Probleme. Eine Knieverletzung, wie sie sich leider Carlo vor einem Jahr in Diavolezza zuzog, fährt unbewusst immer mit. Schade, denn Carlo gehört in den schnellen Disziplinen immer noch zu den besten Technikern», erhofft sich Bavier in den nächsten Jahren ein ähnlich erfolgreiches Comeback von «Jänks» wie es Aksel Lund Svindal und Lindsay Vonn dieses Jahr schafften. 

Hinter Mauro Caviezel ist mit Jasmine Flury – mit bereits beträchtlichem Rückstand – die stärkste Bündner Skifahrerin im Weltcup die beste Punktesammlerin. Dahinter folgen mit Thomas Tumler, Gino Caviezel, dem erwähnten Janka und den Youngsters Sandro Simonet und Stefan Rogentin fünf Athleten, bei denen im nächsten Winter ein Schritt nach vorne gerechnet werden kann.

«Die Entwicklung ist natürlich sehr positiv, wobei man im Leistungssport nie zufrieden sein darf. Es wäre sicher noch mehr drin gelegen», meint Bavier zum Saisonergebnis, «bei den Herren haben vor allem Mauro Caviezel, Thomas Tumler und Sandro Simonet einen Riesenschritt nach vorne getan.» 

 

Wie die Bündner Weltcup-Cracks im Einzelnen abgeschnitten haben, gibts auf den folgenden Seiten. Den Start macht der Bündner Ski-Profi Nummer 1, Teamleader Mauro Caviezel.

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1. Mauro Caviezel

Gesamtweltcup: 696 Punkte, Nr. 1 in Graubünden, Nr. 2 der Schweiz, Nr. 7 weltweit

Der beste Bündner Punktesammler der vergangenen Saison (und nur 26 Punkte hinter der Schweizer Nummer 1, Beat Feuz) hat diesen Winter den erhofften Sprung in die Weltspitze geschafft. Drei Podestplätze im Super G und einen in der Abfahrt von Beaver Creek (dazu drei 4. Plätze) machen den Bronzemedaillen-Gewinner der WM-Kombination 2017 in den nächsten Jahren zu einer grossen Schweizer Speed-Hoffnung: Im nächsten Winter könnte es mit dem ersten Weltcup-Sieg klappen. «Er hat sich in den schnellen Disziplinen und der Kombination in der Weltelite etabliert und ist im kommenden Winter ein Anwärter auf die kleine Kristallkugel im Super-G», so der Bündner Skiverbandspräsident Gaudenz Bavier. Im Gesamtweltcup im Super-G reichte es Caviezel im vergangenen Winter auf den 3. Platz.

 

Jasmine Flury ist die Bündner Nummer 2 im Weltcup. Ihre Saison im Überblick auf der nächsten Seite. 

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2. Jasmine Flury

Gesamtweltcup: Nr. 2 in Graubünden insgesamt, bei den Frauen Nr. 1 in Graubünden, Nr. 5 in der Schweiz, Nr. 29 weltweit

Im Jahr nach dem Durchbruch gelang der Davoserin in diesem Winter kein weiterer Fortschritt. Positiv gesehen hat sie die Vorjahressaison aber bestätigt und ihren zweiten Karriere-Podestplatz gleich dreimal nur knapp – in Super-G von Gröden gar nur um eine Hundertstelsekunde – verpasst. Als erst 25-Jährige hat die Speed-Spezalistin ihre besten Jahre aber noch vor sich. «Jasmin Flury hatte auch dieses Jahr tolle Ergebnisse herausgefahren. Sie hat im vergangenen Winter leider kein Rennen gewonnen, verpasste aber in Gröden zweimal das Podest nur um einige Hundertstel», analysiert Bavier, «der 6. Rang im Super-G am Weltcupfinal in Soldeu zeigt, dass sie das Potential hat, um ganz vorne mitzufahren.»

 

Thomas Tumler folgt als Bündner Nummer 3 auf der nächsten Seite. 

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3. Thomas Tumler

Gesamtweltcup: 183 Punkte, Nr. 3 in Graubünden, Nr. 7 in der Schweiz, Nr. 47 weltweit

Mit dem zweiten Platz im Riesenslalom von Beaver Creek sorgte der 29-jährige Samnauner für ein dickes Ausrufezeichen, das er mit drei weiteren Top-Platzierungen und mehreren ausgezeichneten Durchgängen bis Weihnachten bestätigte. Leider folgte 2019 ein leichter Rückschritt. Ist er gesund und in guter Form, liegt nächsten Winter der regelmässige Sprung in die Top 10 drin.

 

Gino Caviezel folgt als Bündner Nummer 4 auf der nächsten Seite. 

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4. Gino Caviezel

Gesamtweltcup: 171 Punkte, Nr. 4 in Graubünden, Nr. 8 in der Schweiz, Nr. 49 weltweit

Gino Caviezel hat nach zwei schwierigeren Jahren im vergangenen Winter einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Der 26-Jährige klassierte sich in allen Riesenslaloms in den Punkten, mit einem 9. Rang in Adelboden und drei weiteren Top-15-Klassierungen als Highlights. Vor allem in der ersten Saisonhälfte zeigte Gino sein Potenzial, weiter nach vorne fahren zu können. Der jüngere der beiden Caviezel-Brüder nähert sich der Blütezeit seiner Karriere, vorausgesetzt, er bleibt gesund und kann seine steigende Tendenz fortsetzen, ist ein Sprung in die Weltelite definitiv möglich.

 

Carlo Janka musste sich diesen Ski-Winter im Weltcup beim Comeback als Bündner Nummer 5 begnügen. Die Saison der «Iceman» im Überblick.

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5. Carlo Janka

Gesamtweltcup: Nr. 5 in Graubünden, Nr. 9 in der Schweiz, Nr. 58 weltweit

Der einstige Olympiasieger und Weltmeister will bis 2022 weitermachen, hat aber Vorbehalte angemeldet, wenn sich die eher mässigen Saisonresultate aus diesem Winter wiederholen sollten. Ein einziger Top-10-Platz, ein 9. Rang im Abfahrtsfinale von Soldeu, ist sicher zu wenig für die Ansprüche des 32-Jährigen. Mit drei Klassierungen in den Top-18 hatte die Saison für Janka bei seinem Comeback – das letzte Rennen hatte er zuvor im März 2017 bestritten – sehr vielversprechend begonnen, weitere Verletzungsprobleme warfen ihn bis zum Finale aber deutlich zurück. Es ist noch nicht klar, ob Janka sein Comeback auch zum Erfolg führen kann. Verdienen würde es der Obersaxner im Spätherbst seiner Karriere allemal.

 

Youngster Sandro Simonet folgt als Bündner Punktesammler Nummer 6.

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6. Sandro Simonet

 
Gesamtweltcup: Nr. 6 in Graubünden, Nr. 14 in der Schweiz, Nr. 83 weltweit

Im letzten Slalom der vorletzten Saison fuhr Simonet mit dem achten Platz erstmals in die Weltspitze. Mit drei Top-15-Klassierungen im vergangenen Winter bestätigte der Lenzerheidner, dass in Zukunft mit ihm – auch in einem starken Schweizer Team – zu rechnen ist. Dazu schrieb der 23-Jährige an seiner ersten WM in Are Geschichte – mit ausnehmend viel Glück und genau so viel Pech. «Sandro Simonet hat im Kombinationswettbewerb der Weltmeisterschaften in Are die ersten 30 nur um 3 Hundertstel verpasst und somit nicht mit der Startnummer 1 starten können, sondern mit der Nr. 31. Das ist sehr schade, denn mit der Nr. 1 wäre für ihn eine Medaille in Reichweite gelegen. Immerhin ist er im Teamevent Weltmeister geworden, auch wenn er (noch) nicht eingesetzt wurde», erinnert sich Bavier. 

 

Auch Stefan Rogentin konnte letzten Winter wieder Punkte sammeln. Seine Saison im Überblick auf der nächsten Seite. 

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7. Stefan Rogentin

Gesamtweltcup: Nr. 7 in Graubünden, Nr. 16 in der Schweiz, Nr. 107 weltweit

Der 24-jährige Stefan Rogentin hat eine schwierige Saison hinter sich: Zum einen musste er zuerst den Tod seines langjährigen, engen Teamkollegen Gian-Luca Barandun überwinden, zum andern stürzte er im Januar bei der Europacup-Abfahrt von Kitzbühel. Dreimal fuhr er diese Saison in die Punkte, mit einem 18. Rang in der Kombination von Bansko und einem 19. Rang in der Weltcup-Abfahrt von Lake Louise als Bestresultate. 

 

Luana Flütsch war die achte und letzte Bündner Skifahrer/-in, die sich in der vergangenen Saison Weltcup-Punkte gutschrieben liess. Ihre Ergebnisse und mit welchen Bündnerinnen und Bündnern man sonst in Zukunft im Weltcup rechnen kann, auf der nächsten Seite.

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8. Luana Flütsch

Gesamtweltcup: Nr. 8 in Graubünden, Nr. 20 in der Schweiz, Nr. 137 weltweit

Erstmals einen Weltcup-Punkt holte sich die Prättigauerin Luana Flütsch. Die 24-Jährige hatte in den letzten Jahren mit Verletzungen und einer Kader-Rückstufung von Swiss Ski zu kämpfen, kam im Frühjahr aber nach zwei Podestplätzen im Europacup immerhin noch zu drei Weltcup-Einsätzen. In der Abfahrt von Crans-Montana rechtfertigte sie ihre Nomination mit dem 30. Platz – und dem ersten Weltcup-Punkt. Auch hinter den acht Bündner Weltcuppunkte-Sammlern sind im Bündner Skiverband einige Talente am Start. «Stephanie Jenal hat sich weiter verbessert, und die erst 18-jährige Selina Egloff hat einen Riesensprung in der FIS-Punkteliste getan. Diese drei Rennfahrerinnen gehören zu den grossen Zukunftshoffnungen unseres Kantons, sofern sie gesund bleiben und sich nicht verletzen», so Bavier, «wie sich eine Verletzung in der Adoleszenz auswirkt, zeigt sich bei Vanessa Kasper, die nach wie vor um den Anschluss kämpft. Bei den Herren hat Fadri Janutin den Willen und das Talent für weitere gute Resultate.»

 
 
(Bilder: Swiss Ski, Grafiken: GRHeute)
 
author

Mathias Braendli

Redaktor Region/Sport
Marketeer, Ex-Journalist und Football-Blogger. Sound: Adam Green, Ryder the Eagle, Bob Dylan, Helloween. TV: Better Call Saul, Game of Thrones, Sport. Buch: Fall & Rise von Mitchell Zuckoff.