Das erste Fazit: positiv. Jeder vierte Beschäftigte aus dem Kanton Graubünden testet sich regelmässig gegen das Coronavirus. Je mehr Betriebe sich an Flächentests beteiligen, desto tiefer sinken die Zahlen.

In Graubünden bleiben die Coronafallzahlen im Moment auf einem konstanten Niveau, wie verschiedene Beteiligte an einer Pressekonferenz der Kommunikationsstelle Coronavirus am Mittwoch vor den Medien in Chur sagten. Bis am Dienstag wurden in Graubünden 11’747 Betriebstests durchgeführt, täglich zwischen 4000 und 5000. Von diesen Tests fielen 193 positiv aus. Insgesamt beteiligen sich über 35 Prozent der Bevölkerung regelmässig an den Testungen. «Bei den Betrieben, die sich beteiligen, sinkt die Zahl der Erkrankungen», sagte der Martin Bühler, Chef der Koordinationsstelle. «Und wo getestet wird, bekommt man die Fallzahlen unter Kontrolle.» Wichtig bleibt für ihn weiterhin: «Es ist alles freiwillig.»

Seit Anfang Februar beteiligen sich über 1500 Unternehmen und circa 50 000 Mitarbeitende an den wiederholten Testungen in Betrieben. Zudem lassen sich mehr als 21 900 Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen sowie Mitarbeitende von 144 Bündner Volks- und Mittelschulen freiwillig testen. Die hohe Beteiligung entspricht 45 Prozent der mobilen Bevölkerung (5 bis 64 Jahren). Seit dem wiederholten Testen in Betrieben und Schulen wurden keine Ausbrüche mehr verzeichnet. In den Betriebstestungen konnten bisher 193 und in den Schultestungen 16 asymptomatische Personen eruiert werden.

Graubünden weist im landesweiten Vergleich bei der 7-Tage-Inzidenz und beim R-Wert die zweittiefste Zahl aus. Die Fallzahlen in Graubünden stagnieren, während sie schweizweit grösstenteils ansteigen. Dies ist das Ergebnis der aktiven, präventiven Teststrategie in Graubünden.

Dank Tests blieben Skigebiete offen

Auch Peder Paz, Geschäftsleiter des Wirtschaftsforum Graubünden, zieht eine positive Bilanz. «Das Worst-Case-Szenario ist nicht eingetroffen.» Und das sei am 27. Januar, als man die Szenarien für Bergbahnen, Hotellerie und Gastronomie zusammenstellte, noch nicht klar gewesen. Dazu habe auch die Teststrategie mitgeholfen.

Aufgrund der hohen Mobilität wurde während den Wintermonaten ein Anstieg der Fallzahlen von rund 20 Prozent erwartet. Dank den präventiven Testungen in den Betrieben sind die Zahlen allerdings stagniert. So konnten weitere einschneidende Massnahmen vermieden und beispielsweise auch die Skigebiete durchgehend offengehalten werden. Eine Skigebietsschliessung hätte nach Berechnungen des Wirtschaftsforums Graubünden zusätzliche 320 Millionen Schweizer Franken gekostet.

«Der Kampf wird über die Herzen der Menschen gewonnen»

Auch das Feedback von Gästen in Bezug auf die Testtrategie war mehrheitlich positiv. «Viele Bündner sagten mir, sie seien stolz auf das, was wir erreicht haben», sagte Peder Paz. «Wir haben jetzt Erfahrungen und damit ein Arsenal an Möglichkeiten.» So zeigt zum Beispiel die Auswertung des Contact Tracing, dass es lediglich bei einer von zehn Personen während der Quarantäne zum Krankheitsausbruch kommt. Durch den Arbeitsausfall entstehen für die Wirtschaft Millionenverluste.

Professor Doktor Fischer, Professor für Public Health, war aktiv am Aufbau der Testorganistion in der Weissen Arena beteiligt. «Wir haben uns im Sommer gesagt, dass wir wieder Skifahren gehen wollen.» Dann habe man sich gefragt, wie man das erreichen könne. Graubünden sei auch deshalb erfolgreich, weil der Kanton die Begeisterung der Bevölkerung gewonnen habe. «Der Kampf wird in den Herzen der Menschen gewonnen.» Auch deshalb sei Deutschland erst jetzt dort, wo wir im September waren. «Die Bündner Regierung hat Mut und Ausdauer bewiesen», sagte dazu der Geschäftsleiter des Baumeisterverbands, Andreas Felix.

Testzentren sind über die Ostertage geöffnet

Dank der umfassenden Strategie zur Pandemiebekämpfung, welche auf zehn Bausteinen basiert, erhält der Kanton Graubünden ein aussagekräftiges Bild über die Ausbreitung des Coronavirus in den Regionen. Daraus lassen sich bei Bedarf rasche und zielgerichtete Sofortmassnahmen ableiten. Auch bei erhöhter Mobilität über die Ostertage soll dies gewährleistet sein. Die regionalen Testzentren bleiben auch während den Feiertagen geöffnet. Lassen Sie sich bei geringen Symptomen umgehend testen.

(Bild: GRHeute)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.