Emotionaler Abschied: Nino Schurter beendet Karriere in Lenzerheide

Emotionaler Abschied: Nino Schurter beendet Karriere in Lenzerheide

GRHeute
21.09.2025

Es waren nicht die Sekundenabstände oder die Platzierung, die am Sonntag im Mittelpunkt standen. Es war der Moment: Nino Schurter rollte die letzten Meter seiner einzigartigen Karriere die Zielgerade in Lenzerheide hinunter, begleitet von «Nino»-Rufen, stehenden Ovationen und unzähligen Schweizer Fahnen. Nach acht Runden erreichte der 39-Jährige den 24. Rang – und verabschiedete sich damit dort vom internationalen Mountainbike-Zirkus, wo er unzählige seiner grössten Erfolge gefeiert hatte.

Schon vor dem Start war klar, dass das Rennen weniger ein sportlicher Wettkampf als eine grosse Verneigung vor dem erfolgreichsten Mountainbiker der Geschichte werden würde. «Ich konnte die letzten drei Nächte kaum schlafen», gestand Schurter nach dem Zieleinlauf. Dass er sich auf den letzten Metern vom Heimpublikum feiern liess, passte zum Bild: ein Champion, der den Sport geprägt hat wie kein anderer.

Hatherly triumphiert – Keller jubelt

In Lenzerheide hatte Schurter sieben seiner zehn WM-Titel bejubelt, hier stellte er mit dem 34. Weltcupsieg einst den Rekord auf. Nur einmal – 2022 nach einem Sturz im «Zauberwald» – blieb ihm das Podest verwehrt. «Dieser Ort ist ein Stück Heimat für mich», sagte der gebürtige Churer, bevor ihn die erste Champagnerdusche traf.

Tränen zum Abschied: Nino Schurter.

 

Das Rennen selbst gewann mit Alan Hatherly der aktuelle Weltmeister aus Südafrika. Trotz eines kurzen Kettenproblems in der Schlussrunde setzte er sich souverän durch und feierte seinen dritten Weltcupsieg. Hinter ihm komplettierten Charlie Aldridge (GBR) und Adrien Boichis (FRA) das Podest.

Für Schweizer Glanz sorgten Vital Albin (8.), Fabio Püntener (9.) und Luca Schätti (10.), die sich geschlossen in den Top Ten klassierten. Bei den Frauen sorgte Alessandra Keller für den grossen Höhepunkt aus Schweizer Sicht: Sie gewann als erste Athletin überhaupt ein Weltcuprennen in Lenzerheide.

Ein letzter grosser Moment

Während der Rest der Mountainbike-Elite nun zum Saisonfinale nach Nordamerika reist, bleibt in Lenzerheide ein Bild zurück: jenes von Nino Schurter, wie er in den späten Nachmittagssonnenstrahlen über die Ziellinie rollt, den Helm hebt und sich noch einmal feiern lässt. Ein würdiger Schlusspunkt unter eine Karriere, die den Sport verändert hat.

«Perfekt» – gleich drei Mal wählte Nino Schurter dieses Wort in seinen ersten Antworten nach seinem letzten Auftritt im Weltcup gegenüber SRF. «Die Atmosphäre war perfekt, die Stimmung war perfekt und der Ort für meinen Abschied war perfekt», schwärmte der 39-Jährige im Zielraum von Lenzerheide, wo er nach Platz 24 strahlte wie ein Sieger.

Nie an die 80-Prozent-Grenze gedacht

Auch am Morgen vor dem Start habe er plötzlich Bedenken gehabt. «Ich hatte Angst, dass ich wegen der 80-Prozent-Regel nicht durchkomme – dabei habe ich in meiner ganzen Karriere nie daran gedacht», sagte Schurter lachend. Überhaupt sei es kein gewohntes Rennwochenende gewesen: «Es fühlte sich nicht wie ein Rennen an, sondern eher wie eine Hochzeit. Alle brachten Geschenke, alle wollten etwas von mir – und ich musste trotzdem noch irgendwie ins Rennen finden.»

 

(Bilder: SRF)

 

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