Deas Tagebuch: Ein Churer am Fullerton College

Deas Tagebuch: Ein Churer am Fullerton College

Dea Baumann
16.09.2015

DeaDea Baumann ist einer der talentiertesten Schweizer Football-Spieler und Quarterback der Nationalmannschaft. Der 21-jährige Churer versucht sich diesen Herbst im US-amerikanischen Fullerton College im Grossraum Los Angeles. Auf GR Heute schreibt Baumann sein Tagebuch.  

Meine ersten Wochen in den USA sind wie im Flug vergangen. Ich bin in die USA gereist, um American Football zu spielen und dies auf einer der schwierigsten Positionen, der des Quarterbacks.

Als erstes wurde ich am Fullerton College allen Coaches und den anderen Quarterbacks vorgestellt. Insgesamt waren neben mir neun andere Quarterbacks im Team. Ein bisschen überrascht, aber nicht weniger motiviert ging es noch am gleichen Tag ins Training. Ich versuchte, mir das Spielsystem so schnell wie möglich einzuprägen. Die hundert verschiedenen Spielzügen auswendig zu lernen, war harte Arbeit. Im Verlaufe des Trainingscamps konnte ich mich jedoch Rang um Rang hoch kämpfen und zeigen, was ich kann. Im Team waren zuerst 150 Spieler, davon erhielten nur 99 ein Trikot für das erste Spiel – und die Möglichkeit, weiter zu trainieren.

Am Tag der Entscheidung wurde ich als fünfter Quarterback aufgeführt. Ich war enttäuscht und mir wurde klar, dass die Chance, einen Einsatz auf dieser Position zu erhalten, verschwindend klein war. Die Coaches bestätigten mir meine Befürchtung. Da ich wusste, dass ich auch andere Positionen spielen kann, entschieden wir, dass ich probehalber in der Verteidigung spiele.

An meinem ersten Tag als Defense-Spieler lief es hervorragend. Ich hatte viele Tackles, und den Spielaufbau lernte ich sehr schnell. Mein Wille beeindruckte die Coaches. Den 100-%-Einsatz belohnten sie mit den Aussichten auf einen Spieleinsatz. Super! Ich erhielt ein Trikot und somit durfte ich mich für das erste Spiel umziehen.

Die zweistündige Reise führte uns nordwärts nach Ventura. Wir wähnten uns in Sicherheit zu gewinnen, was uns jedoch bös zum Verhängnis wurde. Das Spiel verloren wir mit 31:00 – die höchste Niederlage, die das Fullerton College in den letzten 80 Jahren je eingesteckt hatte. Wir konnten nicht einmal im Spiel reagieren und wenigstens Punkte machen. Ich erhielt einige Einsätze im Spiel, was mich natürlich sehr freute. Mit meiner Leistung war ich nicht sonderlich zufrieden.

Nun hiess es, sich auf das nächste Spiel zu fokussieren, welches letzten Samstag stattfiand. Der Gegner war der Erzrivale „Mt. Sac“. Wir wussten, dieses Spiel würde sicher noch härter als das letzte, doch ich war mir sicher, dass wir gewinnen könnten, wenn wir es mit der richtigen Einstellung angehen würden.

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Mit dieser Einstellung ging es im Training zur Sache. Die Coaches und meine Mitspieler wussten, worum es geht. Da wir gegen den verteidigenden State Champion antreten mussten, wurden die Vorbereitungen besonders ernst genommen. Wir trainierten viel und hart auf dem Spielfeld. Wir verbrachten viele Stunden damit, Videos zu analysieren, um uns auf das Spiel mental vorzubereiten.

1200 Zuschauer besuchten das Spiel vom letzten Samstag. Es war heiss, 38°C. Wie man sich das aus Filmen gewohnt ist, waren Cheerleaders von beiden Teams Teil des Programms, dazu spielte eine College-Band und es gab die typisch amerikanischen Snacks. Auch viele Fans von Mt. Sack reisten an.

Wie erwartet war das Spiel hart umkämpft. Nachdem wir zuerst in Rückstand fielen, holten wir schnell auf und gingen gar in Führung. Nach vier Spielvierteln war der Punktestand bei 23:23 und das Spiel ging somit in die Verlängerung. Die Spannung war kaum zu überbieten. Nachdem beide Teams in ihren ersten Anläufen Punkte erzielten, ging es in die zweite Verlängerung. Mt Sac erzielte im darauf folgenden Anlauf keine Punkte, wir aber schon. Wir, die „Fullerton Hornets“, eroberten den Ball und schafften es gleich im nächsten Anlauf, auch Punkte zu erzielen. Somit gewannen wir das Spiel gegen den Rivalen mit 36:30.

Wir freuten uns riesig über den Sieg und feierten diesen ausgelassen. Am Tag darauf hatten wir frei. Unser einziger freier Tag in der Football-Woche. Unsere Gedanken waren immer noch beim Spiel.

 

 

Anmerkung der Red.: Dea Baumann wird während der Saison regelmässig von seinen Sport-Erfahrungen in den USA berichten. Wer die Spiele des Fullerton College mit Dea Baumann übrigens live mitverfolgen will, hier gibt es jeweils die Live Coverage der Spiele. 

 

(Bild: zVg.)

 

 

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Dea Baumann

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Churer American Football-Spieler, versucht sich im US-amerikanischen Fullerton College und schreibt über sein Leben in Kalifornien.