Olympiakandidatur 2026: Die Fakten liegen nun anders

Leserbrief
17.12.2015

Am 3. März 2013 hat das Bündner Stimmvolk mit einer Differenz von gut 2000 Stimmen die Vorlage zur Olympiakandidatur 2022 verworfen. Ausschlaggebend war dabei auch, dass sich die beiden Unternehmer Reto Gurtner und Andreas Wieland öffentlich gegen das Konzept 2022 aussprachen. Statt sich konstruktiv in diese Kandidatur einzubringen, wurde das Konzept 2022 torpediert.

Schade, die Chance, den Zuspruch für die Olympischen Spiele zu erhalten, war nie so gut wie zu diesem Zeitpunkt, weil nach der Vergabe der Spiele nach Pyeong-chang (Südkorea) und der Absage der Mitbewerber Europas die Schweiz in der Poleposition stand, die Spiele zu erhalten. Schade auch, weil Bundesrat Ueli Maurer von dieser Kandidatur überzeugt war und er den Bündnern eine Milliarde Franken zugesichert hatte. Schade auch deshalb, weil keine zweite Kandidatur in der Schweiz vorlag und Graubündens seitens Swiss Olympic den Zuspruch erhalten hätte.

Nun liegen die Fakten anders. Das Wallis hat seine Kandidatur bereits beim olympischen Dachverband vorgestellt. Ueli Maurer wird ins Finanzdepartement wechseln und Guy Parmelin wird das VBS übernehmen. Als Westschweizer wird der neue Schweizer Sportminister aller Voraussicht nach die Walliser unterstützen und letztlich befasst man sich in der Ostschweiz mit der Durchführung der Expo 2027, was ein weiterer Grund wäre, die Spiele ins Wallis zu vergeben.

Andreas Wieland kritisiert in einem Interview das Walliser Dossier. Die Walliser Promotoren haben zumindest ein Dossier vorgelegt, während Wieland bis zum jetzigen Zeitpunkt nur gerade sein Team vorgestellt hat. Zudem haben sich der Direktor des Bundesamtes für Sport sowie der designierte Vizepräsident von Swiss Olympic mir gegenüber positiv zum Olympiadossier der Walliser geäussert. Es gilt weiter zu bedenken, dass das Walliser Stimmvolk seit 1976 dreimal Ja zu Olympia sagte, das Bündner Stimmvolk diese Vorlage seit 1980 jedoch dreimal verworfen hat.

Die Aussage von Reto Gurtner, wonach für ihn eine erneute Kandidatur allein dem Mittel zum Zweck diene, in Graubünden ein Hightech-Cluster zu bilden, kommt einem Missbrauch des Sports gleich und dürfte bei den schweizerischen Sportverbänden nicht goutiert werden. Denn letztlich sind es die Sportverbände, die im Sportparlament von Swiss Olympic über eine Kandidatur entscheiden, und diese sehen im Sport glücklicherweise noch andere Werte als nur das Mittel der Gewinnmaximierung.

Gaudenz Bavier, Fläsch

 

 

(Bild: Valeriano di Domenico/EQ Images)