Vom 26.-31. Dezember bricht in der Hockey-Schweiz wieder das Spengler-Cup-Fieber aus. Wir schauen auf einige verrückten Geschichten der letzten 88 Jahre zurück.
Vorschauen und Hintergrundberichte gibt’s in diesen Tagen genug, zum Beispiel auf der offiziellen Spengler-Cup-Webseite. Aus unserem Hockey Pauer Ranking Blog hier einige interessante Hintergrundinfos:
Gründe für Spannung am Spengler Cup
Viele. In den letzten sieben Jahren gab es sechs verschiedene Sieger: Dynamo Moskau, Dinamo Minsk, SKA St. Petersburg, HCD, Team Canada und zuletzt zweimal Genf-Servette. Das unterstreicht die Ausgeglichenheit. Beim Spengler Cup gab es nie grosse Dynastien, die Karten werden jedes Jahr neu gemischt. Team Canada hat mit vier Titeln in Folge (1995-1998) immer noch die längste Siegesserie der Geschichte.
Gründe für Langeweile am Spengler Cup
Wenige. Vielleicht: Viele Spiele in kurzer Zeit, müde Beine, komischer Modus. Man weiss nie so recht, wie und in welcher Verfassung die Teams antreten. Luganos Erfolg (bei der bisher einzigen Teilnahme) war eine Finalniederlage 1991. Automobilist Yekaterinburg nimmt zum ersten Mal teil und Jokerit Helsinki ist historisch schwach.
In acht Teilnahmen und 31 Spielen hat Jokerit bisher gerade mal 10 Spiele gewinnen können und stand nie im Final. Allgemein sind die finnischen Teams erfolglos am Spengler Cup: Ein 2. Platz 1975 von Team Finland ist das höchste der Gefühle für das Land im Norden.
(Spengler Cup Final 1948 LTC Prag – HC Davos 10:0)
Haters gonna hate.
Zu allen, die den Spengler Cup schlecht reden: Nein, es gibt keine SRG-HCD-Mafia, und die Hallen der anderen Teams wären nicht rappelvoll, wenn die National League A durchspielen würde. Die Argumente sind lächerlich und keine Diskussion wert. Der Spengler Cup ist eines der grössten Güter, die das Schweizer Eishockey hat. Davos ist weltweit der einzige Verein, der es geschafft hat, einen coolen, beständigen Hockey-Event richtig aufzubauen. Und das schon seit 92 Jahren.
Und hey: Gäbs den Spengler Cup nicht, würden wir nie in den Genuss von hochstehenden Hockey-Interviews à la «Steffi Buchli mit Eismeister» kommen. Das zählt doch auch was.
Ein paar Spengler-Cup-Zahlen
Über 100 Teams aus mehr als 18 Nationen haben bisher am Spengler Cup teilgenommen. In 88 Austragungen hat es bisher 29 verschiedene Sieger gegeben. Davos ist Rekordsieger mit 15 Titeln, gefolgt vom Team Canada mit 12 Titeln. Die Schweiz hat insgesamt 19 Titel, gleich viel wie die ehemalige Tschechoslowakei. Die Sowjetunion (inkl. dem späteren Russland) folgt mit 13 Titeln.
Davos hat bei 84 Teilnahmen zudem noch 25 Vizetitel gesammelt. Noch besser ist die Bilanz der Kanadier: Seit 1984 dabei, resultieren insgesamt 21 Top-2 Platzierungen.
Der erste Sieger: 1923
(Die Oxford University Hockey Club Canadians 1923)
Der erste Spengler-Cup-Sieger überhaupt war der Oxford University Ice Hockey Club. Aus England. Yep. Die Briten haben Eishockey zu Beginn dominiert. Die Studenten gewannen den Spengler Cup bis 1932 insgesamt viermal. Zur Erinnerung: Oxford gegen Cambridge ist die älteste Rivalität auf unserem Kontinent und die beiden trugen 1885 das erste dokumentierte europäische Eishockey-Spiel überhaupt aus. Und zwar in St. Moritz (so gesehen ist Graubünden Teil des Ursprungs).
Lester B. Pearson, kanadischer Premierminister und Namensgeber des Lester Pearson Award der NHL, stand beim allerersten Spengler Cup als Sieger mit Oxford auf dem Eis. Genau so wie George Stanley. Das ist zwar nicht der Stanley vom bekannten Cup-Erfinder, aber immerhin der Designer der offiziellen kanadischen Flagge. Die beiden Kanadier studierten damals in Oxford und holten sich kurzerhand den ersten Spengler Cup.
Die brisanteste Ausgabe: 1941
Laut Carl Spengler ging es ihm bei der Gründung des Cups darum, «nach dem ersten Weltkrieg die verfeindeten Nationen in sportlichen Kontakten wieder zusammenzuführen». Das klappte bis auf ein Jahr eigentlich ganz gut: 1941, da spielte (zum einzigen Mal) das Team NS Berliner Schlittschuh Club, unter dem Hakenkreuz mit. Als Landesangabe: Deutsches Reich. Keine anderen Nationen nahmen teil. Davos bezwang die Nazis mit 9:0. Gut so.
Das speziellste Finale: 1932
1932 endete das Final zwischen Prag und Oxford zum einzigen Male in der Geschichte mit einem Unentschieden und demzufolge mit zwei Siegern. Man fragt sich, ob damals niemandem der Gedanke einer Overtime oder eines Penaltyschiessen im Kopf herumschwebte, oder ob das noch das Gentlemen-Verhalten von früheren Zeiten war. So à la: «Ehrenhaft gekämpft, wir teilen uns die Trophäe.»
Noch wahnsinniger war das Resultat: 0:0.
(Englische Fernsehübertragung des Spengler Cup Finals 1932)
Das speziellste Team: 1971
1971 war zum ersten Mal das Team Japan am Spengler Cup vertreten. Das Ganze diente als Promotion für die anstehenden olympischen Spiele 1972 in Sapporo, und man wusste nicht so richtig, was man erwarten konnte. Wer aber dachte, das werde eine Zirkusnummer, hatte sich getäuscht. Die Japaner belegten am Ende den respektablen dritten Platz und bezwangen unter anderem MoDo (Schweden) und La-Chaux-De-Fonds (damaliger Schweizermeister).
Fünf Jahre später kam es zu einer weiteren speziellen Konstellation: 1976 gewann die B-Nationalmannschaft der Sowjetunion vor der B-Nati der Tschechoslowakei. Die weiteren Teilnehmer waren damals die B-Nati von Finland, die A-Nati der Schweiz und die A-Nati von Japan. Der Spengler Cup war damals eine Zeit lang Nationalmannschaftssache.
Die beste Ausgabe: 2021
Womit wir bei der letzten Spinnerei sind. Zu Weihnachten wünsche ich mir, dass der Spengler Cup 2021 mit folgenden Teams (im alten Modus) ausgetragen wird:
HCD (exkl. Bündner Spieler)
Bündner Nati
Schweizer Nati (exkl. HCD und Bündner Spieler)
China Dragon (als Promotion für die Spiele in Peking 2022)
Oxford University Ice Hockey Club Canadians (als erster Sieger)
Fröhliche Weihnachten!
(Bild: Werner Schaerer/EQImages, Quellen: wikipedia.org, spenglercup.ch, hhof.com, hockeywikia.com)