Aus der Traum vom 32. Schweizer Meistertitel: Der HC Davos hat das sechste Playoff-Halbfinalspiel gegen die ZSC Lions vor eigenem Publikum letztlich klar mit 2:6 verloren und scheidet damit aus dem Wettbewerb aus. Es ist gleichzeitig das Karriere-Ende der beiden HCD-Legenden Andres Ambühl und Marc Wieser.
Es war zugegebenermassen eine enorm schwierige Aufgabe gegen eine löwenstarke ZSC-Equipe. Am Ende bleibt dem HCD im Moment gleichwohl nur der Frust, erneut im Halbfinal gescheitert zu sein, dies nach einer ansehnlichen Saison, in der die Bündner einige Zeit gar vom Leaderthron her grüssten. Am Ende war die spielerische Klasse des Halbfinalgegners aber eine Spur zu gross für den HCD. Mit einem vollbesetzten Kader – besonders der verletzungsbedingte Ausfall der Stürmer Enzo Corvi, Tino Kessler und Yannick Frehner – hätten die Bündner vielleicht bessere Chancen gehabt. Aber wäre und hätte haben im Sport seit jeher nichts verloren, und so bleibt dem HCD nur mit Stolz erhobenem Haupt in die Ferien zu gehen.
Das letzte Kapitel der Saison 2025
Es war das letztes Kapitel einer langen Reise. Eine Reise, geprägt von Leidenschaft, Teamgeist – und einem letzten Spiel, das trotz der 4:6-Niederlage gegen die ZSC Lions all das zeigte, wofür dieser HCD steht: Mut, Charakter und nie nachlassenden Kampfgeist.
Es war von Beginn an ein Abend, an dem das Spielglück nicht auf Seiten der Bündner lag. Der Start in diese sechste Partie im Halbfinal verlief aus Davoser Sicht denkbar schwierig. Die Zürcher Gäste übernahmen im ersten Drittel klar das Zepter, kamen zu 14:4 Schüssen und liessen die Davoser Defensive kaum zur Ruhe kommen. Der HCD fand einzig im Powerplay offensive Entfaltungsmöglichkeiten, blieb aber vorerst erfolglos. Ganz anders der ZSC, der seine erste Überzahlsituation eiskalt ausnutzte: Topskorer Jesper Frödén verwertete einen präzisen Diagonalpass von Sven Andrighetto zur frühen Führung für die Gäste – ein Treffer, der das Kräfteverhältnis des Startdrittels treffend widerspiegelte.

Doch wer diesen HCD in diesen Playoffs gesehen hat, weiss: Aufgeben ist keine Option. Und so kam das Heimteam mit spürbarer Emotion aus der Kabine zurück – getragen von der Energie des vollen Eisstadions Davos, das auch in schwierigen Momenten geschlossen hinter seinem Team stand. Der HCD rannte an, suchte den Zweikampf, suchte den Weg zurück. Adam Tambellini sorgte mit dem 1:2 für den erlösenden ersten Treffer – ein kurzes Aufflammen der Hoffnung. Doch es war ein Treffer mit bitterem Beigeschmack. Der Davoser Topskorer ging unmittelbar nach dem Tor in einem unglücklichen Zweikampf mit Christian Marti zu Boden, verliess das Eis angeschlagen – und sollte nicht mehr zurückkehren.
Immer wieder Malgin
Das Team antwortete auf diesen Schock mit Stolz. Doch wie so oft an diesem Abend schlugen die Lions im entscheidenden Moment zu – erneut im Powerplay, erneut effizient. Denis Malgin stellte mit seinem Treffer zum 1:3 den Zweitorevorsprung wieder her. Aber Davos fand eine Antwort: Valentin Nussbaumer verkürzte auf 2:3 und setzte damit ein Zeichen – dieser HCD wollte sich nicht einfach so verabschieden.
Mit diesem Zwischenstand ging es in die letzten 20 Minuten – und sie sollten bitter werden. Kaum hatte das Schlussdrittel begonnen, erhöhte Rudolfs Balcers nach abermaliger Vorarbeit von Andrighetto auf 2:4. Was folgte, war ein verheerender Konter-Doppelschlag: Malgin in der 46. Minute, Kukan nur zwei Minuten später – 2:6. Der HCD war in diesen Momenten fehleranfällig, zu offen, vielleicht auch zu bemüht. Und Zürich, brutal effizient, wusste das zu nutzen.

Doch dieses Team hatte sich eine Saison lang nicht über Resultate, sondern über seine Identität definiert. Eine Identität, die getragen wird von Routiniers wie Andres Ambühl – und genau er war es, der in der 56. Minute mit einem Ablenker noch einmal für einen Gänsehautmoment sorgte. In seinem letzten Spiel für den HC Davos schrieb der Captain selbst das letzte Kapitel seiner grossen Karriere – mit einem Tor. Und zwei Minuten später traf Filip Zadina gar noch zum 4:6. Für einen Moment flackerte die Hoffnung auf ein Eishockeywunder auf. Doch es blieb beim Flackern. Die Lions liessen sich den Vorsprung nicht mehr nehmen – und ziehen in den Final ein.
Tränen und Gänsehaut
Am Ende gabs auf Seiten von Blau-Gelb Tränen und Gänsehaut: Andres Ambühl und Marc Wieser wurden von den HCD-Fans mit lautstarken Gesängen gefeiert – zwei grosse Davoser, zwei prägende Figuren des Schweizer Eishockeys, die ihre beeindruckenden Karrieren dort beendeten, wo alles für sie begonnen hatte. Es hätte ein letztes Heimspiel mit Happy End werden sollen, doch am Ende hatte dem HCD die Kraft gefehlt, um ein entscheidendes Spiel sieben zu erzwingen. Der ZSC war zu effizient gewesen: in den beiden Powerplays eiskalt, im Schlussdrittel gnadenlos mit drei Kontertoren innerhalb von sechs Minuten.
Für den HCD endet die Saison damit zwar sportlich im Halbfinal, doch sie endet mit erhobenem Haupt. Diese Mannschaft hat in diesen Playoffs Charakter bewiesen, hat sich nach schwierigen Phasen immer wieder aufgerafft. Und sie hat gezeigt, dass sie bereit ist, wieder eine gewichtige Rolle im Schweizer Eishockey zu spielen.
(Bild: My Sports/Sergio Brunetti/stockpix.it)