Die Evakuierung von Brienz/Brinzauls ist abgeschlossen. Am Sonntag haben die Bewohner:innen mit ihren Haustieren das Bündner Dorf verlassen. Die beiden Landwirtschaftsbetriebe hatten ihre Evakuierung bereits am Samstag abgeschlossen. Die Evakuierten müssen sich darauf einstellen, dass es mehrere Monate dauern wird, bis sie ihr Dorf wieder bewohnen können.
Brienz/Brinzauls ist zum zweiten Mal in eineinhalb Jahren wieder unbewohnt. Wegen der Gefahr eines möglichen Schuttstroms hatte die Gemeinde Albula/Alvra, zu der Brienz/Brinzauls gehört, die Evakuierung anordnen müssen. Bis Sonntagmittag um 13 Uhr mussten die 91 Bewohnerinnen und Bewohner das Dorf mitsamt ihren Haus- und Nutztieren verlassen. Für alle Bewohner:innen konnten Wohnungen gefunden werden. Der historisch wertvolle Altar der Kirche St. Calixtus war bereits am Freitag weggebracht worden, wie der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra am Sonntag mitteilte.
Für Brienz/Brinzauls gilt nun die Phase ROT: Das Dorf und das gefährdete Gebiet um das Dorf dürfen bis auf Weiteres nicht mehr betreten werden. Um 13 Uhr gingen Verantwortliche der Gemeinde, des kantonalen Amts für Militär und Zivilschutz, der Polizei und der Feuerwehr das gesamte Dorf noch einmal ab und stellten fest, dass sich niemand mehr in Brienz/Brinzauls befand. Um das Betretungsverbot durchzusetzen und die Sicherheit im Dorf zu gewährleisten, wird der Ort ab sofort elektronisch überwacht. Für Langfinger ist Brienz/Brinzauls vermutlich sowieso kein lohnendes Ziel: die Bewohner:innen dürften alles, was von grösserem Wert ist, mitgenommen haben.
In der Schutthalde hoch über Brienz/Brinzauls sind seit der zweiten Septemberhälfte rund 1,2 Millionen Kubikmeter Schutt in Bewegung geraten. Der Schutt stammt vom Schuttstrom und Felssturz vom 15. Juni 2023 und bewegt sich in der steilen Schutthalde 20 bis 40 Zentimeter pro Tag talwärts. Die Geologen gehen davon aus, dass sich die Masse von selbst wieder beruhigt, sobald sie flacheres Gelände erreicht hat. Dies dürfte aber mehrere Monate dauern.
Obwohl die Beruhigung die wahrscheinlichste Entwicklung ist, besteht für Brienz/Brinzauls eine akute Gefahr: Statt sich zu beruhigen, könnte die Masse auch abgleiten und zu einem sehr schnellen Schuttstrom werden. Dieser könnte das Dorf mit 80 oder mehr Stundenkilometern erreichen und dort grosse Zerstörung anrichten. Für eine Alarmierung und Evakuierung wäre dann keine Zeit, weshalb das Dorf vorsorglich evakuiert werden musste.
Strassen, Bahn und Postauto
Sämtliche Strassen nach Brienz/Brinzauls sind gesperrt. Sie dürfen auch zu Fuss oder mit dem Fahrrad nicht benützt werden. Für die Landwasserstrasse an der Albula und die grosse Kurve (Stiert Grond) an der Hauptstrasse von Tiefencastel zur Lenzerheide besteht ab 13 Uhr ein Halteverbot. Die Züge der RhB verkehren normal. Die Postautokurse der Linie 183 zwischen Lenzerheide/Lai und Davos Platz verkehren statt über Brienz/Brinzauls nun über Tiefencastel.
Flugverbot für Drohnen
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt hat für Brienz und das Gebiet unter Betretungsverbot ein Flugverbot für Drohnen erlassen, damit Einsatzflüge mit Helikoptern nicht durch ferngesteuerte Fluggeräte behindert oder gar gefährdet werden. Das Flugverbot gilt vom Boden bis auf eine Höhe von 2’000 Metern über Meer.
Spendenkonto für die Betroffenen
Die Gemeinde Albula/Alvra hat das Spendenkonto für die Betroffenen des Brienzer Rutsches wieder aktiviert. Neben mehreren Bündner Gemeinden haben auch Unternehmen und Privatpersonen Spenden angekündigt.
Die eingehenden Gelder werden als direkte Hilfe an betroffene Personen und Institutionen eingesetzt, die durch den Brienzer Rutsch Schäden erleiden und deshalb auf Hilfe angewiesen sind. Die korrekte Verwendung der Spendengelder wird durch die Spendenkommission sichergestellt
Bankverbindung
Raiffeisen Bank
CH45 8080 8002 7427 3045 7
IID (BC-Nr.): 80808
SWIFT-BIC: RAIFCH22
(Bild: zVg./Grafiken: zVg.)