Kennzahlenvergleich 2024 zur Sozialhilfe in 14 Schweizer Städten zeigt eine erneute Senkung der Quote in der Stadt Chur. Die Sozialhilfequote in Chur sank auf 2,3 Prozent und erreichte damit den tiefsten Stand seit elf Jahren.
Neben dem günstigen Arbeitsmarkt zahlt sich nicht zuletzt aus, dass die Stadt Chur konsequent auf berufliche Integration, die Frühe Förderung und die Armutsbekämpfung setzt. Gleichzeitig ist der Wohnungsmarkt angespannt, wie auch der aktuelle Bericht der Städteinitiative Sozialpolitik zeigt, wie die Ratskanzlei der Stadt Chur am Dienstag mitteilte.
Der Fokus des Kennzahlenberichts 2024 liegt auf der Wohnungsnot in der Sozialhilfe. Für von Armut betroffene oder bedrohte Menschen ist es derzeit schwierig, bezahlbaren Wohnraum zu finden – insbesondere vor dem Hintergrund gestiegener Mietkosten und sehr tiefen Leerwohnungsziffern. Diese Problematik zeigt sich deutlich auch in der Stadt Chur, die mit einer Leerwohnungsziffer von 0.19 Prozent zu den am stärksten betroffenen Schweizer Städten gehört. Armutsbetroffene Haushalte und Personen in prekären Lebenslagen haben es aufgrund geringer finanzieller Mittel besonders schwer auf dem Wohnungsmarkt – vor allem im Zusammenhang mit Schulden oder Krankheit.
Bedarf an Sozialhilfe in Chur gesunken
Mit dem zweithöchsten Bevölkerungswachstum unter den Vergleichsstädten sank die Sozialhilfequote in der Stadt Chur weiter auf 2.3 Prozent und damit auf den tiefsten Stand der letzten elf Jahre. In 583 Fällen wurden insgesamt 908 Personen unterstützt. Rund die Hälfte der Sozialhilfebeziehenden in Chur erzielt ein eigenes Einkommen. Trotz der niedrigsten Arbeitslosenquote im Städtevergleich können Personen ohne Ausbildung nur schwer eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt finden. Knapp ein Fünftel aller sozialhilfebeziehenden Personen ab 25 Jahren in Chur verfügt über keine Berufsausbildung.
Höchster Anteil an unterstützten Flüchtlingen
Der Bericht zeigt auf, dass Chur mit 3.0 Prozent nach Winterthur (3.7 Prozent) den zweithöchsten Anteil an Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Asylsuchenden an der Gesamtbevölkerung unter den Vergleichsstädten hat. In Chur besonders hoch ist der Anteil an Sozialhilfebeziehenden mit Asylhintergrund im Vergleich zu allen unterstützten Personen. Dieser liegt mit 38 Prozent einsam an der Spitze der Vergleichsstädte – vor Wädenswil mit 27 Prozent. Der Bericht zeigtauch, dass dieser Anteil in Chur in den letzten Jahren kontinuierlich von 33 Prozent (2021) auf 38 Prozent (2024) angestiegen ist.
Hohes Sozialhilferisiko von Haushalten mit Kindern
Haushalte mit minderjährigen Kindern haben in Chur nach wie vor ein doppelt so hohes Sozialhilferisiko wie Haushalte ohne minderjährige Kinder. Erfreulicherweise ist der Anteil minderjähriger Kinder in der Sozialhilfe stärker zurückgegangen als in den Jahren zuvor und liegt bei 4.6 Prozent. Bei den jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) zeigt sich jedoch, dass der zuvor kontinuierliche Rückgang der auf Sozialhilfe angewiesenen Personen 2024 abrupt gestoppt wurde und der Anteil an der Gesamtbevölkerung von 2.1 (2023) auf 2.7 Prozent (2024) angestiegen ist.
Fazit für die Stadt Chur
Es zahlt sich weiterhin aus, dass die Stadt Chur konsequent auf Aus- und Weiterbildung sowie berufliche Integration von Sozialhilfebeziehenden setzt. Um die Benachteiligung minderjähriger Kinder aufzufangen, investiert die Stadt zudem weiterhin in die Verbesserung der Angebote im Bereich der Frühen Kindheit und die Armutsbekämpfung. Der Anstieg des Sozialhilfebezugs bei jungen Erwachsenen ist ein Warnsignal, das den Entscheid der Stadt im Zusammenhang mit dem Massnahmenplanung nach der Jugendbefragung CTC bekräftigt, das Jugendprojekt LIFT über die Pilotschuleinheit Florentini (heute Fortuna) hinaus auf die gesamte Stadtschule auszuweiten. Der Stadtrat wird sich beim Kanton Graubünden dafür einsetzen, das Angebot an Therapiemöglichkeiten, insbesondere für Kinder und Jugendliche, auszubauen.
(Bild: GRHeute)



