Bündner Tourismus entwickelt sich unerfreulich

Bündner Tourismus entwickelt sich unerfreulich

GRHeute
11.09.2015

Der Bündner Tourismus hat sich in den letzten Jahren unerfreulich entwickelt. Die unlängst veröffentlichte, langjährige Studie «Tourismus-Benchmarking – Die Bündner Tourismuswirtschaft im internationalen Vergleich» nimmt einige der Gründe dafür unter die Lupe.

Der Kanton Graubünden beteiligt sich seit über zehn Jahren am Innotour-Projekt «Internationales Benchmarking Programm für den Schweizer Tourismus», das vom Wirtschaftsforschungsinstitut BAKBASEL im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO und aller wichtiger Schweizer Ferienregionen durchgeführt wird. Die Beteiligung des Kantons ermöglicht eine kontinuierliche und systematische Erfassung und Analyse der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Bündner Tourismus im Vergleich zu in- und ausländischen Ferienregionen und Destinationen. Die zentralen Informationen werden dabei an einer Stelle zusammengeführt, analysiert und den touristischen Akteuren zur Verfügung gestellt.

Der nun vorliegende Bericht wirft einen Blick auf die insgesamt unerfreuliche Performance des Bündner Tourismus seit 2007. Er beleuchtet detailliert die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie des starken Frankens auf die Nachfrage aus den unterschiedlichen Märkten. Die in den letzten Jahren wieder grösser gewordenen Defizite vor allem in der preislichen Wettbewerbsfähigkeit werden ebenso beleuchtet wie etwa auch die Struktur des Beherbergungsangebots und dessen saisonale Auslastung.

Auslastung der Bettenkapazitäten
Die Nachfrage aus Westeuropa und insbesondere aus Deutschland – welches nach den Inländern die mit Abstand wichtigste Gästegruppe in Graubünden darstellt, ist im Beobachtungszeitraum regelrecht eingebrochen. Der Rückgang bei diesen wichtigen Märkten konnte durch Fern- und Wachstumsmärkte noch nicht wettgemacht werden. Nachteilig wirkt sich weiter die unterdurchschnittliche Auslastung der Bündner Bettenkapazitäten vor allem im Sommer aus. Hingegen dürfte sich der fortlaufende Strukturwandel hin zu grösseren Beherbergungseinheiten in Graubünden mittel- bis langfristig positiv auf die betrieblichen Erfolge auswirken. Mit einem Anteil der Hotelbetten von 18 Prozent an den gesamten touristischen Bettenkapazitäten positioniert sich Graubünden zwar im Mittelfeld des Alpenraums, aber deutlich hinter den benachbarten Regionen Südtirol, Tirol oder Vorarlberg, die viel geringere Anteile nicht vermieteter Ferienwohnungen aufweisen.

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Entwicklung der einzelnen Destinationen
Um den Erfolg von einzelnen Destinationen zu messen und international zu vergleichen, wird im Programm der «BAK TOPIndex» verwendet. Dieser Index setzt sich aus drei zentralen Masszahlen zusammen: aus der Entwicklung der Marktanteile (Gewichtung zu 20 Prozent), der Auslastung der Beherbergungskapazitäten (Gewichtung zu 50 Prozent) und der Ertragskraft einer Destination (Gewichtung zu 30 Prozent). Der «BAK TOPIndex» kann für das gesamte Tourismusjahr, aber auch für die Sommer- und die Wintersaison separat berechnet werden.

Beim Vergleich der zeitlichen Entwicklung dieses Index konnte Scuol als einzige Bündner Destination die bereits überdurchschnittliche Positionierung sowohl im Sommer als auch im Winter weiter verbessern, vor allem aufgrund einer vergleichsweise guten Auslastung der Betten über das ganze Jahr hinweg. Die anderen Bündner Destinationen mussten alle in mindestens einer Saison Einbussen hinnehmen – gegenüber der Konkurrenz verbesserten immerhin die Lenzerheide ihre gute Position im Winter, Flims Laax konnte im Sommer etwas aufholen.
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Vergleiche weiterer Indikatoren und relevanter Wettbewerbsfaktoren wie etwa der Sommer- und Winterangebote in den einzelnen Destinationen runden die Untersuchungen ab.

Durch die umfangreichen Benchmarking-Aktivitäten erlangen die touristischen Leistungsträger bessere Kenntnisse ihrer Wettbewerbssituation, was die eigene Positionierung erleichtern kann. Zudem ergeben sich durch die Analyse der Stärken und Schwächen Ansatzpunkte für allfällige Optimierungsmassnahmen. Die erarbeiteten Erkenntnisse sollen dazu beitragen, dass die Entscheidungsträger im Bündner Tourismus faktenbasierte Massnahmen treffen können.

Den kompletten Bericht finden Sie hier.

 

 

Quellen:

Text: Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden
Grafiken: Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden/BAKBasel
Bild: EQ Images/Jakob Menolfi

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