Dreimal Grischun bei der Suisse Mania

Dreimal Grischun bei der Suisse Mania

Die Migros bringt Schweizer Sehenswürdigkeiten ins Wohnzimmer. Wieviel Grischun ist da dabei?

Kürzlich in Graubünden: «Kinder, soll ich euch Vitamini-Kleber bringen oder Mania-Päckchen?» Gewonnen haben – die Mania-Päckchen. Es kamen, dank eines edlen Spenders, über zehn zusammen, die in Sekundenschnelle ausgepackt und sofort eingeklebt wurden. Nicht, dass die Kinder gewusst hätten, was sie da vor sich sahen, aber dafür sind die Eltern ja da. Die an manchen Orten (Äscher!) ihre halbe Kindheit verbracht haben und Geschichten erzählen könnten – aber darum soll es hier nicht gehen.

Die Frage lautet: Wieviel Grischun ist in der neuen Migros-Sammelaktion «Suisse Mania»? Schellenursli? Heidi? Skifahren? Die leuchtend rote Rhätische Bahn, im Volksmund RhB genannt? Berge, Wölfe und Bären?

Bären und Wölfe aus Plastik, das gibt es von Schleich und liegt wahrscheinlich schon in vielen Kindernzimmern unnütz rum, mussten sich die Macher gesagt haben. Auch rote Eisenbahnen gibt es andernorts auch; im Appenzell etwa, wo die Appenzeller Bahnen wie die RhB auf einer der wenigen noch vorhandenen Schmalspurbahnen fährt. Skifahren und Berge sehen oder erwandern kann man ebenfalls anderswo. Aber ok! Besinnen wir uns darauf, wofür die Bündner wirklich in der ganzen Welt bekannt sind.

Da wären:

Das Heidi-Haus in Maienfeld. Klar, so ein richtiges Maiensäss aus Plastik verleiht wanderfaulen Kindern echte Flügel. «Wir wollen dahin!», schreien die Kinder, sobald sie es ausgepackt haben. «Was? Ohne Auto? Dann geh ich zu Emma», sagt der Kleinste beleidigt. Klar ist: Das Heidi ist in der ganzen Welt aus Funk und Fernsehen bekannt.

Das Schellenursli-Haus. Nicht ganz so berühmt wie das Heidihaus, aber dennoch gut bekannt, vor allem bei Ausländern, die als Kind in der Schweiz in den Ferien waren. Auch hier: Ein Plastikhaus zum Anfassen, das richtige Schellenursli-Haus! Vergleiche mit dem Buch ergeben, dass es ganz gut getroffen ist. Es ist mit dem baldigen Start des gleichnamigen Filmes quasi auch brandaktuell.

Schloss Tarasp. «Das Schloss Tarasp liegt auf einem Hügel mitten in einer sogenannten Streusiedlung. So nennt man es, wenn in einem Gebiet nur wenige Häuser weit verstreut liegen. Es ist eine imposante Burg mit rund 100 Räumen», steht im Mania-Buch geschrieben und ja, es ist eine imposante Burg, weiterhum sichtbar. Gibt es aber auch in anderen Orten der Schweiz; die Lenzburg zum Beispiel, das Schloss Habsburg und vieleviele mehr. Die Kinder, die Schloss Tarasp schon oft von weitem gesehen haben, bleiben davon eher unbeeindruckt. Auch das Konzept Streusiedlung ist angesichts von verdichtetem Bauen eher schwierig zu erklären.

Was fehlt?

Wo sind das Landwasserviadukt, Maluns, Capuns und die Eishalle Davos? Oder das Kloster Disentis? Für Bündner unverzichtbar – für die Migros und ihr Bestreben, Wissen über die Schweiz weiter zu geben, offenbar nicht.

Alle gesammelten Sehenswürdigkeiten können übrigens in einem Spiel benutzt werden. Das Geld dazu können sich die Kinder, die lieber Mania-Päckchen wollten anstelle von Vitamini-Klebern, selbst zusammensparen.

author

Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.