Regierungsrats-Wahlpodium der Bergbahnen

Regierungsrats-Wahlpodium der Bergbahnen

GRHeute
03.03.2022

Am EarlyBird von Bergbahnen Graubünden (BBGR) wurde nicht nur über den Tourismus, sondern auch die Ukraine, Corona, das Klima und die Regionalpolitik diskutiert.

Die Branchenorganisation Bergbahnen Graubünden (BBGR) veranstaltete mitten im Schneesportgebiet Arosa Lenzerheide das erste Podium mit allen sechs Kandidat:innen der diesjährigen Regierungsratswahlen. Besonderes Gewicht wurde auf die Stimme der Jugend gelegt, welche durch sieben Schüler:innen im Alter von 14 bis 16 Jahren der Schule Vaz/Obervaz vertreten war.

Ski und Snowboard

Vor der Diskussion ging es auf die Piste: das Plauschrennen mit den Ski gewann Regierungsrat Marcus Caduff vor seinem Kollegen Jon Domenic Parolini (beide Die Mitte). Kandidatin Carmelia Maissen (Die Mitte) gewann wenig überraschend die Frauenkategorie. Mit dem Snowboard kam Kandidat Martin Bühler (FDP) vor Roman Hug (SVP) ins Ziel. Regierungsrat Peter Peyer (SP) verzichtete als Nichtskifahrer aufs Rennen und schenkte in der frühmorgendlichen Kälte wärmende Getränke aus.

Ukraine als Herausforderung

Alle Kandidat:innen zeigten sich über die Entwicklungen in der Ukraine sehr besorgt. Sie gaben ihrer Ohnmacht Ausdruck – aber auch dem Gebot des Zusammenrückens, um die grossen Aufgaben für Europa zu meistern. Auf die Frage der Jugendlichen nach der Neutralität der Schweiz waren sich alle einig, dass die Aufnahme der Kriegsflüchtlinge und die wirtschaftlichen Sanktionen der Schweiz zu befürworten sind.

Verbesserungen nach Corona

Der Bündner Weg in der Coronakrise war erfolgreich. Trotzdem gibt es Verbesserungspotential. Am wichtigsten ist für Carmelia Maissen und Roman Hug die Erweiterung des Handlungsspielraums für die Gemeinden. Martin Bühler würde diskriminierende Massnahmen achtsamer einsetzen und Marcus Caduff streicht die Bedeutung des Risikomanagements hervor. Jon Domenic Parolini sieht den Ansatzpunkt in der Ausnützung des kantonalen Spielraums bei den Schulen. Für Peter Peyer liegt die Herausforderung darin, schnell und in drei Amtssprachen zu kommunizieren.

Gäste für Graubünden

Die Auswirkungen von Corona auf den Tourismus waren weniger gravierend als befürchtet. Die primären Ansatzpunkte für die Beibehaltung der positiven Entwicklung sehen Martin Bühler und Jon Domenic Parolini in der Pflege der Zweitheimischen. Carmelia Maissen und Peter Peyer bei der Nachhaltigkeit, die gleichzeitig mit dem Klimawandel eine Herausforderung darstellt. Marcus Caduff streicht den Dialog zwischen Tourismus und Politik hervor. Roman Hug möchte auf jeden Fall Verteuerungen für die Gäste vermeiden.

Regionen stärken

Bei der von den Jugendlichen angeregten Diskussion zur Stärkung der Regionen in Graubünden rückte das Thema der Raumplanung in den Mittelpunkt. Marcus Caduff und Jon Domenic Parolini machten auf den Graben zwischen Mittelland und Alpenbogen aufmerksam. Es habe zwar Exzesse bei den Zweitwohnungen gegeben, jetzt würde aber nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative die Entwicklung der Bergregionen mit dem eidgenössischen Raumplanungsgesetz stark beeinträchtigt. Roman Hug plädierte für eine Verkürzung der entsprechenden Verfahren. Carmelia Maissen sieht Probleme bei der Baulandhortung und der Verteuerung des Wohnens durch Zuzüger. Für Peter Peyer ist klar, dass durch die neue Raumplanung die Zersiedelung gestoppt und die Landschaft als Kapital des Tourismus geschützt wird.

Arbeitsmarkt ausgetrocknet

Der touristische Arbeitsmarkt ist sowohl für Fach- als auch Hilfskräfte ausgetrocknet. Gemäss Roman Hug braucht es weniger Akademisierung und mehr Pragmatismus. Seine Gemeinde Trimmis verzichtet bei der Kinderbetreuung auf Subventionen und kann dafür auf Personal mit Erfahrung ohne entsprechende Ausbildung zurückgreifen. Martin Bühler und Marcus Caduff betonen die Bedeutung von familienergänzenden Betreuungsangeboten, um brach liegendes Potential nutzen zu können. Peter Peyer räumt ein, dass klassische Arbeitszeitmodelle im Tourismus schwierig umsetzbar sind, gibt aber zu bedenken, dass der Tourismus auch ein Problem mit sehr niedrigen Löhnen habe. Für Carmelia Maissen muss der Tourismus für Einheimische mit neuen Anstellungsmodellen attraktiver werden. Jon Domenic Parolini macht auf den Informationsbedarf über die spannende gewerbliche Ausbildung aufmerksam.

Ausbauen contra Schützen

Marcus Caduff vermisst bei der Nachhaltigkeit, dass neben der Ökologie auch die Bereiche Wirtschaft und Soziales gleichberechtigt berücksichtigt werden. Jon Domenic Parolini versucht bei Entscheiden des Amts für Natur und Umwelt stets allen drei Dimensionen das notwendige Gewicht zu geben und den kantonalen Spielraum zu nutzen. Für Carmelia Maissen ist die Landschaft das ökonomische Kapital Graubündens. Roman Hug sieht vor allem bei der Verfahrensdauer für touristische Ersatzinvestitionen Verbesserungspotential. Martin Bühler befürwortet Nutzungen primär dort, wo sie bisher bereits stattfinden. Es müsse vermehrt zwischen intensiv und extensiv genutzten Räumen unterschieden werden. Peter Peyer unterstreicht, dass die Bevölkerung die Schutzbestrebungen der Linken stets unterstützt habe. Die bisherige Politik könne somit nicht so falsch sein.

Dem Klimawandel begegnen

Beim Thema Klimawandel werden unterschiedliche Rezepte zur Bekämpfung verfolgt: Roman Hug und Martin Bühler wollen die Eigeninitiative durch Anreize fördern, statt den Konsum durch Abgaben und Steuern zu verteuern. Marcus Caduff strich die hohe Wirkung von beschlossenen Massnahmen in der Landwirtschaft hervor. Carmelia Maissen weist auf die Bedeutung von Gebäudesanierungen hin. Jon Domenic Parolini hat das Potenzial der industriellen Prozesswärme im Bündner Rheintal im Fokus. Für Peter Peyer geht es darum, mit einer konsequenten Klimapolitik globale Klimaflüchtlinge zu verhindern.

(Quelle: Bergbahnen Graubünden)

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