Mit «Olma» an die Olma

Mit «Olma» an die Olma

Für die St. Galler steht die sechste Jahreszeit vor der Tür: Die Olma. Eine Hauptrolle spielt dieses Jahr der Kanton Graubünden, der einen Gastauftritt haben darf.

Für St. Gallerinnen und St. Galler ist es ein Highlight im Jahreskalender: Die Olma. Seit 79 Jahren wird sie jährlich durchgeführt – es sei denn, eine Pandemie macht einen Strich durch die Rechnung. Es gibt in St. Gallen das geflügelte Wort: «Am 4i im 5i.» Übersetzt heisst das: Wir treffen uns um vier Uhr in der Degustationshalle fünf. Die Halle fünf war früher die Halle sieben, die ausserhalb des Geländes stand – aus Holz und verraucht bis in die letzte Ritze. Sie brannte in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 2000 ab. Die Brandursache konnte nie geklärt werden.

Was auch zur Olma gehört: Der Gastkanton. Dieser wurde in den 60er Jahren eingeführt. Der Gastkanton ist Teil des ebenso traditionellen Olma-Umzuges am ersten Olma-Samstag. Dieses Jahr ist Graubünden der Gastkanton und fährt mit einem 17 Meter langem Brett Capuns durch die Stadt (Bündner Weltrekord-Versuch an der Olma).

Keine Klischees

Was Graubünden noch so bietet, wurde am Mittwochmorgen vor den Medien in Landquart präsentiert. «Olma heisst auf romanisch Seele. Wir bringen unsere Seele nach St. Gallen», sagte Wirtschaftsminister Marcus Caduff. Es sei eine Ehre, an der grössten Publikumsmesse der Schweiz teilnehmen zu dürfen. «Wir werden einen sympathischen Eindruck hinterlassen.»

Der «sympathische Eindruck» sieht so aus: «Wir wollen keine Klischees bedienen», sagte Marcus Caduff. «Wir sind sportlich und immer in Bewegung. Bei uns sieht man Palmen und Gletscher und es geht von 300 Metern unter dem Meeresspiegel bis über 4000 Meter über Meer.»

Die Schwerpunkte des Gastauftritts des Kantons Graubünden, erarbeitet von einer Projektgruppe unter der Leitung von Daniel Camenisch, beginnen schon an der Eröffnungsfeier vom 13. Oktober. Fünf Musikformationen aus Graubünden und St. Gallen nehmen teil; es gibt Überraschungsgäste aus Graubünden. Unter den Gästen ist neben unserem Wirtschaftsminister Marcus Caduff auch Olma-Präsident Thomas Scheitlin und als Ehrengast Bundesrat Ignazio Cassis. Zwei Tage später findet der Umzug mit über 1000 Bündnerinnen und Bündner. Über 50 Gemeindefahnen werden wehen; 11 Themen und 55 Sujets werden Graubünden präsentieren und repräsentieren. Am anschliessenden Festakt wird unter anderem als musikalisches Highlight ein romanisches Volkslied neu interpretiert und uraufgeführt.

In der Erlebniswelt selber in der Halle neun werden auf 900 Quadratmeter in drei Pavillons die Themenfelder Naturmetropole, Forschung und Bildung und Handwerk präsentiert. Es werden Bündner Spezialitäten gereicht. Das Programm verspricht zudem ein tägliches musikalisches Bühnenprogramm und 100 Persönlichkeiten aus Graubünden, die im Laufe der zehn Tage anwesend sein werden.

«Die Olma ist Kult», sagte Direktorin Karin Meierhans. GRHeute sagt: Unbedingt eine Olma-Bratwurst probieren. Ohne Senf natürlich.

(Bilder: GRHeute, entstanden bei unzähligen Olma- bzw. Jahrmarkt-Besuchen. Die Autorin des Beitrags ist mit der Olma – und dem orangen Gemüserüster! – aufgewachsen und würde die originale Bratwurst nie mit Senf essen; das ist allerdings auch nicht nötig. Wie alle Ostschweizer lebt sie nach dem Grundsatz: Sommerpneus von Offa bis Olma, Winterpneus von Olma bis Offa. Die Halle fünf ist ok, aber sie ist halt nicht die Halle sieben. Und nach der Olma unbedingt an den Jahrmarkt, wie es dort heisst, und Apfelringli mit Vanillesauce probieren. Aber vor allem sieht sie an der Olma all die Leute, die sie nicht mehr sieht, seit sie nicht mehr ans Open Air St. Gallen geht.)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.