Aufgrund des akuten Lokführermangels bei der Rhätischen Bahn (RhB) wird die Bahnstrecke Davos–Filisur während neun Monaten grundsätzlich auf Bahnersatzbusbetrieb umgestellt; lediglich in der Hochsaison werden tagsüber wenige Züge geführt. Dadurch wird die Reisezeit mehr als verdoppelt und der bisherige Fahrplan kann nicht mehr gewährleistet werden. Aus dem Kreis der zahlreichen Betroffenen wurde eine Online-Petition lanciert, welche die durchgehende Führung der Pendlerzüge morgens und abends fordert. Der Gemeindevorstand Bergün Filisur unterstützt diese Forderung und ist bereit, zusammen mit der RhB und dem Amt für Energie und Verkehr (AEV) nach geeigneteren Lösungen zu suchen.
Der Gemeindevorstand hat gemäss eine Medienmitteilung zwar Verständnis für die «schwierige Situation der Rhätischen Bahn (RhB) infolge Lokführermangel». Die Gemeinde Bergün Filisur sei daher auch bereit, einen Beitrag zur Entschärfung dieser Situation zu leisten. Bereits im Januar wurden daher die für das touristische Angebot sehr wichtigen Schlittelzüge von Bergün nach Preda nur reduziert geführt.
Die nun angekündigte fast vollständige Einstellung der Linie Filisur–Davos über neun Monate gehe jedoch deutlich zu weit: «Die Linie Filisur–Davos ist eine der wenigen Strecken der RhB, wo die Fahrt mit der Bahn deutlich kürzer ist als auf der Strasse. Durch den angekündigten Bahnersatzbetrieb durch Busse verlängert sich die Reisezeit von 25 auf 54 Minuten pro Strecke. Die Busse müssen über zum Teil schmale und kurvenreiche Strassen sowie durch mehrere enge Dörfer verkehren, und der Bahnhof Davos-Wiesen (und damit auch die Fraktion Jenisberg der Gemeinde Bergün Filisur) wird mit dem öffentlichen Verkehr gar nicht mehr bedient. Gerade diese Linie ist daher denkbar ungeeignet, um auf Bahnersatzbetrieb umzustellen. Es ist offensichtlich, dass das fahrplanmässige Angebot auf der Strasse bei Weitem nicht gewährleistet werden kann.»
49 Arbeitstätige pendeln
Die offizielle Pendlerstatistik des Bundes zeigt 49 arbeitstätige Personen, die von der Gemeinde Bergün Filisur in die Gemeinde Davos pendeln. Dies entspricht rund 10 Prozent der arbeitstätigen Bevölkerung der Gemeinde Bergün Filisur; hinzu kommen zahlreiche Personen, die aus anderen Gründen (Betreuung von Angehörigen, familiäre Beziehungen, regelmässige Arztbesuche usw.) auf diese Verbindung zwingend angewiesen sind sowie auch zahlreiche Pendlerinnen und Pendler von Davos Richtung Filisur (mit Anschluss Richtung Engadin und Thusis–Chur). Mehrere Personen haben sich bei der Gemeinde (und auch bei der RhB) gemeldet, da sie keine andere Möglichkeit haben, rechtzeitig an ihrer Lehr- oder Arbeitsstelle zu sein.
Diese zBeispiele zeigen gemäss der Gemeinde, dass das fahrplanmässige Angebot mit dem Bahnersatzbetrieb nicht gewährleistet werde. Gleichzeitig zeigen sich immer mehr praktische Probleme (z. B. Biketransport, Baustellen auf der Strecke, sehr knappe Platzverhältnisse an den geplanten Haltestellen), denen bisher wohl keine Beachtung geschenkt wurde. Die Transportunternehmungen sind in der Pflicht, diese Probleme zu lösen. Die Gemeinde Bergün Filisur fordert daher von der RhB und vom Amt für Energie und Verkehr Graubünden (AEV), die geplanten Massnahmen zu überprüfen und anzupassen.
Online-Petition unterstützt
Aus diesen Gründen unterstützt der Gemeindevorstand Bergün Filisur die Forderungen der Online-Petition «Gegen die 9-monatige Einstellung der RhB-Linie Davos–Filisur», die sich insbesondere für die Interessen der zahlreichen Pendlerinnen und Pendler einsetzt:
- Die morgendlichen Pendelverbindungen (Davos Platz ab 6.05 und 7.31, Filisur ab 6.35 und 8.04) müssen durchgehend von Zügen bedient werden.
- Die abendlichen Pendelverbindungen (Davos Platz ab 16.31 und 17.31, Filisur ab 17.04 und 18.04) müssen durchgehend von Zügen bedient werden.
Gleichzeitig müssen aber auch die touristisch relevanten Verbindungen aufrechterhalten werden, da diese aus wirtschaftlichen Gründen für zahlreiche Betriebe in der Gemeinde Bergün Filisur ebenfalls wichtig sind.
Die Gemeinde Bergün Filisur ist bereit, gewisse Einschränkungen im Bahnverkehr zu akzeptieren. Sie erwartet aber, dass gleichzeitig auch andere Regionen einen Beitrag zur Entschärfung der aktuellen Situation leisten. Derzeit ist die Last der Einschränkungen deutlich zu einseitig verteilt. Der Gemeindevorstand bietet an, gemeinsam mit der RhB sowie dem Amt für Energie und Verkehr (AEV) nach geeigneten Lösungen zu suchen. Die bis anhin immer sehr konstruktive und lösungsorientierte Zusammenarbeit soll damit wieder aufgenommen werden.
(Bild: Bergün/CC Wikipedia)