Bezahlbare Kinderbetreuung bleibt ein unerfülltes Versprechen

Bezahlbare Kinderbetreuung bleibt ein unerfülltes Versprechen

GRHeute
11.11.2025

Die Interessensgemeinschaft (IG) «Bezahlbare Kinderbetreuung für alle» kritisiert die aktuelle Umsetzung der KIBEG-Revision im Kanton Graubünden und ruft die Regierung zum Handeln auf. Obwohl eine spürbare Entlastung für Familien angekündigt worden war, sind die Betreuungskosten vielerorts deutlich gestiegen. Zahlreiche Bündner Familien fühlen sich dadurch im Stich gelassen. Die IG fordert die Regierung auf, rasch zu reagieren und die negativen Auswirkungen der Revision zu korrigieren.

Im Herbst 2022 hatte die Bündner Regierung angekündigt, mit einer Revision des Gesetzes über die familienergänzende Kinderbetreuung (KIBEG) die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken. Doch seit der Umsetzung im August 2025 zeigt sich ein anderes Bild: Für viele Familien bedeutet das neue System keine Entlastung, sondern eine finanzielle, organisatorische und mentale Mehrbelastung. Das gilt nicht nur für Familien aus dem Mittelstand, sondern auch für einkommensschwächere Familien, die gemäss der Berechnungsgrundlage des Gesetzes eigentlich klar profitieren müssten, wie die IG «Bezahlbare Kinderbetreuung für alle» am Dienstag mitteilte. 

«Die Betreuungskosten sind vielerorts stark gestiegen. Dies unter anderem, weil die Betreuungseinrichtungen durch die Revision neu die Möglichkeit erhalten haben, ihre Tarife deutlich anzuheben. Was als Unterstützung gedacht war, trifft nun zahlreiche Familien hart», sagt Ramona Casanova, Initiantin der IG «Bezahlbare Kinderbetreuung für alle». Besonders ins Gewicht falle die Erhöhung des Säuglingstarifs und der Wegfall von Geschwisterrabatten, wodurch Familien mit mehreren Kindern überdurchschnittlich betroffen seien. Auch die neu dazugekommene Einbeziehung der gebundenen Selbstvorsorge (Säule 3a) in die Berechnungsgrundlage der Vergünstigungen führe zu Ungleichheiten, da sie Familien, die sparen, benachteilige.

Mütter unter Druck – Fachkräftemangel verschärft sich

Die IG warnt vor den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der neuen Regelung: «Viele Elternteile – vor allem Mütter – sehen sich gezwungen, ihre Berufstätigkeit zu reduzieren oder ganz aus dem Berufsleben auszusteigen, da die Ausgaben der Kinderbetreuung nicht mehr mit den Einnahmen aus ihrem Pensum gedeckt werden können. Dies ist besonders problematisch, da ein einzelner Lohn heute oft nicht genügt, um die Lebenshaltungskosten einer Familie zu bestreiten. Durch Berufsaustiege und Pensumsreduktionen verschärft sich zudem nicht nur der Fachkräftemangel, es werden auch weniger Beiträge in AHV und Pensionskassen eingezahlt, wodurch Altersarmut zuzunehmen droht.».

Der Kanton Graubünden müsse deshalb besonders darauf achten, keine zusätzlichen Hürden für berufstätige Eltern zu schaffen. Die IG fordert die Regierung auf, die Auswirkungen der KIBEG-Revision zu überprüfen und zeitnah Korrekturen vorzunehmen. Ein weiteres Zuwarten schade nicht nur den betroffenen Familien, sondern auch dem Ansehen Graubündens als Wohn- und Arbeitskanton. «Wenn gut ausgebildete Fachkräfte wegen untragbarer Betreuungskosten den Kanton verlassen, verliert am Ende der ganze Standort Graubünden», sagt Ramona Casanova.

Das Anliegen wurde bisher (Stand 10. November 2025) von rund 2’000 Einzelpersonen auf der Plattform act.campax.org unterstützt. Die Petition kann noch bis Ende November 2025 online unterschrieben werden, bevor sie der Regierung in Form eines offenen Briefs überreicht wird. 

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(Bild: zVg)

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