In Tiefencastel und Alvaneu Dorf könnte Wohnraum für schätzungsweise 170 Einwohner:innen und Gäste entstehen, sollten sie Brienz/Brinzauls einmal verlassen müssen. Die Gemeinde Albula/Alvra hat am Mittwoch ein überarbeitetes Umsiedlungskonzept für Brienz/Brinzauls vorgestellt. In einem ersten Schritt sollen zwei Spezialzonen entstehen, in denen Doppel- und Mehrfamilienhäuser gebaut werden könnten. Am Freitag legen die Gemeinde und der Kanton Graubünden dazu eine Teilrevision der Ortsplanung zur Mitwirkung auf.
Das überarbeitete Umsiedlungsprojekt für Brienz/Brinzauls sieht vor, in Alvaneu Dorf beim Alters- und Pflegeheim gut 3’100 Quadratmeter Land umzuzonen. Hier könnten bis zu drei Mehrfamilien- und sechs Doppel-Einfamilienhäuser für rund 70 Personen gebaut werden. In Tiefencastel sollen beim Schulhaus Cumpogna gut 9’500 Quadratmeter neu eingezont werden, um Bauland für bis zu 4 Mehrfamilien- und 12 Doppelhäuser zu schaffen. Hier könnten dann rund 100 Personen wohnen. Die Grundstücke sollen neuen Spezialzonen für die Umsiedlung von Brienz/Brinzauls zugewiesen werden und als Bauland ausschliesslich der Umsiedlung dienen. Die Gemeinde beabsichtigt, die Grundstücke mit Kaufrechten zu sichern, wie der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra am Freitag mitteilte.
Weiter geprüft wird auch ein grösserer Standort in Vazerol West. Eine Umfrage hatte 2020 ergeben, dass Vazerol für die Mehrheit der Betroffenen ein bevorzugter Umsiedlungsort wäre. Der Standort in Vazerol West konnte aber nicht weiter geplant werden, weil er in der Planungszone der Gemeinde für die durch die Rutschung und Bergsturzprozesse gefährdeten Gebiete lag. Im September 2024 konnte der westliche Teil von Vazerol aus der Planungszone entlassen werden. Der Standort wird nun weiter verfolgt. Dazu wird auch eine neue Umfrage bei den Betroffenen durchgeführt. Die Einzonung des Standorts soll der Gemeindeversammlung noch 2025 vorgelegt werden.
Die für eine mögliche Umsiedlung neu zu schaffenden Spezialzonen stehen sowohl Einwohner:innen mit Wohnsitz in Brienz/Brinzauls als auch Zweitheimischen zur Verfügung. Bei der Zuweisung von Parzellen werden die ständigen Bewohner:innen bevorzugt, weil sie bei einer Umsiedlung ein neues Domizil benötigen. Dieses Bedürfnis ist dringender als ein neuer Standort für eine Zweitwohnung.
Unterstützung durch Kanton und Bund
Neben raumplanerischen Themen wurden im Rahmen der Bevölkerungsinformation vom Mittwoch auch Fragen rund um die Finanzierung und die Reglemente einer möglichen Umsiedlung besprochen. Bisher ist es so, dass die Gebäudeversicherung für den Wert eines Gebäudes aufkommt, wenn es unbewohnbar wird. Einen Verlust an Landwert deckt die Gebäudeversicherung nicht. Der Kauf und die Erschliessungskosten von Umsiedlungsstandorten können aber von Bund und Kanton subventioniert werden. Zudem soll auch eine Umsiedlung finanziell unterstützt werden, wenn jemand aufgrund der Risikosituation nicht mehr in Brienz/Brinzauls leben kann. Die entsprechenden Finanzierungslösungen liegen aber noch nicht fertig vor. Insbesondere konnte noch nicht gesagt werden, wie gross die Beteiligung von Bund und Kanton an den offenen Kosten sein würde.
Mitwirkungsverfahren
Die für die Schaffung der Spezialzonen notwendige Teilrevision der Ortsplanung muss von der Gemeindeversammlung Albula/Alvra und danach vom Kanton Graubünden bewilligt werden. Vom 22. November bis 23. Dezember wird dazu ein Mitwirkungsverfahren durchgeführt. Zur Beantwortung individueller Fragen bietet die Gemeinde eine Sprechstunde an.
Die Projektunterlagen werden auf der Gemeindekanzlei in Tiefencastel und beim Amt für Raumentwicklung Graubünden in Chur aufgelegt und auf der Website der Gemeinde www.albula-alvra.ch publiziert. Vorschläge und Einwendungen müssen dem Gemeindevorstand schriftlich eingesandt werden.
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(Bild:GRHeute)