«Ihr seid jetzt die Botschafter des Wissens»

«Ihr seid jetzt die Botschafter des Wissens»

Die Werbetrommel ist angerührt: Gut 200 Interessierte haben sich in der alten Stadthalle über die neue Stadthalle informieren lassen. Die Verhandlungsbasis: Über eine halbe Millionen Franken pro Jahr – als Betriebsbeitrag von der Stadt Chur an die Stadthalle Chur AG.

Am 12. März stimmt die Stadt Chur über einen weiteren entscheidenden Schritt in der Causa Brambrüesch-Obere Au-Stadthalle ab. Die Stadt will die Stadthalle AG mit 560’000 Franken jährlich als Betriebsbeitrag unterstützen. Zwar kann der Betrieb finanziert werden, aber daneben müssen auch Abschreibungen und Zinsen bezahlt werden, wie Churs Stadtpräsident am Mittwochabend anlässlich einer Informationsveranstaltung in der Stadthalle sagte.

Die Halle, in der er zu den Leuten sprach, ist ziemlich genau 90 Jahre alt. Seit 50 Jahren ist sie schuldenfrei. «Man muss das auch so sehen: Wenn wir die neue Stadthalle auch solange betreiben können wie diese, dann müssen wir irgendwann nichts mehr bezahlen», sagte Urs Marti. Den 100. Geburtstag wird das Gebäude nicht mehr erleben – es wird zu Gunsten der neuen Brambrüeschbahn abgebrochen, und zwar egal wie die Abstimmung vom 12. März ausgeht.

43 Millionen Franken Kosten

Für Urs Marti – und auch den Gemeinderat – ist klar: Chur braucht eine Eventhalle. Für Konzerte, Messen und andere Dinge. Der nächste grosse Konzertsaal steht im Forum im Ried in Landquart und fasst 900 Plätze. Der Saal im Marsöl kann 750 Leute fassen; der Titthof 450 und das GKB Auditorium 350. Noch weiter abgeschlagen sind das Forum Würth und der SVA Calvensaal. «Wir brauchen die Halle unbedingt», sagte Urs Marti.

Der Verfügbarkeit steht eine Menge an Veranstaltungen gegenüber, die sich über die Jahre entwickelt hat. Angefangen bei der Schlagerparade, der PS-Versammlung, dem Sommer Fest und vielen anderen öffentlichen und privaten Events. Auch das Big Air braucht die Halle – «es ist ein riesiger Bedarf nach Infrastruktur da, die die alte Stadthalle nicht bieten kann. Und: Als sie gebaut wurde, stand sie ausserhalb der Stadt. «Wir sind hier mittlerweile inmitten der Wohnzone», sagte Urs Marti.

Und was kostet der Spass? 43 Millionen Franken. Davon zahlt die Stadthalle Chur AG 17,4 Millionen Franken, die sich aus verschiedenen Beiträgen wie zum Beispiel 2,5 Millionen à fonds perdu von der GKB und 5 Millionen Franken Förderbeitrag des Kantons Graubünden zusammensetzen. Die Hypothek schliesslich beträgt 22,6 Millionen Franken, hängt aber vom effektiven Investitionsbedarf ab. Und der könnte allenfalls teurer werden – der Betrag ist schon in den letzten zwei Jahren seit der Vorstellung des Projekts gestiegen, wie Urs Marti sagte.

1200 Parkplätze für 8000 Personen

Die neue Halle, man weiss es, wird in die Sport- und Eventanlagen Obere Au eingebettet und kommt im Brachland zwischen der Boccia-Halle und dem Café Merz zu stehen. «Das ist ausserhalb der Wohnzone», sagte Urs Marti. Wie der Stadtpräsident auf die Frage eines Besuchers sagte, sollte es keine Konflikte mit dem Militär geben. Erstens darf das Militär nur bis 22 Uhr schiessen und zweitens ist die neue Halle so gut isoliert, dass man die Schüsse nicht hören sollte. Bauen wird sie die Arge Marti Künzli, wobei man Künzli von der Eishalle Davos kennt. (Marti ist nicht mit dem Stadtpräsidenten verwandt, wie dieser betonte.)

Die neue Halle kann vielseitig genutzt werden – so ist die Bühne beweglich. Der grosse Saal fasst 8000 Leute; mit Galabestuhlung 3000. Er kann in drei Teile geteilt werden. Man kann auch nur das Foyer nutzen und selbst das ist in zwei Teile teilbar. Die Miete wird ungefähr einen Drittel teurer. «Dafür braucht man weniger Zeit für die Vorbereitung, weil man zum Beispiel eine Veranstaltung nur im Foyer hat und dabei im Saal schon den nächsten Event vorbereiten kann», sagte Urs Marti.

Die anschliessende Diskussion drehte sich unter anderem um die Anzahl der Parkplätze. Die neue Halle bekommt eine Tiefgarage; insgesamt sollen dann 1200 Parkplätze zur Verfügung stehen. «Wir haben am Big Air gesehen dass nur zehn Prozent der Besucher mit dem Auto gekommen sind. Und ja, wir wollen den öffentlichen Verkehr stärken», sagte Urs Marti. Ausserdem soll der Bau wann immer möglich mit einheimischem Holz gebaut werden, wobei die Stadt dem Generalunternehmer hier keine Vorschriften machen kann. «Es gibt zwar viel Holz, aber die Verarbeitung ist noch nicht optimal gelöst.»

Die neue Stadthalle wird wahrscheinlich im August 25 dem Betrieb übergeben. Ein Jahr lang wird Chur dann ohne grosse Eventhalle sein. Zum Abschluss bat Urs Marti die Besucherinnen und Besucher, die Informationen des Abends weiter zu verbreiten. «Ihr seid jetzt alle Botschafter des Wissens.»

(Bilder: zVg)

 

author

Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.