Opferhilfe unterstützte 829 Opfer von Gewalt

Opferhilfe unterstützte 829 Opfer von Gewalt

GRHeute
20.08.2025

Auch im Jahr 2024 wandten sich viele Menschen zum ersten Mal an die Opferhilfe Graubünden: Insgesamt suchten 501 Personen neu Unterstützung – nahezu so viele wie im Jahr 2023 (508). Insgesamt ist die Anzahl der geführten Beratungsfälle im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen.

Die Beratung durch die Opferhilfe richtet sich an Menschen, die in der Schweiz durch eine Straftat körperlich, psychisch oder sexuell beeinträchtigt worden sind. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym. Die Beratung steht allen Betroffenen unabhängig von Alter, sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität oder Religionszugehörigkeit offen. Ebenso spielt es keine Rolle, aus welchem Land eine betroffene Person kommt, ob sie sich langfristig in der Schweiz aufhält oder in welchem Kanton sie wohnhaft ist. Die Fachpersonen der Opferhilfe ziehen bei Bedarf Dolmetscherdienste hinzu und gehen auf die Bedürfnisse der Opfer ein, wie die Standeskanzlei des Kantons Graubünden am Mittwoch mitteilte. 

Leichter Rückgang der gesamten Beratungsfälle

Zusammen mit den bestehenden Beratungsfällen hat die Opferhilfe Graubünden im Jahr 2024 total 829 Opfer von Gewalt beraten. Aufgrund der höheren Abschlussquote in den letzten Jahren sinkt die Gesamtzahl der Beratungsfälle gegenüber 2023 leicht.

Anhaltend hohe Beratungszahlen bei häuslicher Gewalt

Knapp die Hälfte (47 Prozent) der gewaltbetroffenen Menschen, welche sich an die Opferhilfe gewendet haben, erlebten physische, psychische oder sexuelle Gewalt in der Familie oder in der Partnerschaft. Absolut zeigt sich ein leichter Rückgang von 424 auf 393 Fälle. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.

Bei Fällen von häuslicher Gewalt wird meist von Gewaltvorkommen mit mehreren Straftatbeständen berichtet. Nicht selten nehmen die Gewaltintensität und Häufigkeit bei einer beabsichtigten Trennung zu. Eine Beratung durch Fachpersonen der Opferhilfe empfiehlt sich in diesen Situationen daher bereits vor der Mitteilung einer Trennungsabsicht, insbesondere, wenn Angst vor einer gewalttätigen Eskalation besteht.

Häusliche Gewalt umfasst alle Formen körperlicher, sexueller, psychischer oder wirtschaftlicher Gewalt und betrifft Personen jeden Geschlechts und Alters. Sie findet meist innerhalb der Familie und des Haushalts statt, kann aber auch Personen aus aktuellen oder ehemaligen Beziehungen betreffen, die nicht im selben Haushalt wohnen. Die gesundheitlichen und sozialen Folgen für die Betroffenen sind zum Teil gravierend. Neben dem individuellen Leid verursacht häusliche Gewalt hohe gesellschaftliche Folgekosten.

Straftaten gegen die sexuelle Integrität hoch

Von insgesamt 1036 erfassten Straftaten, betreffen 21 Prozent strafbare Handlungen im Bereich der sexuellen Gewalt an Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. Zu den strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität gehören jegliche Delikte, die in irgendeiner Weise einen Bezug zur Sexualität haben. Zusätzlich zur sexuellen Nötigung, Vergewaltigung und sexuellen Handlungen mit Kindern, erhält die Opferhilfe Graubünden in den vergangenen Jahren vermehrt Anfragen zu Cyber-Sexualdelikten. Es handelt sich um Delikte, die über das Internet oder unter Hilfe digitale Technologien begangen werden. Dazu gehört beispielsweise Sextortion. Dabei werden Betroffene mit intimen Fotos und Videos erpresst. Auch Jugendliche sind davon betroffen.

In akuten Situationen ist es wichtig, dass sich Opfer an die Notrufzentrale der Polizei wenden. Zudem bestehen in Graubünden Angebote wie das Frauenhaus Graubünden, das Schlupfhaus des Kinderspitals Graubünden oder die Forensic Nursing Sprechstunde für Gewaltbetroffene im Kantonsspital Graubünden.

Die Opferhilfe Beratungsstelle ist während der ordentlichen Bürozeiten besetzt und bietet in akuten Situationen innert 24 Stunden einen Beratungstermin an. Die Beratung umfasst neben ersten Massnahmen in der Krisensituation auch psychologische und juristische Hilfe und Orientierung. Bei Bedarf werden spezialisierte Fachpersonen aus den medizinischen, therapeutischen und juristischen Bereichen vermittelt.

Weitere Informationen zur Opferhilfe finden sich auf der Website des Sozialamts.

(Bild: GRHeute)

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