Lauer Septemberabend. Vor der Mehrzweckhalle drückt Peider eine Zigarette aus, grüsst mit einem flüchtigen Blick in die Runde und geht. Saperlott. Nach drei Stunden Gezeter braucht er den Schnaps. Alleine, nicht in der Dorfbeiz.
Weil eine Hiesige über Instagram Allerweltsgäste ins Dorf lockt, tobt das Dorf. Dutzende erfundene Gründe – eine alte Regel: dagegen! Ob der Föhn, der Neid oder der Bündner Gneis den Leuten den Missmut ins Gesicht franzt, man weiss es nicht. An der GV haben sich selbsterklärte Einheimische und wackere Ortsproleten angeseicht und dem Dorf, Schädlingen gleich, die Seele aus dem Leib gefressen. Das innovative Projekt – bald jeder weiss – soll gebodigt werden. Zerfleischt.
Ja, in manch Garten blühen die schönsten Blumen. Und fressen kleine Käfer dieselbigen gerne. Dickmaulrüssler gehören zu den Gefürchtetsten, die nächtens alles dahinraffen, was beflissene Adulte tagsüber anpflanzen. Hast du das Rüsseltier erstmal im Garten, wirst du es kaum mehr los.
Bündens lebensweltliche Grünanlagen, farbenprächtig und vielfältig angelegt, sind anfällig für die Käferchen! Dabei sind die alten Rätier doch ein erquicklich Völkchen, an Geselligkeit und Biedersinn kaum zu übertreffen. Doch wie schrieb der Wahlschweizer Heinrich Zschokke vor 200 Jahren: „Unwissend und abergläubig tritt der Sohn der Hochalpen in die Fusstapfen seiner Väter, vor jeder Neuerung scheu.“
Nun, die angesprochenen Söhne und Töchter dürften ihre Scheu endlich ablegen: Es warten neue Verwirrungen, denen tapfer zu begegnen sei. Und was die maulenden Dickmaulrüssler anbelangt – denen ist beizukommen: mit frechen, hartnäckigen Ideensalven, grad Fadenwürmern gleich. Drum dranbleiben: im eigenen Dorf, in 150 Tälern, für vielfältig Bünden. So – ich geh jetzt zum Yogaflow. Mit Peider.
(Bild: Wikipedia)