Trinkwasser- und Pestizidinitiative sind nicht umsetzbar

Trinkwasser- und Pestizidinitiative sind nicht umsetzbar

GRHeute
24.05.2021

Bei einem Ja zur Pestizidinitiative würde der Wortlaut in der Bundesverfassung wie folgt lauten:

Art. 74 Abs. 2 – «Der Einsatz synthetischer Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege ist verboten. Die Einfuhr zu gewerblichen Zwecken von Lebensmitteln, die synthetische Pestizide enthalten oder mithilfe solcher hergestellt worden sind, ist verboten.» 

In der Lebensmittelherstellung werden chemische Biozide eingesetzt, um Schadorganismen entweder stark zu hemmen oder vollständig abzutöten. Dazu gehören simple Säuren, Laugen, Alkohole und Desinfektionsmittel, Sulfite usw. Chemische Biozide sind per Definition synthetische Pestizide im Nicht-landwirtschaftlichen Bereich und dürften gemäss Initiativtext nicht mehr verwendet werden. 

Die Schweiz verfügt über ein strenges Lebensmittelgesetz (LMG). Ohne Reinigungs- und Desinfektionsmittel kann die Lebensmittelsicherheit nicht gewährleistet werden. Ohne Fallensysteme und Köder müsste mit tierischen Überraschungen in unseren Lebensmitteln gerechnet werden. Ein guter Tropfen Wein wäre nach 2 Jahren braun und würde wie Portwein schmecken. Das Schwefeln von Wein verhindert die Oxidation und unterdrückt die Hefenachgärung. Auch im Biowein. Ohne Keimhemmung wäre eine ganzjährige Kartoffel und Zwiebelversorgung nur von August bis März möglich. Ohne das Aufschneiden von Schinken in einem sterilen Raum unter «Spitalbedingungen» wäre eine Packung nicht mehr 3 Wochen haltbar, sondern keine 5 Tage. Obstsäfte und Süssgetränke werden unter permanenter Desinfektion kalt aseptisch abgefüllt. Eine einzige Hefezelle im Süssmost würde die Petflasche nach 3 bis 4 Wochen zur Explosion bringen. Ohne chemische Biozide, sprich synthetische Pestizide, wären all diese Prozesse nicht möglich. Der Initiativtext überschiesst das menschenmögliche. 

Die Trinkwasser- und Pestizidinitiativen sind gut gemeint. Der Weg dazu ist aber ein anderer:  Es ist die Fortführung des eingeschlagenen Weges, nämlich die aktuellsten Forschungs-ergebnisse in die Tat umzusetzen. «Graubünden Wein» macht es vor: In kurzer Zeit wurden Herbizide nicht mehr eingesetzt und die synthetischen Pestizide dank neuster Technik massiv reduziert. Die Digitalisierung (z. Bsp. Drohnen) in der Landwirtschaft bietet uns weitere Möglichkeiten, Schadstoffe zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. So werden die Ziele der Initiativen ebenfalls erreicht, ohne die Lebensmittelproduktion massiv zu verteuern oder ins Ausland zu verlagern. Was es in Krisen bedeutet, auf das Ausland angewiesen zu sein, hat uns die Covid 19- Pandemie deutlich vor Augen geführt. Deshalb: 2 x Nein zu der Trinkwasser- und Pestizidinitiative. 

Andrea Davaz, Fläsch

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