Die Olympischen Winterspiele 2022 sind Geschichte. Man kann vom Grossanlass halten, was man will. Für Sportfans sind Olympische Spiele ein fantastisches Ereignis, das Sportlerinnen und Sportler von überall her zusammenbringt, die miteinander wetteifern, vor unseren Augen die schönsten Triumphe und die härstesten Niederlagen durchleben und Millionen von Fans rund um den Globus verbindet. Emotionen pur.
Kein Wunder, fragen sich auch in Graubünden in diesen Tagen wieder einige «Was wäre, wenn?» und «Warum nicht bei uns?»
Die Antwort ist klar und einfach: Nein.
Selbst dann, wenn die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger dies wollten, sind Olympische Spiele in Graubünden in den nächsten 30 Jahren undenkbar. Ein paar Gedankenspiele dazu: 2026 hat mit Turin ein unmittelbarer Nachbar die Spiele im Haus. Bündner Sportfans können diese immerhin (voraussichtlich) vor Ort besuchen. Die Spiele 2030 werden nächstes Jahr vergeben, vermutlich dürfte turnusgemäss Übersee an der Reihe sein: So interessieren sich beispielsweise die USA mit Salt Lake City und Argentinien mit Buenos Aires für die Spiele 2030. 2034 ist dann eher wieder Asien am Zug, Japan mit Sapporo hat beispielsweise schon für 2030 sein Interesse bekundet. Und selbst wenn die Spiele 2038 wieder nach Europa kämen, gibt es eine Reihe interessierter Länder, die vor einer neuerlichen Vergabe nach Mitteleuropa wohl zuerst zum Zug kämen: Georgien, Spanien und Norwegen haben schon Interesse gezeigt. Und dann dürfte der interkontinentale Turnus von vorne beginnen. So dürfte es rein von einer zeitlichen Perspektive aus gesehen gegen 2050 werden, bis die Schweiz überhaupt wieder eine realistische Kandidatin werden könnte.
Das sind derzeit sowieso alles Zahlenspielereien, da die Bündner:innen das Mammutprojekt Olympia zweimal in Serie versenkt haben. Die Mehrheit im Kanton will die Spiele schlichtweg nicht. Das ist legitim. Graubünden kann Special Olympics, Weltcup-Events und ab und zu mal eine WM – mehr ist der Mehrheit zu gross.
Was man als Olympia-Gegner aber in Kauf nehmen muss, ist, dass das IOC das Bündner Verdikt mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nimmt und einfach einen anderen Austragungsort berücksichtigt. Es ist ein Witz, wenn Bündner Olympiagegner das Gefühl haben, sie könnten mit ihrer Kritik die Säulen des weltweit grössten Sportevents ins Wanken bringen. Und doch wurde in den letzten zwei Wochen gerade auch bei uns in aller Schärfe über den chinesischen Veranstalter hergezogen. Dass man die Spiele wegen der Menschenrechte boykottieren sollte. Dass es ein ökologischer Blödsinn sei, solche Skipisten aus dem Boden zu stampfen. Dass eine Schanze neben einem Atomkraftwerk lächerlich sei. Dass die Corona-Quarantäne für betroffene Sportler:innen ein Gefängnis sei. Dass China keine Tradition im Wintersport habe.
Natürlich kann jeder motzen, wie er will. Aber man sollte sich auch bewusst sein, dass man es anders hätte haben können. Dass man es anders hätte machen können. Und vielleicht auch eine Vorreiterrolle dabei eingenommen hätte. Hätte, wäre, Fahrradkette. Jetzt ist es so. Und man kann auch gut damit leben. Denn für Sportfans waren die Olympischen Spiele 2022 tipptopp. Packende Wettkämpfe und viele Schweizer Medaillen. Kann uns ja egal sein, was auf der anderen Seite der Welt mit der Natur, den Sportstätten und den Menschen geschieht. Ist ja weit weg. Wir haben die Goldmedaillen – und in China ist ja eh alles Plastik.
(Bild: Pixabay)