Vor einer vollgepackten Aula mit rund 150 Besucherinnen und Besucher führte die ibW Höhere Fachschule Südostschweiz am Dienstag ihre ordentliche Generalversammlung durch. Die grösste Südostschweizer Bildungsinstitution in der Höheren Berufsbildung blickte dabei erneut auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück.
Der Bündner Nationalratspräsident und Präsident des ibW Fördervereins, Martin Candinas, eröffnete die ordentliche Generalversammlung der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz mit einem Blick auf die Haltung von Bundesbern zur Höheren Berufsbildung, nachdem der Ständerat Anfang März die Höherstufung von HF-Abschlüssen (mit der Schaffung eines «Professional Bachelor»-Titels) überraschend abgelehnt hatte. «Immerhin hat sich gezeigt, dass man danach nicht einfach zur Tagesordnung überging. Grössere Diskussionen wurden ausgelöst, auch die Medien berichten nun über das Thema. Es bewegt sich etwas, und wir warten mit Spannung, was weiter geschieht.» Die Ungerechtigkeit sei weiterhin gross und dürfe nicht hingenommen werden, meinte der Politiker. Studierende in der Höheren Berufsbildung müssten für ihre Ausbildung deutlich mehr bezahlen als Studierende in universitären Institutionen und würden diese «überspitzt gesagt subventionieren».
Candinas zeigte sich zwar zuversichtlich, die Schulen und Verbänden müssten aber dranbleiben und sich Gehör verschaffen. Gerade die ibW sei für die Region Südostschweiz ausserordentlich wichtig: «Hier werden Fachkräfte ausgebildet, die über den Tellerrand blicken und zukünftige Kaderpositionen besetzen.»
«Von Akademiker-Lobby beeinflusst»
Auch ibW-Präsident Jürg Michel bedauerte den Entscheid des Ständerats zur Besserstellung der Höheren Berufsbildung. «Kein Politiker – schon gar nicht in einem Wahljahr – würde sich gegen die duale Berufsbildung aussprechen. Es ist schon klar, dass sich die universitären Institutionen gegen den ‚Professional Bachelor’ wehrten, weil sie sich mit dem Titel abheben wollen. Nicht nachvollziehbar ist für mich aber, dass sie sich die Politik derart von der Akademiker-Lobby beeinflussen lässt.» Etwas müsse man sich in der Schweiz nämlich bewusst sein: «Wir haben keinen Akademikermangel, sondern einen Fachkräftemangel.» Fachkräfte würden über Weiterbildungen in der Höheren Berufsbildung fit gemacht – für den täglichen Bedarf von allen.
Gion Lechmann, Leiter des Amts für höhere Bildung Graubünden, machte deutlich, dass der Kanton Graubünden gewillt ist, die «ibW und ihre wichtige Bildungsaufgabe zu unterstützen.» Als «gleichwertige Säule» soll der Tertiär-B-Bildungsbereich dazu eine eigene Gesetzgebung erhalten. Lechmann hofft, damit auch «schweizweit ein Signal gegen die Marginalisierung der Höheren Berufsbildung auszusenden.»
Erfolgreiches Geschäftsjahr
Sehr gerne blickte die ibW indes auf das ausgezeichnete Geschäftsjahr 2022 zurück. Mit 1416 Studierenden verpasste die Höhere Fachschule das Rekordergebnis aus dem Vorjahr nur um drei Studierende, dazu kehrte auch das Kursvolumen mit 3334 Kusteilnehmenden beinahe auf Vor-Corona-Zeiten zurück. Direktor Stefan Eisenring zeigte sich stolz über die «sehr stabilen Studierendenzahlen» und verwies insbesondere auf das Wachstum bei HF-Lehrgängen (plus 5%) und die Zunahme bei Kursteilnehmenden (plus 743). «Wir befähigen Menschen, die Zukunft zu gestalten», betonte Eisenring die 2022 von der Belegschaft erarbeitete ibW-Vision und zeigte anhand eines Films, wie diese an einem Mitarbeitendentag in Zusammenarbeit mit Graffiti-Künstler Bane umgesetzt wurde.
Formal schloss die Jahresrechnung 2022 des Trägervereins mit einem Gewinn von rund 210’000 Franken, die Rechnung des Fördervereins mit einem kleinen Verlust von rund 2300 Franken. Neu in den Vorstand des Trägervereins gewählt wurde Raphael Lüchinger als Vertreter der Stiftung Interkantonale Försterschule Maienfeld, der den pensionierten August Ammann ersetzt.
Peter Spuhler im Interview mit Oceana Galmarini
Den Abschluss der Generalversammlung machte – vor dem traditionellen Apéro – ein spannendes Interview der TV-Journalistin Oceana Galmarini, die den Unternehmer Peter Spuhler gekonnt zu seiner Karriere, wirtschaftlichen Sorgen, privaten Einsichten und seiner Einschätzung der Weltlage befragte. Der Verwaltungsratspräsident von Stadler Rail verriet einige seiner Erfolgsgeheimnisse, unter anderem auf die Frage, wieviel er arbeite: «Ich zähle die Stunden nicht, weil ich sehr gerne arbeite, vor allem auch mit Jungen.» Aus seiner Zeit als aktiver Eishockeyaner habe er dabei einiges mitgenommen: «Die Leidenschaft zum Kämpfen und zum Gewinnen. Das gehört auch zum Unternehmertum.»
(Text/Bilder: ibW Höhere Fachschule Südostschweiz/zVg.)