«Unser nächstes Ziel ist ein Badesee»

«Unser nächstes Ziel ist ein Badesee»

Manuela Engler und Ramona Gurt haben es geschafft, dass die Landquarter Kinder wieder einheimisch auf Danusa fahren können – mit spezieller Jugendförderung kostet es für die Eltern sogar nur 100 oder 150 Franken pro Kind und Jugendliche. Die politische Arbeit hat das Duo wach gerüttelt.

Am Anfang des Einheimischen-Tarif für Landquart standen zwei Frauen: Manuela Engler und Ramona Gurt. Beide haben zwei Kinder, 5 und 7 Jahre alt. Eine von ihnen war schon als Kind auf Danusa und führt die Tradition jetzt mit ihren Kindern weiter. «Mein Sohn stand schon auf den Skiern, bevor er zwei Jahre alt war», sagt Ramona Gurt.

Skifahren auf Danusa ist für viele Familien teuer. Viele Gemeinde haben den Einheimischen-Tarif und fahren so billiger. Die Gemeindeversammlung von Landquart hatte den Betrag für den Einheimischen-Tarif 2008 aus dem Budget gestrichen. «Das wollte ich wieder ändern», sagt Ramona Gurt.

Bloss: Wie? Erste Erkundigungen ergaben: Eine Initiative würde den grössten Nutzen bringen. «Aber davon hatte ich keine Ahnung.» Ramona Gurt wandte sich an ihre Freundin Manuela Engler, die sie in schriftlichen Dingen unterstützen sollte. Über eine weitere Freundin kamen sie in Kontakt mit Christoffel Brändli, dem ehemaligen Regierungsrat. Er half ihnen, die Initiative vorzubereiten.

«Wir hatten keine Ahnung von Politik», sagt Manuela Engler. «Christoffel Brändli hat uns gezeigt, wie man vorgehen muss. Dafür sind wir ihm wahnsinnig dankbar.» 200 Stimmen braucht es für eine Initiative; ihr Ziel waren von Anfang an 500. «Am Schluss kamen wir auf 715. Das machte uns wahnsinnig Freude.»

Weil wegen Corona fast keine Veranstaltungen statt fanden, mussten sie die Unterschriften innert vier Wochen quasi von Tür zu Tür sammeln. Erreicht wurde die grosse Anzahl an Unterschriften auch deshalb, weil sie im Dorf Unterstützerinnen und Unterstützer fanden, die ihnen geholfen haben. «Zwei Leute sagten uns, sie hätten die Idee auch schon gehabt, seien dann aber am bürokratischen Aufwand gescheitert», sagt Ramona Gurt. Ihr einziges Werbemittel waren Facebook und Whatsapp-Status.

Ein erster Schritt war erreicht, als die Gemeindeversammlung im Juni dieses Jahres entschied, die Initiative, die Verhandlungen mit Grüsch Danusa über einen Einheimischen-Tarif mit spezieller Jugendförderung verlangte, anzunehmen. Letzte Woche dann der zweite Schritt: Die Gemeindeversammlung musste dem Resultat der Verhandlungen zustimmen.

«Da waren wir schon sehr nervös», sagt Manuela Engler. «Wir wussten nicht, ob wir genug Leute mobilisieren konnten.» Über 200 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger besuchten die Gemeindeversammlung – soviele wie selten. Neben dem Einheimischen Tarif wurde auch über das Budget und den Generationenpark, der beim Spielplatz in Igis einen Pumptrack und einen Parc da Moviment beinhaltet, abgestimmt.

«Es war wie ein Krimi», sagt Ramona Gurt. Das auch deshalb, weil der Gemeinderat einen Gegenvorschlag zur Initiative präsentierte, der einen festen Betrag für alle Kinder und Jugendliche vorsah, die ein Saisonabo lösen – und zwar egal in welchem Skigebiet. «Auf dem Papier sah das sehr attraktiv aus», sagt Ramona Gurt. «Wir waren uns deshalb gar nicht sicher, ob wir Erfolg haben würden.»

Doch die Gemeindeversammlung war mehrheitlich auf ihrer Seite. 180 von über 200 Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern sagten Ja – und damit fährt, sollte das Referendum nicht ergriffen werden, Landquart wieder einheimisch auf Danusa. «Wir sind sehr stolz, dass wir das erreicht haben», sagt Manuela Engler. Grüsch Danusa hat den Vorverkauf für die Wintersaison bis Mitte Dezember verlängert.

Und jetzt, wo sie politische Luft geschnuppert haben? Ist Gemeinderat das nächste Ziel? »Wir witzeln immer, dass wir als nächstes einen Badesee haben wollen. Beim Igiser Spielplatz», sagt Ramona Gurt. «Aber das ist wirklich nur ein Witz.» Gemeinderat – das können sich beide nicht vorstellen. «Aber ganz sicher hat es uns die Augen geöffnet, dass es wichtig ist, an der Gemeindeversammlung teilzunehmen. Da wird über unsere Zukunft entschieden – und das bisher ohne dass wir mitgeredet haben.»

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.