«Wir müssen alle Mister und Misses Olympia sein»

«Wir müssen alle Mister und Misses Olympia sein»

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Das Zauberwort für Olympia lautet gemäss Projektleiter Andreas Wieland ‹Digitalisierung›: «Die digitale Infrastruktur muss unbedingt angepasst werden.»

Gast von «Bündner-Tagblatt»-Chefredaktor Luzi Bürkli in seinem Talk «BTindrBeiz» im Restaurant Frohsinn in Chur war diesmal kein Geringerer als Andreas Wieland, CEO der Hamilton und Projektleiter Olympia 2026.

Das Bild, das Andreas Wieland von Graubünden zeichnete, war düster. «Es geht Graubünden nicht gut, vor allem dem Tourismus.» Bei der letzten Abstimmung hätten viele Leistungsträger versprochen, etwas zu unternehmen. «Sie haben ihr Versprechen nicht erfüllt», sagte Andreas Wieland.

«Olympia ist eine grosse Kiste», sagte der CEO der Hamilton in Bonaduz. Aber in seiner Firma hätte er auch grosse Kisten. Er sei sich also gewohnt, Risiken abzuwägen. «Der schwächelnde Tourismus gibt die Legitimation, die Spiele durchzuführen.» Die Wintersport-Anlagen müssten auch ohne Olympia eine Top-Qualität bieten, was Kosten verursache.

Etwas vom wichtigsten sei die digitale Infrastruktur. «Wir müssen unsere Investitionspolitik anpassen.» Der Kanton gäbe unter anderem 200 Millionen Franken für die RhB und 300 Millionen für die Bauern aus. «Glauben sie, ich als Hamilton-Chef würde das Geld so investieren?» Was hätte der Kanton in den letzten Jahren für die Gäste gemacht? «Nichts.» Viel wichtiger als zehn Minuten schneller nach Zürich zu kommen sei, überall ein G4-Netz zu installieren. «Es gibt Täler, die haben immer noch Kupferkabel. Dort kann man Olympia in zehn Jahren nicht mehr im Fernsehen gucken.» Aber auch das seien Aufwände, die man auch ohne Olympia haben werde.

Doch Olympia ist nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine der Unterstützung der Regierung, der Sportverbände und der Bevölkerung. «Was haben Täler wie Vals oder das Val Müstair von Olympia?», fragte Lutzi Bürkli. «Wenn es uns gelingt, die Zentren aufzuwerten, haben auch die kleinen Täler etwas davon», sagte Andreas Wieland. «Wir haben viel zu bieten, und wenn das Aufwerten, kommen auch die Investoren wieder.»

Das neue Konzept sieht vor, das zu berücksichtigen, was Graubünden könne und den Rest den anderen zu überlassen. Das bedeutet gemäss Wieland auch, den Eisschnelllauf zum Beispiel in Holland statt finden zu lassen. «Das sind die Profis. Die Flugstrecken sind kurz, und wir bauen sicher keine Halle dafür.» Allerdings kämen auch Hallen von Firmen im Raum Zürich in Frage, die man kurzfristig umnützen könne. «Wir haben für alles einen Plan B.» Auf jeden Fall würden keine Milliarden in die Infrastruktur gesteckt. «Die Nachhaltigkeit muss sich im Projekt spiegeln.»

Überhaupt: Für Andreas Wieland, der zugab, vor seinem Amt als Projektleiter gar nicht alle Sportarten gekannt zu haben, sind die Spiele nicht so wichtig. «Viel wichtiger ist der Weg dorthin. Wenn wir es schaffen, eine Stimmung zu erzeugen, dann bekommt es auch Drive. Ich will, dass wir alle Mister und Misses Olympia sind.»

Die Abstimmung findet am 12. Februar statt. Auf die Frage, warum bisher nur wenig kommuniziert worden sei, antwortete Andreas Wieland: «Schon meine Mutter hat damals in meiner Jugend im Prättigau immer gesagt: Zuerst werden die Eier gelegt und dann wird gegackert.»

 

(Bild: Mattias Nutt)

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.