Es ist soweit: Die Restaurants in Chur – und in Graubünden – dürfen wieder öffnen. Mit dem Restaurant Calanda in Chur zeigte der Corona-Krisenstab, wie die Vorschriften aussehen und umgesetzt werden können.

Am 11. Mai sind Shopping-Touren und Restaurantbesuche endlich wieder möglich. Was noch vor dem 11. März dieses Jahres blitzende Augen und rauchende Kreditkarten verursachte, ist jetzt mit ganz viel Auflagen verbunden. «Wir haben mit der Schliessung begonnen und gehen jetzt zurück zur Öffnung», sagte Chur Stadtpräsident Urs Marti am Donnerstag vor den Medien im Restaurant Calanda in Chur. Rund 300 Restaurants gibt es in Chur, und Marti rechnet damit, dass ein paar gar nicht erst öffnen, weil sich der Aufwand nicht lohnt oder sie ihn nicht stemmen können.

Das Restaurant Calanda gilt für die Stadt als Referenzbetrieb. «Wir haben hier alle Herausforderungen, die wir sehen», sagte Urs Marti. Das Restaurant hat Tische, man kann essen, es hat eine Bar, es hat Hochtische, und es hat einen Aussenbereich mit Bar und Tischen. Am Donnerstag war der Aussenbereich noch nicht parat, dafür waren drinnen die Tische schon bereit gestellt. Auf dem Boden zeigen Kleber, wo die Tische stehen, wo die Abschrankungen und wo man durch muss. Einen Tag haben Sandra Brunner und ihr Team darauf verwendet, um es passend zu machen. Ungefähr die Hälfte der Stühle sind weg, und auch bei den Tischen sind merkliche Lücken spürbar.

Kein Missbrauch von Telefonnummern

Um das Restaurant Calanda für das Publikum zu öffnen, muss es, wie alle anderen Restaurants in der Schweiz auch gewisse Kriterien erfüllen. «Wir halten uns eng an die Vorgaben vom Branchenverband GastroSuisse», sagte Polizeikommandant Ueli Caluori. Das Restaurant Calanda hat zwei Varianten gewählt, wenn die geforderten Abstände von zwei Meter nicht erfüllt werden können: Entweder mit Stellwänden oder mit Tischen, die als Servicetische gekenntzeichnet sind und keine Stühle haben. Bei den Hochtischen sind die Stellwände auf Holzlatten gestellt. «Das ist genau das, was wir wollen: Nach Lösungen suchen. Nicht schimpfen, was man nicht darf und so, sondern kreativ sein», sagte Urs Marti. Die Bar ist nicht in Betrieb.

Neben den zwei Metern Abstand gilt auch die Regel, dass nicht mehr als vier Personen an einem Tisch sitzen dürfen, sich die Gruppen nicht mischen sollen und nur sitzend konsumiert werden darf. Wer konsumieren will, muss Name und Telefonnummer hinterlassen. «Wir werden diese Nummern nicht missbrauchen und nach zwei Wochen shreddern», sagte Sandra Brunner. Mit anderen Restaurants ist die Stadtpolizei unter der Leitung von Andrea Deflorin, Abteilungsleiter der Gewerbepolizei. «Wir setzen vor allem auf Dialog und nicht auf Repression», sagte Ueli Caluori. Wenn es irgendwo Probleme gäbe, wolle man in erster Linie Lösungen suchen.

Volle Speisekarte, halbes Personal

Ob sich der Aufwand lohnt, wird man erst später wissen – doch um den Umsatz und einen Teil der verlorenen Einnahmen wieder hereinzuholen, hat sich Urs Marti überlegt, die Polizeistunde für Restaurants in der Altstadt mit Gärtli um eine Stunde von 23 Uhr auf Mitternacht zu verlängern und die fehlenden Plätze innen im Aussenbereich aufzustocken. «Wir werden einen Stadtratsbeschluss machen, der wahrscheinlich nächsten Dienstag verabschiedet wird», sagte der Stadtpräsident. Gegen den Beschluss kann Einsprache erhoben werden. Die Verlängerung ist vorerst befristet, entspricht aber schon lange einem Wunsch von Urs Marti: «Wenn man in den Ferien im Ausland in einer Beiz hockt, ist auch nicht um 23 Uhr fertig.»

Sandra Brunner hofft jedenfalls, dass ab Montag auch wirklich Gäste kommen. «Wir machen alles, um die Sicherheit zu gewährleisten.» Das Restaurant Calanda wird mit am Montag öffnen – mit der vollen Speisekarte und nur der Hälfte des Personals.

(Bilder: GRHeute)

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.