Was tun, wenn die Kinder im Bett sind und man sich eigentlich am liebsten zu ihnen legen würde? Tina Fasciati setzt sich dann an die Nähmaschine und macht Quilts. Angefangen hat alles mit einer Decke aus Engadiner-Skimarathon-Startnummern.
Neun Jahre alt ist die Decke. Für eine Dekade Teilnahme am Engadiner Skimarathon. Vierstellige Nummern für sie, Tina Fasciati, fünfstellige Nummern für ihren Mann, RhB-Direktor Renato Fasciati. Seit neun Jahren begleitet die Decke die Familie, zu der auch noch vier Kinder gehören, auf ihren Reisen nach Südfrankreich. «Die Zahlen bleichen langsam aus. Aber es ist mein grösster Quilt und am Strand haben alle darauf Platz.», sagt Tina Fasciati.
Die Decke, die auch eine Zeitreise durch Logos und Sponsoren ist, war der Startschuss für ein Hobby, das die 43-Jährige heute pflegt, wenn die Kinder im Bett sind. Wenn alle Bedürfnisse der Familie gestillt sind und sie endlich Zeit für sich hat. Wenn das Chaos eines Tages mit vier Kindern weggeräumt ist, verschwindet sie in eine Welt voller Strukturen. «Ich mag Improvisation nicht besonders, das ist mir oft zu unordentlich. Für mich liegt die Schönheit eines Quilts in den sich wiederholenden Mustern.» In den klaren Linien und einem Konzept, das man am Ende heraussehen kann.
Ganz anders ist da der Alltag mit den vier Kindern, einem Sohn und drei Töchtern. Die Kleinste verbringt ihren Tag ausser zwei Vormittagen in der Spielgruppe noch zumeist Zuhause, die drei anderen Kinder sind in der Schule und im Kindergarten. Das bedeutet viel Fremdbestimmung, Unordnung und Haushaltsarbeit, da braucht es viel Organisation und einen kühlen Kopf.
Wenig Zeit für Zukunftsplanung
In der Rolle als Familienmanagerin ist Tina Fasciati heute da, wo sie immer sein wollte. Glücklicherweise hat es sich, wie so vieles in ihrem Leben, einfach so ergeben. In Balgach im St. Galler Rheintal aufgewachsen, ging sie, weil ihr das Lernen leicht fiel, nach der Kanti in Heerbrugg zum Studium an die HSG in St. Gallen. Mit dem lic. oec. in der Tasche zog es sie in die Immobilienberatung und nach drei Jahren in die Immobilienverwaltung. «Das hat mir Spass gemacht, aber nach der Familienpause möchte ich gerne etwas anderes machen», sagt Tina Fasciati.
Was kommt, wenn die Kinder einmal draussen sind, weiss sie noch nicht. Der Alltagstrubel lässt wenig Zeit für ruhige Zukunftsplanung. «Es war letztens bei einem Arztbesuch, als mir bewusst wurde, dass nach den Kindern noch ziemlich viel Leben übrig ist und ich noch nicht wirklich weiss, was ich dann machen möchte.» Einen Nähtreff leiten oder Quiltkurse geben wäre schön, doch im Moment lässt dies die Familiensituation noch nicht zu.
So zieht sich Tina Fasciati in ruhigen Minuten in ihr Atelier im unteren Stock des Hauses zurück, wo die Stoffe nach Farben und Grösse geordnet schön strukturiert in ihren Gestellen liegen und auf ihren Auftritt warten. Und manchmal gibt es am Ende eine neue Decke für eins der Kinder oder andere Menschen, die ihr nahe stehen.
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GRHeute am Engadin Skimarathon: Mittendrin statt nur dabei
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(Bild: GRHeute)