Kanton schliesst Rechnung 2024 mit deutlichem Überschuss ab

Kanton schliesst Rechnung 2024 mit deutlichem Überschuss ab

GRHeute
13.03.2025

Die Rechnung 2024 des Kantons Graubünden schliesst mit einem Ertragsüberschuss von insgesamt 87,7 Millionen Franken ab (Vorjahr: 162,4 Mio.). Das gute Ergebnis ist ertragsseitig breit abgestützt. Dabei hält auch die Dynamik auf der Ausgabenseite an, dies insbesondere bei den Beiträgen im Sozial- und Gesundheitswesen. Gleichzeitig nehmen die Investitionen mit brutto mehr als 30 Millionen kräftig zu. Mit dem Ergebnis wird die Bilanz weiter gestärkt. Das frei verfügbare Eigenkapital wächst um 69,4 Millionen auf 927,4 Millionen. Die Finanzlage ist weiterhin solid, wobei sich die Ertragsüberschüsse seit dem Rekordjahr 2022 (205,6 Mio.) deutlich verringert haben. Für das laufende Jahr 2025 wird ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet.

Das Rechnungsergebnis 2024 ist durch folgende Eckwerte gekennzeichnet:

 

Breit abgestütztes Ertragswachstum

Die erfreuliche Entwicklung der Erträge ist breit abgestützt. Sowohl die kantonseigenen Steuererträge (+47,3 Mio.) als auch der Finanzertrag (+27,4 Mio.) haben deutlich zugenommen. Bei den Steuererträgen nahmen die Einkommenssteuern der natürlichen Personen betragsmässig am stärksten zu (+21,2 Mio.), während die Gewinnsteuern der juristischen Personen das stärkste Wachstum verzeichneten (+18,7 %). Beim Finanzertrag sind insbesondere die höheren Dividenden auf das Dotationskapital der Graubündner Kantonalbank (GKB) zu erwähnen (+8,8 Mio.). Wasserzinsen und Erträge aus der Stromverwertung tragen mit einem Plus von 27,1 Millionen zum Ergebnis bei. Der Transferertrag nimmt hauptsächlich aufgrund der höheren Anteile an der direkten Bundessteuer und der Verrechnungssteuer (+16,9 Mio.) zu. Dank dieser robusten Ausgangslage ist die per 2024 in Kraft getretene Senkung des Steuerfusses für die natürlichen Personen von 100 Prozent auf 95 Prozent der einfachen Kantonssteuer tragbar. Auswirken wird sich diese jedoch grösstenteils erst im 2025.

Aufwandwachstum im Blick behalten

Der betriebliche Aufwand ist mit 162,3 Millionen (+6,2 %) deutlich stärker gewachsen als der betriebliche Ertrag (+99,8 Mio. bzw. 3,8 %). Insbesondere die Beiträge an Gemeinwesen und Dritte (+64,1 Mio.) schmälern das Ergebnis. Der Grossteil davon entfällt auf die Bereiche des Sozial- und Gesundheitswesens. Auch der Sach- und übrige Betriebsaufwand (+25,9 Mio.) sowie der Personalaufwand (+21,2 Mio.) nehmen relativ stark zu. Es ist wichtig, das Aufwandwachstum im Blick zu behalten. Zudem sind bedeutende Mindereinnahmen zu verzeichnen: 2024 ist wie bereits 2023 die Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vollständig ausgefallen. Die Ressourcenausgleichszahlungen von Bund und Kantonen fallen gegenüber dem Vorjahr um 36,8 Millionen tiefer aus.

Die Abweichung zwischen Budget (ohne Nachtragskredite) und Rechnung liegt im operativen Ergebnis bei 156,0 Millionen und beträgt damit 2,8 Prozent der Summe des operativen Aufwands und Ertrags. Je rund die Hälfte davon ist auf höher als budgetierte Erträge und nicht beanspruchten Aufwand zurückzuführen.

Ausgeglichene Strassenrechnung

Die Spezialfinanzierung Strassen weist auch im 2024 eine ausgeglichene Rechnung aus. Dies obwohl aufgrund von Unwettern (insb. Misox) höhere Aufwendungen angefallen sind. Erstmals seit mehreren Jahren wurde wieder ein Beitrag aus den allgemeinen Staatsmitteln beansprucht (18,6 Mio.). Das Strassenguthaben verbleibt auf dem gesetzlichen Maximum von 100 Millionen.

Kleines Plus im ausserordentlichen Ergebnis

Die drei im politischen Interesse gehaltenen Finanzanlagen des Kantons, Partizipationsscheine der GKB (+24,0 Mio.), Aktien Repower AG (-25,3 Mio.) und Aktien Ems-Chemie Holding AG (+1,1 Mio.), haben im Total zu einem beinahe ausgeglichenen Ergebnis geführt. Als ausserordentlicher Ertrag verbucht wurden zudem verschiedene Entnahmen aus und Einlagen in Vorfinanzierungen, insbesondere betreffend die Umsetzung des «Aktionsplans Green Deal (AGD)» (netto -5,5 Mio.). Insgesamt resultiert im ausserordentlichen Ergebnis ein kleines Plus von 3,4 Millionen (Vorjahr +41,9 Mio.).

Investitionen deutlich höher als im Vorjahr

Die Bruttoinvestitionen haben 2024 mit 420,3 Millionen (Vorjahr 389,8 Mio.) das bisher höchste Niveau erreicht. Die vom Kanton zu finanzierenden Nettoinvestitionen belaufen sich auf 258,9 Millionen. Sie übertreffen den Vorjahreswert um 16,4 Millionen. Die eigenen Investitionsbeiträge liegen mit 228,2 Millionen ebenfalls deutlich über dem Vorjahreswert (+25,2 Mio.). Für die Bauprojekte des Hoch- und Tiefbaus sowie Mobilien und Software wurden insgesamt 167,3 Millionen ausgegeben und damit 8,0 Millionen mehr als im Vorjahr.

Eigenkapital wächst dank Ertragsüberschuss

Das gesamte Eigenkapital erhöht sich nach der Gewinnverbuchung um 87,7 Millionen und beträgt neu 3,32 Milliarden. Davon sind 927,4 Millionen frei verfügbares Eigenkapital (Vorjahr 858,0 Mio.). Die übrigen 2,39 Milliarden sind im Verwaltungsvermögen, in Finanzanlagen sowie in Spezial- und Vorfinanzierungen gebunden.

Für 2025 ausgeglichenes Ergebnis erwartet

Ausgehend vom Rechnungsabschluss 2024 lässt sich das mögliche Rechnungsergebnis 2025 grob ableiten. Gewiss sind bereits Ausschüttungen der SNB in der Höhe von 56,8 Millionen. Die Dividende der GKB für das Geschäftsjahr 2024 inklusive der Abgeltung der Staatsgarantie liegt mit 103,7 Millionen auf Vorjahresniveau. Die Steuererträge haben 2024 den Budgetwert 2025 bereits um gut 30 Millionen übertroffen. 2025 wirkt sich allerdings erstmals die Steuerfusssenkung für die natürlichen Personen um 5 Prozent aus (-30 Mio. ggü. Vorjahr). Mindereinnahmen sind auch beim Beitrag aus dem Ressourcenausgleich des Bundes zu erwarten (-11,6 Mio.). Aufwandseitig dürfte die Dynamik jedoch ebenfalls weiter anhalten, insbesondere bei den Beiträgen an Dritte, aber auch beim Sach- und Personalaufwand. Im Budget 2025 ist ein Wachstum der Gesamtausgaben von 5 Prozent eingerechnet. Insgesamt ist für das Rechnungsjahr 2025 mit einem ausgeglichenen operativen Ergebnis zu rechnen. Seit 2022 nehmen die Ertragsüberschüsse sukzessive ab.

Die Finanzplanung zeigt für die Jahre 2026 bis 2028 hohe Defizite zwischen 118 und 137 Millionen. Die Zahlungen des Bundes aus dem Ressourcenausgleich werden weiter stark zurückgehen. Zudem ist ergänzend zur bereits beschlossenen Steuerfusssenkung eine gezielte Reduktion der Einkommenssteuern für die Entlastung der Erwerbstätigen und Familien geplant (ab 2027 jährlich -20 Mio.). Die Nettoinvestitionen steigen bis 2027 auf gut 400 Millionen bevor sie 2028 wieder abnehmen. Weitere mögliche Belastungen des Finanzhaushalts kommen insbesondere von nationalen Gesetzesvorlagen, wie insbesondere das Entlastungspaket 2027, die Aufhebung der Eigenmietwertbesteuerung, der Wechsel zur Individualbesteuerung und die Anpassungen bei den Prämienverbilligungen. Die Voraussetzungen sind aber weiterhin gut, um die künftigen finanziellen Herausforderungen zu meistern. Zudem kann und soll gezielt frei verfügbares Eigenkapital eingesetzt werden, um bestimmte Mehrbelastungen abzufedern.

Der Grosse Rat wird die Jahresrechnung 2024 in der Junisession 2025 behandeln.

 

(Symbolbild: Pixabay)

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