Mehr als 25% des Geldes in Graubünden wird im Tourismus erwirtschaftet

Mehr als 25% des Geldes in Graubünden wird im Tourismus erwirtschaftet

GRHeute
31.01.2024

Die neue Wertschöpfungsstudie zum Bündner Tourismus zeigt auf: Der Tourismus generiert eine Bruttowertschöpfung von 4,05 Milliarden Franken in Graubünden. Damit trägt der Sektor 26,5 Prozent zur kantonalen Wirtschaftsleistung bei.

Das Amt für Wirtschaft und Tourismus (AWT) hat mit EBP Schweiz eine umfassende Studie zur Wertschöpfung im Bündner Tourismus durchgeführt. Es wurden sowohl die Angebotsseite als auch die Nachfrageseite der Bündner Tourismuswirtschaft erhoben und analysiert, wie die Standeskanzlei des Kanton Graubündens am Mittwoch mitteilt. Die Studie hat folgende Hauptergebnisse zu Tage gefördert:

  • 4,05 Milliarden Franken Bruttowertschöpfung
    Mehr als jeder vierte Franken im Kanton wird im Tourismus erwirtschaftet.
  • 31,3 Prozent der Beschäftigten stehen mit dem Tourismus in Verbindung
    Jedes dritte beschäftige Vollzeitäquivalent in Graubünden hängt direkt oder indirekt mit dem Tourismus zusammen.
  • 23,8 Millionen Gästefrequenzen
    Graubünden verzeichnet jährlich 4,7 Millionen Tagesgäste und 19,1 Millionen Übernachtungen, davon werden 5,5 Millionen in der Hotellerie generiert.
  • 11 600 Franken Investitionen pro Zweitwohnung und Jahr
    Jährlich werden in den Bündner Zweitwohnungen durchschnittlich 11 600 Franken für Anschaffungen, Investitionen und Renovationen ausgegeben.

Regional unterschiedliches Gewicht des Tourismussektors
Fast ein Drittel der gesamten touristischen Wertschöpfung Graubündens von 4,05 Milliarden Franken wird in der Analyseregion Engadin / Südtäler (Regionen Engiadina Bassa / Val Müstair, Maloja und Bernina) erwirtschaftet. Die zweitgewichtigste Region bildet das Bündner Rheintal (Region Imboden, Landquart und Plessur, ohne die Gemeinden Arosa und Churwalden). Das grosse Gewicht dieser nicht auf den ersten Blick touristisch ausgerichteten Region entsteht zu 90 Prozent durch direkte und indirekte Wertschöpfung in Branchen ausserhalb der touristischen Leistungsträger, sowie durch Vorleistungen und nachgelagerte Effekte des Tourismus.

Abbildung 1: touristische Wertschöpfung nach Branchen und Regionen

Quantitativ am meisten zur touristischen Wertschöpfung trägt kantonsweit die Branchengruppe «Übrige Dienstleistungen» mit 1,67 Milliarden Franken bei (Abbildung 1). Diese Gruppe umfasst unter anderem den Grosshandel, das Architektur- und Immobilienwesen, die Finanzdienstleister, sowie das Gesundheitswesen. Danach folgt die Branchengruppe «Touristische Leistungsträger» (welche die Beherbergung, Gastronomie und den Verkehr zusammenfasst) mit einer Wertschöpfung von knapp 1,4 Milliarden Franken.

Innerhalb dieser Branchengruppe ist wiederum die Beherbergungsbranche der grösste touristische Wertschöpfungsgenerator, gefolgt vom Verkehr, welcher unter anderem auch den Betrieb von Bergbahnanlagen inkludiert (Abbildung 2). Ergänzend zu dieser Branchensicht sind im Bericht zur Wertschöpfungsstudie auch die Ergebnisse der Analyse aus Sicht der Bergbahnunternehmen (Bergbahnen, inkl. Nebenbetriebe: Hotels, Skischulen, Bergrestaurants, usw.), welche im Rahmen eines Zusatzauftrags durch die Bergbahnen Graubünden erarbeitet und bereits im Dezember 2023 publiziert wurden, integriert.

Abbildung 2: touristische Wertschöpfung in den Kernbranchen des Tourismus nach Regionen

Fast jeder dritte Arbeitsplatz hängt mit dem Tourismus zusammen
Mit rund 33 000 Vollzeitäquivalenten ist der direkte und indirekte Beschäftigungsanteil des Tourismus an der Bündner Volkswirtschaft hoch (Abbildung 3). Fast ein Drittel der Beschäftigten sind im Kanton direkt und indirekt mit dem Tourismus verbunden. Mit 31,3 Prozent ist der Tourismusanteil gemessen an der Arbeitskraft in Graubünden höher als im Kanton Wallis (29 Prozent, 2014), im Kanton Bern (7,8 Prozent, 2018) und im Kanton Tessin (12 Prozent, 2014).

Abbildung 3: touristische Beschäftigung nach Branchen und Regionen

Fast 20 Millionen Übernachtungen in Graubünden
Die umfassende Befragung der Übernachtungs- und Tagesgäste hat gezeigt, dass in Graubünden jährlich 19,1 Millionen Übernachtungen generiert werden. Dies bedeutet, dass zusätzlich zu den rund 5,5 Millionen Hotelübernachtungen ein bedeutender Anteil der Gästefrequenzen in den eigengenutzten Ferienwohnungen, der Parahotellerie, sowie in Form von Übernachtungen bei Bekannten stattfinden. Zusätzlich dazu besuchen 4,7 Millionen Tagesgäste pro Jahr die Bündner Regionen. Die durchschnittlichen Tagesausgaben pro Gast in Graubünden reichen von 260 Franken (Hotelgäste) über 89 Franken (Tagesgäste) bis zu 54 Franken (Gäste in eigengenutzten Ferienwohnungen).

Über drei Viertel der Zweitwohnungen werden nicht bewirtschaftet
Kantonsweit werden 78 Prozent der Zweitwohnungen exklusiv von den Eigentümerinnen und Eigentümern selbst genutzt. Hauptgrund für die Nichtvermietung an Dritte sind dabei die gewollte Privatsphäre und die gewünschte Flexibilität für die Eigennutzung. Im kantonsweiten Mittel werden jährlich und pro Objekt 11 600 Franken investiert und ausgegeben, davon werden über 84 Prozent der Ausgaben innerhalb des Kantons getätigt. Regional unterscheidet sich die Höhe der Investitionen beträchtlich. Die Nutzung der Zweitwohnungen zu Homeoffice-Zwecken hat sich während der Pandemie verdoppelt und künftig können sich gemäss einer Selbsteinschätzung 36 Prozent der Eigentümerinnen und Eigentümer vorstellen, in ihrer Zweitwohnung zu arbeiten.

Einzigartige Datengrundlage zum Tourismus in Graubünden
In der Sommersaison 2022 und in der Wintersaison 2022/2023 sind nahezu 21 000 Gäste und Einheimische zu ihrem Aufenthalt und zum Ausgabeverhalten befragt worden. Ergänzend dazu nahmen mehr als 8300 Zweitwohnungseigentümerinnen und -eigentümer an einer Online-Umfrage zum Investitions- und Nutzungsverhalten ihres Ferienobjekts teil. Befragt wurden ausserdem eine Auswahl an Bündner Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Die neue Wertschöpfungsstudie Tourismus basiert damit auf einer sehr fundierten Datengrundlage, welche in dieser Form schweizweit einzigartig ist.

 

(Bild: zVg.)

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